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Karl Hegel an Friedrich Weech, Erlangen, 23. Juni 1860

Geehrter Herr!1

Die erfreuliche Zusage Ihrer Mitwirkung bei unseren historischen Arbeiten und Ihres Kommens bis zur Mitte des nächsten Monats habe ich mit Vergnügen erhalten. Ganz natürlich finde ich es, daß Sie eine kurze Erholungsfrist nach Ihrer Promotion wünschen und werden Sie dann um so frischer an die neue Arbeit, die Ihrer wartet, gehen. Auch fürchte ich beinahe, daß ich Ihnen mit der Aufgabe, die ich Ihnen auf anliegendem Blatt2 für München stelle, zu viel zumuthe. Namentlich die Auffindung der Urkunden im Reichsarchiv wird schwierig sein und vielleicht lange aufhalten. Sie werden theils unter den Kaiserurkunden, theils unter denen der Stadt Nürnberg zu suchen sein. Zur Orientirung und Erleichterung übersende ich das von Dr. Kern bereits angefertigte Verzeichniß3, denn ein eigentliches Repertorium dieses Theils des Archivs gibt es nicht, oder wenn es eines gibt, wird es nach bestehenden Instructionen nicht zur Einsicht mitgetheilt. Sie werden also nur die betreffenden Fascikel der Kaiserurkunden und Nürnberger, Heilsbronner Urkunden verlangen können und mit Hülfe des Kern’schen Verzeichnisses das was wir brauchen heraussuchen. Auch die Abschriften verlangen besondre Sorgfalt, weil sie gedruckt werden sollen (mit latein ischen Buchstaben, womit sie auch zu schreiben sind Notabene4 Notabene auf Quartblättern halb gebrochen.). Zur rascheren Förderung der Sache und Ihrer eigenen Erleichterung könnten Sie die Abschriften, wenigstens zum Theil oder auch alle gegen Anzahlung im Archiv selbst nehmen lassen und sich auf die Collationirung beschränken. Sehen Sie zu, was Sie möglich machen können und geben Sie mir gefälligst darüber Nachricht. Die Zeit, die Sie für Ihre Erholungsreise wünschen, soll Ihnen deshalb nicht verkürzt sein, und ich werde nichts dagegen sagen können, wenn der Zeitpunkt Ihrer Ankunft in Nürnberg durch meine Schuld verzögert wird.

An die Direction des königlichen Reichsarchivs lasse ich zugleich mit diesem ein Schreiben abgehen, um für Sie die Erlaubniß dort zu arbeiten zu erwirken.

Dr. von Kern arbeitet seit 14 Tagen in der Bibliothek zu Bamberg.

Hochachtungsvoll ergebenst
Hegel.