Mit Poststempel: ERLANGEN II 27 4 Halbkreisstempel.
Herrn M. Lexer / in / Wien / bei Herrn Fragen Hunyady / Jägerzeile no. 674.
Erlangen,
Geehrter Herr Lexer!
Wenn ich noch, gleich nach Empfang Ihres Schreibens vom 25 dieses Monats1, einige Zeilen in Eile an Sie richte, in der Hoffnung, daß dieselben Sie noch in Wien am Tage vor Ihrer Abreise erreichen werden, so geschieht es lediglich aus dem Grunde, um Ihnen die Adresse des Dr. von Kern, Ihres künftigen Genossen in Nürnberg (kleine Insel Schütt Haus 1689 über eine Treppe hoch) zu schicken, damit Sie diesen gleich nach Ihrer Ankunft aufsuchen mögen, und er Sie mit Hülfe und Rath bei Ihrer häuslichen Niederlassung und Einrichtung und bei allem Weiteren, wozu Sie ihn brauchen können, unterstütze. Ich weiß, daß er es gern thun wird und Sie werden in ihm einen liebenswürdigen freundlichen und gefälligen Gesellschafter finden, und ich brauche Ihnen nicht erst zu sagen, wie viel für Sie und ihn, und für die Förderung unserer gemein- | samen Arbeit auf ein gutes persönliches Verhältniß ankommt. – Ich selbst werde Sie entweder sogleich in Nürnberg aufsuchen oder noch lieber Sie bei mir in Erlangen erwarten, ich denke gegen Ende der nächsten Woche (Freitag oder Sonnabend)2, um mit Ihnen die ersten Verabredungen zu treffen.
Was die Durchsicht der Kataloge betrifft, so bin ich nach dem, was Sie mir als Karajans undWolfs Meinung darüber mitgetheilt haben, im Allgemeinen wohl beruhigt, daß uns nichts von Bedeutung entgangen sein wird, und weiß ich es Herrn von Karajan besondern Dank, daß er selbst noch die Durchsicht der Supplemente hat übernehmen wollen.
Und so erwarte ich dann Sie hier mit guten Hoffnungen auf unser künftiges Zusammenwirken.
Ganz der Ihrige Hegel.
1Bislang noch nicht aufgefunden. 2Der vorliegende Brief wurde am Freitag, 27. April 1860 verfasst, womit der Freitag innerhalb der Folgewoche auf den 4. Mai, der Samstag (Sonnabend) auf den 5. Mai 1860 fiel.
Hegel, KarlKarl Hegel
HiKo
11657075X
Lexer, MatthiasMatthias Lexer11905732818301892Lexer, Matthias (1830–1892), in Kärnten geborener Privat- und Gymnasiallehrer, Sprachwissenschaftler und Lexikograph, der 1861 wissenschaftlicher Mitarbeiter Karl Hegels am Editionsunternehmen „Die Chroniken der deutschen Städte“ der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften wurde und ihm auch nach seinem Ausscheiden verbunden blieb. 1863 wurde er außerordentlicher, 1866 ordentlicher Professor für Deutsche Philologie an der Universität Freiburg im Breisgau und war von 1868 bis 1890 Ordinarius an der Universität Würzburg. Im Jahre 1891 folgte er einem Ruf an die Universität München, verstarb aber ein Jahr später.
Erlangen49.5928616,11.0056Mittelfränkische Universitätsstadt, etwa 20 Kilometer nördlich von Nürnberg gelegen, seit 1810 Stadt und Universität des Königreichs Bayern.
Bayerische Staatsbibliothek (BSB), München
: Döllingeriana II.
BSB München1000
Kern, TheodorTheodor Kern11614072018361873Kern, Theodor (1836–1873) wurde am 5. Mai 1836 in Bruneck in Tirol im Kaisertum Österreich geboren und starb am 18. November 1873 in Veytaux am Genfer See. Theodor Kern stammte aus einer österreichisch-badischen Handwerker- und Beamtenfamilie. Er besuchte das Gymnasium in Innsbruck und studierte seit 1853 zunächst Jura, später Geschichte und Philologie in Innsbruck, Göttingen, Heidelberg und München. Julius Ficker in Innsbruck, Georg Waitz in Göttingen, Ludwig Häusser in Heidelberg sowie Heinrich Sybel in München waren seine akademischen Lehrer. Das Staatsexamen für das Höhere Lehramt hatte er 1857 „mit glänzendem Erfolg“ absolviert. Promoviert worden war er als Schüler Ludwig Häussers im darauffolgenden Jahr 1858 in Heidelberg. 1863 habilitierte er sich über die „Chronik der Stadt Nürnberg vom 14. bis in’s 16. Jahrhundert“ und wurde im selben Jahr Privatdozent. Er war seit 1859 erster wissenschaftlicher Mitarbeiter Karl Hegels beim Editionsunternehmen „Die Chroniken der deutschen Städte“, für das er viele Forschungsreisen unternahm. Mit seiner sehr ordentlichen Arbeitsweise war Karl Hegel als Editionsleiter sehr zufrieden. Ab 1866 war Theodor Kern außerordentlicher, 1871 ordentlicher Professor der Geschichte an der Universität Freiburg im Breisgau, wo er einen historischen Verein gründete und die „Zeitschrift für Geschichte des Breisgaus“ herausgab. Auch noch in dieser Zeit blieb er dem Editionsprojekt der „Chroniken der deutschen Städte“ als Mitarbeiter auf Honorarbasis verbunden. 1873 starb der sehr begabte junge Historiker an den Folgen einer schweren Erkrankung.
Karajan, Theodor GeorgTheodor Georg Karajan12140940618201873Der Historiker und Germanist Theodor Georg Karajan (1820–1873) wirkte seit 1841 an der Wiener Hofbibliothek, der heutigen Österreichischen Nationalbibliothek, und stand dieser zuletzt als „Erster Custos“ bis zu seinem Tod (mit Unterbrechung von 1850 bis 1854) vor; er war ordentliches Mitglied der ein Jahr zuvor gegründeten Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften in Wien, von 1851 bis 1866 war er ihr Vizepräsident, 1866 bis 1869 ihr Präsident. Überdies war er seit 1853 korrespondierendes Mitglied der Preußischen Akademie der Wissenschaften, von 1859 an auch der Bayerischen Akademie der Wissenschaften.
Wolf, Ferdinand10427557X17961866Wolf, Ferdinand (1796–1866), war ein in Wien geborener und wirkender Romanist, Philologe, Bibliothekar, Literaturhistoriker und Linguist, der 1853 zum Vorstand des Handschriftendepartements der k. k. Hofbibliothek zu Wien avancierte.
Wien48.2083537,16.3725042An der Donau gelegene Hauptstadt des Kaiserreichs Österreich.
Nürnberg49.453872,11.077298In Franken an der Pegnitz gelegene ehemalige Reichsstadt, seit 1806 Stadt des Königreichs Bayern.
Addreße, Adresse, AdreßeHier gebraucht im Sinne einer politischen Meinungsäußerung bzw. Willenskundgebung, die von einzelnen Personen oder Gruppen an ein Staatsoberhaupt oder die jeweilige Regierung gerichtet ist, zumeist in schriftlicher Form; auch gebraucht im Sinne von: „Glückwunschadresse“ als besonderes, zumeist gedrucktes aufwändiges Glückwunschschreiben mehrerer Personen an eine bestimmte Person oder Institution; auch: Postadresse, Anschrift.
GenosseAus dem Mittelhochdeutschen stammender Begriff in der Bedeutung von Gefährte, Begleiter, Kamerad.
Supplement(e)Ergänzungsband bzw. Ergänzungsbände bezüglich Findmittel oder auch gesuchter textlicher Quellen innerhalb eines Archivs oder einer Handschriftenabteilung (Bibliothek).
Mehrere Registerverweise
Zitierempfehlung
Die wissenschaftliche Korrespondenz des Historikers Karl Hegel (1813-1901), bearbeitet von Helmut Neuhaus und Marion Kreis