In Folge eingezogener Erkundigungen bei dem ungarischen Nationalmuseum
in Pesth, ob ich zwei dort befindliche Handschriften, NürnbergerChroniken2 enthaltend, hierher zur Benutzung bekommen könne, wurde mir der Weg angegeben, den ich durch beiliegendes Schreiben eingeschlagen habe. Es wurde verlangt, daß solches Schreiben3 vermittelst der historischen Commission an die betreffende Stelle gerichtet werden solle, damit diese daraus Veranlassung nehmen könne, die nöthige Erlaubniß bei der k[aiserlich] k[öniglichen]Statthalterei in Ofen nachzusuchen. Außerdem wird nach dort bestehenden Vorschriften noch die Hinterlegung einer Caution, welche der Bibliotheks Custos festzustellen hat, gefordert werden.
Demgemäß ersuche ich Ew. Hochwohlgeboren dem beiliegenden Schreiben die Beglaubigung oder Empfehlung Seitens der historischen Commission hinzuzufügen und sodann dasselbe unter deren Siegel an die dort bemerkte Adresse | gelangen zu lassen. Die Caution wird a conto der Herausgabe deutscherStädtechroniken vorzustrecken sein.
Auf dasselbe Conto ersuche ich Sie die beifolgende Quittung4 über 150 fl.5 anzuweisen, welche Summe dazu bestimmt ist, die Reise zu bestreiten, welche ich nach Ostern6 nach Leipzig, Dresden und Berlin auszuführen beabsichtige, um die handschriftlichenChroniken in den dortigen Bibliotheken zu untersuchen.
Hochachtungsvoll und ganz ergebenst
Prof. Dr. Hegel in Erlangen.
Erlangen 22 März 1860.
1Ort und Datum stehen auf der zweiten Seite des Briefes unten linksbündig. 2Benötigt im Zusammenhang der Arbeiten an der von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften schon in ihrer Gründungssitzung im Herbst 1858 beschlossenen Edition der „Chroniken der deutschen Städte vom 14. bis ins 16. Jahrhundert“, mit deren Leitung Karl Hegel beauftragt wurde. Vgl. zu diesem Editionsprojekt einführend Kreis, Karl Hegel. Geschichtswissenschaftliche Bedeutung, S. 165 ff. 3Schreiben liegt nicht mehr bei. 4Liegt nicht mehr bei. 5Florin = Gulden. 6Ostern war im Jahre 1860 am 8. und 9. April.
Hegel, KarlKarl Hegel
HiKo
11657075X
Sybel, HeinrichHeinrich Sybel
HiKo
11862022318171895Sybel, Heinrich (1817–1895), in Düsseldorf geborener Historiker, Politiker und Archivar, der nach seinem Studium im Jahre 1838 an der Berliner Universität promoviert und 1840 an der Universität Bonn habilitiert wurde. Als ordentlicher Professor wirkte er an den Universitäten Marburg (1845–1856), München (1856–1861) und Bonn (1861–1875) und übernahm von 1875 bis 1895 als Direktor die Leitung der Preußischen Staatsarchive. Im Jahre 1858 gehörte er in München zu den Gründungsmitgliedern der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, gründete 1859 die Historische Zeitschrift und war von 1886 bis 1895 Präsident der Historischen Kommission in München. Im Jahre 1848 war er Mitglied des Frankfurter Vorparlaments, 1850 Mitglied des Erfurter Unionsparlaments, von 1874 bis1880 Mitglied des Preußischen Abgeordnetenhauses.
Erlangen49.5928616,11.0056Mittelfränkische Universitätsstadt, etwa 20 Kilometer nördlich von Nürnberg gelegen, seit 1810 Stadt und Universität des Königreichs Bayern.
Archiv der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften (HiKo), München.
: Bde. 1-3, 18-20, 27-29, 51-93, 147-176, 188, 191, 202, 209, 244-246, 283.
HiKo München1000
München48.1371079,11.5753822Haupt- und Residenzstadt des Königreichs Bayern an der Isar in Oberbayern.
Budapest, Ungarn47.48138955,19.14609412691246An der Donau gelegene Hauptstadt Ungarns, welche 1873 durch die Zusammenlegung der zuvor selbstständigen Städte Buda (Ofen) westlich der Donau und Pest östlich der Donau.
Leipzig51.3406321,12.3747329Am Zusammenfluß von Weißer Elster, Pleiße und Parthe gelegene Universitäts- und Messestadt in Sachsen.
Dresden51.0493286,13.7381437An der Elbe gelegene Haupt- und Residenzstadt des Königreichs Sachsen.
Berlin52.5170365,13.3888599Hauptstadt des Königreichs Preußen und ab 1871 auch des Deutschen Reiches.
SecretärLeitungsamt in der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften neben dem Amt des Vorsitzenden; Leitungsamt in wissenschaftlichen Akademien.
Historische Commission/Kommission, MünchenIm Jahre 1858 in München auf Anregung des Berliner Historikers Leopold Ranke (1795-1886) vom bayerischen König Maximilian II. Joseph (1811-1864) bei seiner Akademie der Wissenschaften gegründete Institution zur Erforschung der deutsche Geschichte.
Professor, ProfeßorBerufs- oder Amtsbezeichnung und Anrede für den Inhaber einer Professur an einer Universität oder Hochschule, wobei nicht jeder Professor eine Professur bekleidet; früher auch Bezeichnung für einen Gymnasiallehrer (Gymnasial-Professor) bzw. Lehrer an einer Lateinschule.
Ungarisches Nationalmuseum (Pest, Budapest)Die Wurzeln des Ungarischen Nationalmuseums in Pest reichen auf das Jahr 1802 zurück, in eine Zeit, in der das ungarische Nationalbewusstsein erstarkte, während sich der Bau des Gebäudes bis in die 1840er Jahre hinein hinzog; so konnte die erste Sammlung im Jahr 1846 dort einziehen.
Nürnberger, NürnbergischZu Nürnberg gehörend, Nürnberg betreffend, Nürnberg bezeichnend etc.
Chronik(en), Chroniken der deutschen Städte (Städtechroniken), chronikalische DenkmälerEdition „Die Chroniken der deutschen Städte vom 14. bis ins 16. Jahrhundert“, von 1862 bis 1899 hrsg. von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften durch Karl Hegel (1813-1901); auch allgemein: auf die Antike zurückgehende geschichtliche Darstellung, in der die Ereignisse in zeitlich genauer Reihenfolge, dabei aber, im Gegensatz zu den formal strengeren Annalen, in größeren Zeitabschnitten aufgezeichnet werden, auch im Sinne von: Lebensläufen.
kaiserlich-königlich; kaiserlich und königlich (k. k.; k. und k. et al.)Mit kaiserlich-königlich (Abkürzungen: k. k., k. u. k., K. K. oder K.K. etc.) wurde in der österreichischen Monarchie bis zum Österreichisch-Ungarischen Ausgleich 1867 die staatlichen Einrichtungen und Behörden des gesamten Reiches benannt; bereits seit dem 18. Jahrhundert waren die entsprechenden Abkürzungen gebräuchlich - das erste „K“ bzw. „k“ stand für den Kaisertitel von Österreich, das zweite für die Habsburgischen Königstitel (Ungarn und Böhmen). Nach dem Ausgleich blieb diese Abkürzung bestehen, bezog sich allerdings seitdem nur noch auf die westliche Hälfte des Reiches; das erste „K“ bzw. „k“ stand weiterhin für den Titel Kaiser von Österreich, während das zweite nun für den Titel König von Böhmen stand; parallel dazu wurde zudem seit dem Ausgleich die Abkürzung k. u. k. („kaiserlich und königlich“) eingeführt, welche sich auf das gesamte Reich bezog und wieder die gemeinsamen staatlichen Einrichtungen und Behörden begrifflich umfasste, wobei das zweite „K“ bzw. „k“ wieder für den Titel König von Ungarn stand.
Statthalterei Verwaltung in größeren Kronländern der österreichischen Monarchie bis 1919.
CautionKaution.
Bibliotheks-CustosWächter, Aufseher als wissenschaftlicher Sachbearbeiter, besonders an Museen oder Bibliotheken.
Ew./Er./Euer Hochwohlgeboren/Hochwohlgeborener / WohlgeborenAnrede für ein Mitglied des niedrigen Adelsstandes („Hochwohlgeboren“) sowie im 19. Jahrhundert auch zunehmend Anrede für Honoratioren aus dem Bürgertum („Wohlgeboren“).
a contoLateinische Wendung für „auf das Konto“ bzw. „zu dem Konto“.
Deutsch/deutsch, Deutsche/r; DeutschesAuf die deutschen Staaten bezogen, den deutschen Staaten zuzuordnen, zu den deutschen Staaten gehörend; deutschsprachig; deutsche Sprache; Angehörige/r der deutschen Staaten, Deutschlands.
Stadtchroniken, Städtechroniken, auch: ChronikenIm Rahmen von Stadtgeschichtsschreibung und -forschung geschriebene, teilweise auch edierte Chroniken von Städten. Karl Hegel (1813-1901) gab im Rahmen seiner Leitung des umfangreichen wissenschaftlichen Editionsunternehmens für die Münchener Historische Kommission „Chroniken der deutschen Städte vom 14. bis ins 16. Jahrhundert“ – angefangen mit seiner Geburtsstadt Nürnberg – solche Städtechroniken heraus.
Quittung, Quittungen„Quittung“ bzw. „Quittungen“ hier als finanzverwaltungsspezifische Abrechnungsgrundlage zu verstehen, bezogen auf das umfangreiche Editionsunternehmen der „Chroniken der deutschen Städte vom 14. bis ins 16. Jahrhundert“, das Karl Hegel (1813-1901) für die Münchener Historische Kommission leitete, und welche für die Ausbezahlung der Remuneration an den jeweiligen Mitarbeiter erforderlich war. Dieser musste im Vorfeld eine solche Quittung als Beleg ausstellen und an den Abteilungsleiter übermitteln. Die Abrechnung erfolgte hierbei zumeist monatsweise, weswegen gelegentlich auch der Begriff „Monatsquittung“ geläufig war, für Zwischenabrechnungen oder vorläufige „Quittungen“ der Begriff „Interimsrechnung“.
Florin, florin (fl.)Gulden, von 1849 bis 1936 Silbermünze zu zwei Schilling; siehe auch: Gulden.
handschriftlichAuf eine Handschrift bezogen, ihr zuzuordnen, zu ihr gehörend; von Hand verfasst.