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Karl Hegel an Heinrich Sybel, Erlangen, 14. März 1860

Verehrter Freund!

Ich erwarte täglich mit Ungeduld Ihre Antwort. Die Ferien kommen heran, wo ich mehr freie Zeit gewinne, mich mit den Arbeiten für die Städtechroniken zu beschäftigen, und noch immer bin ich im Ungewissen darüber, ob ich die Hülfe eines deutschen Philologen gewinnen werde, wovon jetzt für die Vertheilung und den Fortgang der Arbeiten sehr viel abhängt. Am liebsten hätte ich mich gleich mit meiner Anfrage an den empfohlenen Lexer gewendet, wenn ich nicht schon zuvor Sie gebeten hätte, sich auch bei Ihrem Collegen Hoffmann nach einem geeigneten Mann zu erkundigen und ich erst noch Ihre Mittheilung hierüber abwarten wollte. Aber die Sache leidet schwer unter dem längeren Aufschub: darum bitte ich dringend mich in wenigen Zeilen zu benachrichtigen, was Sie von Professor Hoffmann erfahren haben, oder auch daß sie nichts von ihm erfahren haben, damit ich nicht länger aufgehalten bin.

Werden Sie in den Ferien über Ostern1 hinaus in München sein? ich will noch mit einer Geldforderung von circa 100 florin kommen, um selbst nach den Handschriften in Leipzig, Dresden und Berlin zu sehen. Eine wichtige Handschrift, Nürnberger Chronik von Anton Tucher habe ich aus Weimar erhalten; einige andere aus Wolfenbüttel und Jena sind von geringerer Bedeutung.2 Die Masse des Stoffs ist außerordentlich groß und die historische Sichtung, womit Kern immer noch in Nürnberg fleißig beschäftigt ist, sehr schwierig.

Leben Sie wohl!

ganz der Ihrige
Hegel.