Es war auch mein Gedanke, daß uns das Frankfurter
Handelsbuch mit seinem endit nicht weiter stören sollte. In unserem Codex lesen wir endic und und für dieses finden wir die passende Bedeutung Indigo.2 Wie jenes endit in dem anderthalb Jahrhundert späteren Handelsbuch zu erklären, ob durch Druckfehler oder durch verdorbenen Sprachgebrauch? ist eine andere Frage, die uns eigentlich nicht angeht. Da in demselben neben endit ein anderes Wort für Indigo nicht vorkommt, so spricht gewiß die Vermuthung dafür, daß es auch dort Indigo bedeutet; eine Form endito oder dergleichen gibt es im Italienischen nicht. | Es wäre wohl gut, wenn Sie Ihr Wörterbuch für die Dr. Promotion gebrauchen könnten, oder Sie müßten sonst eine andere Arbeit zur Prüfung vorlegen, wozu sich eine der schon gedruckt erschienenen Abhandlungen nicht wohl eignen würde. Wie wäre es, wenn Sie Ihre sprachliche Untersuchung des Ulman Stromeyr3 dazu benutzen? Sie könnten leicht eine Abhandlung: Über den Sprachgebrauch in dem Geschlechtsbuch des Ulrich Stromeyr etc. abfassen, welche ohne weiteres zugleich als die von Ihnen ohnehin beabsichtigte Einleitung für unsere Ausgabe zu gebrauchen wäre.
Ich bin vor einigen Tagen erschreckt worden durch die Zurückforderung der Handschrift der Chronik von Anton Tucher (2. Hälfte des 15. Jahrhunderts), welche der Großherzoglichen Bibliothek in Weimar gehört. Glücklicher Weise ist die Abschrift, so weit jene Chronik uns interessiert, fertig, sie ist | aber erst von Ihnen durchzusehen und mit dem Original zu collationiren. Dazu kommt, daß Kern in Bamberg eine zweite Handschrift derselben Chronik gefunden hat, welche er sogar für etwas älter hält, als jene Weimarsche. Diese werde ich kommen lassen, damit Sie zugleich mit der andern verglichen werde. Sobald Kern zurück kommt, werde ich Sie hersuchen, diese Arbeit welche einige Eile hat, nebenbei vorzunehmen, damit ich den Weimarschen Codex zurückschicken kann.
1Dieser Brief bezieht sich auf die von Karl Hegel (1813-1901) für die Historische Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften in München herausgegebene Edition der „Chroniken der deutschen Städte vom 14. bis ins 16. Jahrhundert“, hier speziell auf den 1862 erschienenen Auftakt-Band der Reihe, also die Edition der Chroniken von Nürnberg, Band 1; vgl. hierzu einführend in dieses Editionsprojekt Kreis, Geschichtswissenschaftliche Bedeutung, S.165 ff.2Tatsächlich wurde in der Edition dann das Wort „endit“ (teilweise mit Fragezeichen versehen) für „Indigo“ übernommen; vgl. dazu Chroniken der deutschen Städte, Bd. 1, Nürnberg, Bd. 1, S. 484, 545. 3Gemeint ist hier die Chronik des Ulman Stromer (Stromeyr), also die von Hegel auch sogenannte „Stromer’sche Chronik“.
Hegel, KarlKarl Hegel
HiKo
11657075X
Lexer, MatthiasMatthias Lexer11905732818301892Lexer, Matthias (1830–1892), in Kärnten geborener Privat- und Gymnasiallehrer, Sprachwissenschaftler und Lexikograph, der 1861 wissenschaftlicher Mitarbeiter Karl Hegels am Editionsunternehmen „Die Chroniken der deutschen Städte“ der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften wurde und ihm auch nach seinem Ausscheiden verbunden blieb. 1863 wurde er außerordentlicher, 1866 ordentlicher Professor für Deutsche Philologie an der Universität Freiburg im Breisgau und war von 1868 bis 1890 Ordinarius an der Universität Würzburg. Im Jahre 1891 folgte er einem Ruf an die Universität München, verstarb aber ein Jahr später.
Erlangen49.5928616,11.0056Mittelfränkische Universitätsstadt, etwa 20 Kilometer nördlich von Nürnberg gelegen, seit 1810 Stadt und Universität des Königreichs Bayern.
Bayerische Staatsbibliothek (BSB), München
: Döllingeriana II.
BSB München1000
Kreis
, Marion: Karl Hegel. Geschichtswissenschaftliche Bedeutung und wissenschaftsgeschichtlicher Standort (= Schriftenreihe der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Bd. 84), Göttingen, Bristol, CT, USA 2012.
Kreis
, Geschichtswissenschaftliche Bedeutung
2012
Stromer (Stromeir, Stromeyr), Ulman11893325613291407Stromer, Ulman (1329–1407), auch Stromeir oder Stromeyr, Nürnberger Ratsherr, Kaufmann und Chronist, legte die Gründungsgeschichte des Stromerschen Unternehmens in seinem seit 1385 niedergeschriebenen „Püchel von mein geslecht und von abentewr“ dar, welche zur ersten Familienchronik in deutscher Sprache avancierte. Dieses „Püchel“ wurde von Karl Hegel (1813–1901) in seinem umfangreichen Editionsunternehmen der „Chroniken der deutschen Städte vom 14. bis ins 16. Jahrhundert“ für die Historische Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften in München gleich im ersten Band dieser Edition im Jahr 1862 herausgegeben und mit einer ausführlichen Einleitung des Herausgebers selbst versehen.
Tucher, Anton104348038um 1457/581524Tucher, Anton (ca. 1457/58–1524), Nürnberger Ratsherr und Kaufmann, aus dem Geschlecht der Nürnberger Patrizierfamilie Tucher stammend, der auch Karl Hegel (1813–1901) mütterlicherseits entstammte.
Kern, TheodorTheodor Kern11614072018361873Kern, Theodor (1836–1873) wurde am 5. Mai 1836 in Bruneck in Tirol im Kaisertum Österreich geboren und starb am 18. November 1873 in Veytaux am Genfer See. Theodor Kern stammte aus einer österreichisch-badischen Handwerker- und Beamtenfamilie. Er besuchte das Gymnasium in Innsbruck und studierte seit 1853 zunächst Jura, später Geschichte und Philologie in Innsbruck, Göttingen, Heidelberg und München. Julius Ficker in Innsbruck, Georg Waitz in Göttingen, Ludwig Häusser in Heidelberg sowie Heinrich Sybel in München waren seine akademischen Lehrer. Das Staatsexamen für das Höhere Lehramt hatte er 1857 „mit glänzendem Erfolg“ absolviert. Promoviert worden war er als Schüler Ludwig Häussers im darauffolgenden Jahr 1858 in Heidelberg. 1863 habilitierte er sich über die „Chronik der Stadt Nürnberg vom 14. bis in’s 16. Jahrhundert“ und wurde im selben Jahr Privatdozent. Er war seit 1859 erster wissenschaftlicher Mitarbeiter Karl Hegels beim Editionsunternehmen „Die Chroniken der deutschen Städte“, für das er viele Forschungsreisen unternahm. Mit seiner sehr ordentlichen Arbeitsweise war Karl Hegel als Editionsleiter sehr zufrieden. Ab 1866 war Theodor Kern außerordentlicher, 1871 ordentlicher Professor der Geschichte an der Universität Freiburg im Breisgau, wo er einen historischen Verein gründete und die „Zeitschrift für Geschichte des Breisgaus“ herausgab. Auch noch in dieser Zeit blieb er dem Editionsprojekt der „Chroniken der deutschen Städte“ als Mitarbeiter auf Honorarbasis verbunden. 1873 starb der sehr begabte junge Historiker an den Folgen einer schweren Erkrankung.
Nürnberg49.453872,11.077298In Franken an der Pegnitz gelegene ehemalige Reichsstadt, seit 1806 Stadt des Königreichs Bayern.
Weimar50.9810486,11.3296637Stadt an der Ilm, Haupt- und Residenzstadt des 1741 entstandenen und 1809 staatsrechtlich vereinigten Herzogtums, dann Großherzogtums Sachsen-Weimar-Eisenach, circa 90 Kilometer südwestlich von Halle und etwa 25 Kilometer östlich von Erfurt gelegen.
Bamberg49.8916044,10.8868478Alte Bischofsstadt in Franken, etwa 60 Kilometer nördlich von Nürnberg an der Mündung der Regnitz in den Main gelegen.
Frankfurter Handel(s)buchIn Karl Hegels (1813-1901) Edition „Chroniken der deutschen Städte vom 14. bis ins 16. Jahrhundert“, Nürnberg, Bd. 1, Bd. 1 der Gesamtreihe, im Glossar verwendetes und zitiertes Buch aus dem Jahr 1559.
FrankfurterZu Frankfurt gehörend, sich auf Frankfurt beziehend, Frankfurt betreffend.
Handelsbuch, HandelsbücherIn seiner historischen Bedeutung ein erläuterndes Sachbuch mit Informationen zum Handelsgeschäft sowie auch Aufzeichnungen in Form sogenannter „Handelsbücher“, in denen die Handelsgeschäfte und die Vermögenslage eines Kaufmanns im Zuge der Buchführung verzeichnet sind.
Codex, CodicesKodex, aus dem Lateinischen stammend, Plural Codices, in Bezug auf das Mittelalter bezogen auf eine Sammlung von Handschrift(en), welche zwischen Holzdeckeln zu einer Art Buch zusammengefügt sind; im übertragenen Sinne auch Bezeichnung für eine Sammlung geschriebener oder auch ungeschriebener Verhaltensregeln innerhalb einer Gesellschaft, Menschengruppe, eines Standes etc.
IndigoAus dem Altgriechischen stammender Begriff bezüglich des Herkunftslandes Ostindien für einen tiefblauen Farbstoff (organisches Pigment aufgrund einer tiefblauen organisch-chemischen Verbindung mit hoher Farbstärke und schwerer Wasserlöslichkeit).
Promotion, auch: Doctorpromotion, Dr. PromotionVerleihung eines Doktorgrades durch eine Universität oder ihr gleichgestellten Hochschule.
Stromerbüchlein, Stromersche Chronik, Stromer’sche Chronik, auch: Ulman Stromersche Chronik, Stromer’scher Codex, Chronik von Ulman StromerNürnberger Chronik „Ulman Stromer’s ‚Püchel’ von meim geslechet und von abentewr’. 1349 bis 1407“, die ediert vorliegt im ersten Band der Hegelschen Städtechroniken-Edition.
Philosophische Facultät (Fakultät) der Universität ErlangenDie Philosophische Fakultät an der Universität Erlangen war in zwei Sektionen gegliedert, was in dieser Form innerhalb der Universität nur in der Philosophischen Fakultät existierte. 1881, kurz nachdem alle naturwissenschaftlichen Fächer in die Philosophische Fakultät übergegangen waren, hatte man diese in eine „Philosophisch-historische“ und eine „Mathematisch-naturwissenschaftliche“ Sektion unterteilt. Ab dem Sommersemester 1903 findet sich die Unterteilung in Sektionen auch im akademischen Personalstandsverzeichnis, und 1922 wurde die Bezeichnung „Sektion“ in „Abteilung“ geändert. 1928 wurden die naturwissenschaftlichen Fächer in eine eigene Fakultät ausgegliedert.
Chronik(en), Chroniken der deutschen Städte (Städtechroniken), chronikalische DenkmälerEdition „Die Chroniken der deutschen Städte vom 14. bis ins 16. Jahrhundert“, von 1862 bis 1899 hrsg. von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften durch Karl Hegel (1813-1901); auch allgemein: auf die Antike zurückgehende geschichtliche Darstellung, in der die Ereignisse in zeitlich genauer Reihenfolge, dabei aber, im Gegensatz zu den formal strengeren Annalen, in größeren Zeitabschnitten aufgezeichnet werden, auch im Sinne von: Lebensläufen.
Stadtchroniken, Städtechroniken, auch: ChronikenIm Rahmen von Stadtgeschichtsschreibung und -forschung geschriebene, teilweise auch edierte Chroniken von Städten. Karl Hegel (1813-1901) gab im Rahmen seiner Leitung des umfangreichen wissenschaftlichen Editionsunternehmens für die Münchener Historische Kommission „Chroniken der deutschen Städte vom 14. bis ins 16. Jahrhundert“ – angefangen mit seiner Geburtsstadt Nürnberg – solche Städtechroniken heraus.
collationirenKollationieren als Arbeitsschritt innerhalb einer historisch-kritischen Edition, s.v. Collation, historisch-kritisch.
Weimarsche, WeimarschenZu Weimar gehörend, auf Weimar bezogen, Weimar zuzuordnen.
Notabene, nota beneAus dem Lateinischen stammende formelhafte Redewendung mit der wörtlichen Bedeutung „merke wohl“ in Sinne von „wohlgemerkt“ oder „übrigens“ und „nebenhergesagt“.
Mehrere Registerverweise
Zitierempfehlung
Die wissenschaftliche Korrespondenz des Historikers Karl Hegel (1813-1901), bearbeitet von Helmut Neuhaus und Marion Kreis