Nachdem ich nun kürzlich auf zuverlässige Empfehlung Herrn Matthias Lexer gegenwärtig Hofmeister bei GrafHunyadi in Wien als Mitarbeiter angenommen habe, schien es mir eine erwünschte Gelegenheit ihm den Auftrag zu ertheilen, die in der kaiserlichen Hofbibliothek befindlichen Handschriften vornehmlich von Nürnberger und Augsburger Chroniken zu untersuchen. Damit sie jedoch untersucht werden können, | muß man sie zuvor auffinden, was, da die in Pertzschem Archiv enthaltenen Verzeichnisse für unsern Zweck bei weitem nicht ausreichend sind, wieder nicht geschehen kann ohne sorgfältige Durchsicht der Handschriftenverzeichnisse.
Deshalb richte ich an Ew. Hochwohlgeboren die ganz ergebenste Bitte, Herrn Lexer solche Durchsicht gestatten zu wollen, oder wenn dies nur mit specieller höherer Erlaubniß geschehen kann, mir gefälligst den Weg bezeichnen zu wollen, den er oder ich für ihn einzuschlagen hätte, um dazu zu gelangen. Nöthigenfalls wäre eine diesseitige Beglaubigung durch das Secretariat der historischen Commission in München oder einer diplomatischen Empfehlung Seitens des königlichen bayerischen Ministeriums unschwer zu erreichen, doch hoffe ich durch Ihre Güte, solcher weitläufigen und zeitraubenden Umwege überhoben zu werden.
Herr Dr. Rößler, der sich um unsere |Universitätsbibliothek und Kupferstichsammlung sehr verdient macht, trägt mir auf Ew. Hochwohlgeboren seine Grüße zu bringen, der ich in vorzüglicher Hochachtung die Ehre habe zu unterzeichnen als
Karajan, Theodor GeorgTheodor Georg Karajan12140940618201873Der Historiker und Germanist Theodor Georg Karajan (1820–1873) wirkte seit 1841 an der Wiener Hofbibliothek, der heutigen Österreichischen Nationalbibliothek, und stand dieser zuletzt als „Erster Custos“ bis zu seinem Tod (mit Unterbrechung von 1850 bis 1854) vor; er war ordentliches Mitglied der ein Jahr zuvor gegründeten Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften in Wien, von 1851 bis 1866 war er ihr Vizepräsident, 1866 bis 1869 ihr Präsident. Überdies war er seit 1853 korrespondierendes Mitglied der Preußischen Akademie der Wissenschaften, von 1859 an auch der Bayerischen Akademie der Wissenschaften.
Erlangen49.5928616,11.0056Mittelfränkische Universitätsstadt, etwa 20 Kilometer nördlich von Nürnberg gelegen, seit 1810 Stadt und Universität des Königreichs Bayern.
Österreichische Nationalbibliothek Wien
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Österreichische Nationalbibliothek Wien1000
Kreis
, Marion: Karl Hegel. Geschichtswissenschaftliche Bedeutung und wissenschaftsgeschichtlicher Standort (= Schriftenreihe der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Bd. 84), Göttingen, Bristol, CT, USA 2012.
Kreis
, Geschichtswissenschaftliche Bedeutung
2012
Maximilian II. Joseph von Bayern, König von BayernMaximilian II., König von BayernKönig von Bayern11857934718111864 Maximilian II. Joseph (1811–1864), war von 1848 bis 1864 König von Bayern und Gründer der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften.
Lexer, MatthiasMatthias Lexer11905732818301892Lexer, Matthias (1830–1892), in Kärnten geborener Privat- und Gymnasiallehrer, Sprachwissenschaftler und Lexikograph, der 1861 wissenschaftlicher Mitarbeiter Karl Hegels am Editionsunternehmen „Die Chroniken der deutschen Städte“ der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften wurde und ihm auch nach seinem Ausscheiden verbunden blieb. 1863 wurde er außerordentlicher, 1866 ordentlicher Professor für Deutsche Philologie an der Universität Freiburg im Breisgau und war von 1868 bis 1890 Ordinarius an der Universität Würzburg. Im Jahre 1891 folgte er einem Ruf an die Universität München, verstarb aber ein Jahr später.
Hunyady (Hunyadi) von Kéthely, József (Josef)Hunyadi18301901Hunyady (Hunyadi) von Kéthely, József (Josef) (1801–1869), war verheiratet mit Henriette von und zu Liechtenstein (1806–1886), ungarischer Graf und diente als Erster Obersthofmeister am Hofe der Kaiserin Elisabeth von Österreich (1837–1898), Vater von acht Kindern, darunter fünf Töchter, drei Söhne, dessen jüngster Sohn Alajos Hunyady von Kéthely (1842–1892) war, eine seiner Töchter, Karoline Hunyady von Kéthely (1836–1907), spätere Gräfin Walterskirchen, war Hofdame und Vertraute der Kaiserin.
Rößler (Rössler), Emil Franz Emil Franz Rößler11879092718151863 Rößler (Rössler), Emil Franz (1815–1863), war Jurist, Rechtshistoriker und Bibliothekar an den Universitäten Göttingen (1849–1858) und Erlangen (1858–1862); 1859 heiratete er in Erlangen Bertha Heres († 1881), Tochter des bayerischen Staatsbeamten Karl Friedrich Heres, welcher zwischen ca. 1845 und 1854 Vorstand der bayerischen Steuerkatasterkommission war, 1847/48 Verweser des Staatsministeriums der Finanzen.
München48.1371079,11.5753822Haupt- und Residenzstadt des Königreichs Bayern an der Isar in Oberbayern.
Nürnberg49.453872,11.077298In Franken an der Pegnitz gelegene ehemalige Reichsstadt, seit 1806 Stadt des Königreichs Bayern.
Augsburg48.3668041,10.8986971Auf römische Zeit zurückgehende alte Reichsstadt des Heiligen Römischen Reiches und Bischofsstadt am Lech, etwa 65 Kilometer nordwestlich von München gelegen und seit 1806 zum Königreich Bayern gehörig.
DeutschlandKulturgeschichtlich ist damit der Raum deutscher Nation und Sprache gemeint, wo „Teutschland“ im Laufe der Frühen Neuzeit eine Kurzbezeichnung für das „Heilige Römische Reich teutscher Nation“ wurde. Im 19. Jahrhundert wurde „Deutschland“ immer mehr zur inoffiziellen Bezeichnung für die deutschsprachigen Gebiete Mitteleuropas, zunächst das Gebiet des 1815 gegründeten Deutschen Bundes, dann des 1871 gegründeten Deutschen Reiches.
Wien48.2083537,16.3725042An der Donau gelegene Hauptstadt des Kaiserreichs Österreich.
Ew./Er./Euer Hochwohlgeboren/Hochwohlgeborener / WohlgeborenAnrede für ein Mitglied des niedrigen Adelsstandes („Hochwohlgeboren“) sowie im 19. Jahrhundert auch zunehmend Anrede für Honoratioren aus dem Bürgertum („Wohlgeboren“).
Historische Commission/Kommission, MünchenIm Jahre 1858 in München auf Anregung des Berliner Historikers Leopold Ranke (1795-1886) vom bayerischen König Maximilian II. Joseph (1811-1864) bei seiner Akademie der Wissenschaften gegründete Institution zur Erforschung der deutsche Geschichte.
Chronik(en), Chroniken der deutschen Städte (Städtechroniken), chronikalische DenkmälerEdition „Die Chroniken der deutschen Städte vom 14. bis ins 16. Jahrhundert“, von 1862 bis 1899 hrsg. von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften durch Karl Hegel (1813-1901); auch allgemein: auf die Antike zurückgehende geschichtliche Darstellung, in der die Ereignisse in zeitlich genauer Reihenfolge, dabei aber, im Gegensatz zu den formal strengeren Annalen, in größeren Zeitabschnitten aufgezeichnet werden, auch im Sinne von: Lebensläufen.
Stadtchroniken, Städtechroniken, auch: ChronikenIm Rahmen von Stadtgeschichtsschreibung und -forschung geschriebene, teilweise auch edierte Chroniken von Städten. Karl Hegel (1813-1901) gab im Rahmen seiner Leitung des umfangreichen wissenschaftlichen Editionsunternehmens für die Münchener Historische Kommission „Chroniken der deutschen Städte vom 14. bis ins 16. Jahrhundert“ – angefangen mit seiner Geburtsstadt Nürnberg – solche Städtechroniken heraus.
FränkischZu Franken gehörend, Franken betreffend, Franken zuzuordnen; auch: auf das vom 5. bis ins 9. Jahrhundert bestehende sogenannte „Fränkische Reich“ bzw. „Frankenreich“ bezogen.
Nürnberger, NürnbergischZu Nürnberg gehörend, Nürnberg betreffend, Nürnberg bezeichnend etc.
AugsburgerZu Augsburg gehörend, Augsburg betreffend, auf Augsburg bezogen; in Augsburg lebender Mensch bzw. lebende Menschen.
HofmeisterHauslehrer.
GrafAus dem Althochdeutschen stammender Begriff (“g(e)rafio“) wohl für ‚Befehlshaber einer Schar’ stehend, in weiterer Entwicklung seit dem Frankenreich ‚Sachverwalter’ des Königs in einem bestimmten Bezirk, der sogenannten Grafschaft, ausgestattet mit umfassender militärischer Gewalt, Heerbann mit zivilen Aufgaben wie Erhebung von Steuern, Gerichtsbarkeit etc. Im Heiligen Römischen Reich waren die Grafen mit Landschaften dem Hochadel zuzuordnen und besaßen seit dem frühen 16. Jahrhundert eigene Reichsstandschaft; die übrigen Grafen bildeten die oberste Stufe des niederen Adels; seit dem späteren Mittelalter nur noch ein verliehener Titel für königliche Amtsträger; Adelstitel zwischen Fürst und Freiherr stehend.
Pertz’ Archiv, Pertz'sches Archiv, auch: Pertzsches Archivsiehe: Archiv der MGH
HandschriftenverzeichnisKatalog oder Verzeichnis von Handschriften als Hilfsmittel im Rahmen einer historisch-kritischen Edition.
SecretariatSekretariat der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften in München.
Königliches Staatsministerium (Bayern)Bezug auf eines der königlichen Staatsministerien in Bayern.
königlichAuf einen König bzw. auf ein Königreich bezogen, dazu gehörend, diesem zuzuordnen.
MinisteriumSeit dem 19. Jahrhundert gebräuchlicher Begriff für die höchste Verwaltungsbehörde eines Landes mit einem bestimmten, ihr zugewiesenen Aufgabenbereich im Sinne von Ressort sowie Dienststelle; darüber hinaus auch die Gesamtheit der Minister, Ministerrat und Regierung bedeutend.
Universitätsbibliothek, Universitäts-Bibliothek ErlangenDie Erlanger Universitätsbibliothek wurde 1743 zusammen mit der Gründung der Universität durch den Markgrafen Friedrich von Brandenburg-Bayreuth (1711-1763) gegründet und verfügt heute über mehrere Standorte sowie Teilbibliotheken, die sich teilweise auch aus Fusionierungen der Universität und Neugründungen von Fakultäten im weiteren Verlauf der Universitätsgeschichte ergaben.
KupferstichsammlungSammlung von Kupferstichen, oftmals in Bibliotheken, Museen, Archiven; so existierte im 19. Jahrhundert speziell an der Universität Erlangen eine der Universitätsbibliothek beigeordnete „Kupferstichsammlung“, über welche der Erlanger Philosoph Karl Heyder (1812-1885) die Oberaufsicht hatte, während der Bibliothekar Emil Franz Rößler (1815-1863) in seiner Erlanger Zeit als deren Konservator fungierte.
KupferstichDer Kupferstich ist ein Druckverfahren, das mit Hilfe des Tiefdrucks ausgeführt wird: das zu druckende Bild wird mit entsprechendem Werkzeug in die Kupferplatte eingeprägt, wobei die dadurch entstehenden Linien die Farbe aufnehmen; der Druck erfolgt mit einer Walzenpresse auf das Papier.
Professor, ProfeßorBerufs- oder Amtsbezeichnung und Anrede für den Inhaber einer Professur an einer Universität oder Hochschule, wobei nicht jeder Professor eine Professur bekleidet; früher auch Bezeichnung für einen Gymnasiallehrer (Gymnasial-Professor) bzw. Lehrer an einer Lateinschule.
Universität ErlangenDie im Jahre 1743 gegründete Universität Erlangen gewann im 19. Jahrhundert innerhalb des katholisch geprägten Königreichs Bayern durch ihre evangelische Theologische Fakultät als wissenschaftliche Ausbildungsstätte protestantischer Geistlicher für die neue, nach 1806 erst entstehende Bayerische Landeskirche eine besondere Bedeutung. Bis zum Ende des 19. Jahrhunderts war die „Erlanger Theologie“ durch große Geschlossenheit und Einheitlichkeit im Sinne des „Neuluthertums“ gekennzeichnet.
Mehrere Registerverweise
Zitierempfehlung
Die wissenschaftliche Korrespondenz des Historikers Karl Hegel (1813-1901), bearbeitet von Helmut Neuhaus und Marion Kreis