XML PDF

Karl Hegel an Heinrich Sybel, Erlangen, 31. Mai 1860

Verehrter Freund!

Auf meine Anfrage über den Erfolg des an den Herrn Director des ungarischen Nationalmuseums1 wegen Benutzung von Handschriften gerichteten Schreibens habe ich noch keine Antwort erhalten. Ich warte darauf, um noch weitere Schritte in Pesth zu versuchen.

An Lexer habe ich eine recht gute Acquisition gemacht. Die Art wie er seine Arbeit angreift, gefällt mir sehr, und von Professor Holland sehe ich vorläufig um so mehr ab, als ohnehin die historische Bearbeitung Mühe haben wird, mit der philologischen gleichen Schritt zu halten.

Aber ich rechne auf Herrn von Weech2. Kern ist mit der Untersuchung der Handschriften immer noch nicht zu Ende und erst in diesen Tagen haben sich uns wieder neue Fundgruben von Chroniken und Urkunden in Privatsammlungen eröffnet.3 Dann muß ich ihn wieder nach Bamberg und Maihingen schicken.4 Eine weitere Hülfe ist nöthig, wenn es mit der Bearbeitung selbst rascher vorwärts gehen soll, da Kern auch in dieser Beziehung mit einer besonders schwierigen Aufgabe beschäftigt ist, die ihn noch länger aufhalten wird. Dem zweiten historischen Mitarbeiter könnte ich eine leichtere, klare und insofern lohnendere Arbeit übertragen. Ich bitte Sie jetzt, mit Weech5 vorläufig davon zu sprechen und ihn zu fragen, ob er sich der Sache unterziehen wolle. Ich könnte ihm vor der Hand, sobald er in München frei ist, noch Einiges dort zu thun geben; dann aber müßte er nach Nürnberg übersiedeln. Wegen der Remuneration wünsche ich, ehe ich ihm selbst einen bestimmten Antrag mache, Ihre Ansicht zu hören. Kern hatte im ersten Jahr nur 500 florin , jetzt im zweiten 600 florin: es wird sich also fragen, ob ich Weech vorerst auch nur 500 florin anbieten soll, oder gleich 600 florin? Sie kennen seine Verhältnisse und werden besser beurtheilen, was im vorliegenden Fall das Angemessene ist.

Mit dem mir zur Verfügung gestellten Gelde der Commission bin ich zu Ende und habe ich deshalb die anliegende Quittung über 200 florin ausgestellt, um einen Vorschuß in Händen zu haben, über welchen ich, wie über das früher Empfangene, am Schluß des Jahres der historischen Commission Rechnung ablegen werde. –

Freundschaftlichst

der Ihrige
Hegel.