Die erfreuliche Zusage Ihrer Mitwirkung bei unseren historischen Arbeiten und Ihres Kommens bis zur Mitte des nächsten Monats habe ich mit Vergnügen erhalten. Ganz natürlich finde ich es, daß Sie eine kurze Erholungsfrist nach Ihrer Promotion wünschen und werden Sie dann um so frischer an die neue Arbeit, die Ihrer wartet, gehen. Auch fürchte ich beinahe, daß ich Ihnen mit der Aufgabe, die ich Ihnen auf anliegendem Blatt2 für München stelle, zu viel zumuthe. Namentlich die Auffindung der Urkunden im Reichsarchiv wird schwierig sein und vielleicht lange aufhalten. Sie werden theils unter den Kaiserurkunden, theils unter denen der Stadt Nürnberg zu suchen sein. Zur Orientirung und Erleichterung übersende ich das von Dr. Kern bereits angefertigte Verzeichniß3, denn ein eigentliches|Repertoriumdieses Theils des Archivs gibt es nicht, oder wenn es eines gibt, wird es nach bestehenden Instructionen nicht zur Einsicht mitgetheilt. Sie werden also nur die betreffendenFascikel der Kaiserurkunden und Nürnberger, Heilsbronner Urkunden verlangen können und mit Hülfe des Kern’schen Verzeichnisses das was wir brauchen heraussuchen. Auch die Abschriften verlangen besondre Sorgfalt, weil sie gedruckt werden sollen (mit lateinischen Buchstaben, womit sie auch zu schreiben sind Notabene4Notabene auf Quartblättern halb gebrochen.). Zur rascheren Förderung der Sache und Ihrer eigenen Erleichterung könnten Sie die Abschriften, wenigstens zum Theil oder auch alle gegen Anzahlung im Archiv selbst nehmen lassen und sich auf die Collationirung beschränken. Sehen Sie zu, was Sie möglich machen können und geben Sie mir gefälligst darüber Nachricht. Die Zeit, die Sie für Ihre Erholungsreise wünschen, soll Ihnen deshalb nicht verkürzt sein, und ich werde nichts dagegen sagen können, wenn der Zeitpunkt Ihrer Ankunft in Nürnberg durch meine Schuld verzögert wird.
An die Direction des königlichen Reichsarchivs lasse ich zugleich mit diesem ein Schreiben abgehen, um für Sie die Erlaubniß dort zu arbeiten zu erwirken.
1Dieser Brief bezieht sich auf die von Karl Hegel (1813-1901) für die Historische Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften in München herausgegebene Edition der „Chroniken der deutschen Städte vom 14. bis ins 16. Jahrhundert“, hier vornehmlich auf die ersten Arbeiten zu den Nürnberger Chroniken, Bände 1-3 vgl. dazu einführend Kreis, Geschichtswissenschaftliche Bedeutung, S. 165 ff.2Liegt nicht mehr bei. 3Liegt nicht mehr bei. 4Als Einfügungszeichen und Verweis innerhalb des Fließtextes, zwischen den Zeilen eingefügt, auf die Randbemerkung.
Hegel, KarlKarl Hegel
HiKo
11657075X
Weech, Friedrich Friedrich Weech11720809418371905Weech, Friedrich (1837–1905), in München geborener Archivar, Bibliothekar und Historiker, der 1862 Privatdozent für Geschichte an der Universität Freiburg wurde, von 1864 bis 1868 Bibliothekar an der Großherzoglich-Badischen Hofbibliothek in Karlsruhe und von 1885 bis 1905 Direktor des Badischen Generallandesarchivs in Karlsruhe war. Er war Mitarbeiter Karl Hegels (1813–1901) an der Edition der „Chroniken der deutschen Städte“ der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften.
Erlangen49.5928616,11.0056Mittelfränkische Universitätsstadt, etwa 20 Kilometer nördlich von Nürnberg gelegen, seit 1810 Stadt und Universität des Königreichs Bayern.
GLA Karlsruhe
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GLA Karlsruhe1000
Kreis
, Marion: Karl Hegel. Geschichtswissenschaftliche Bedeutung und wissenschaftsgeschichtlicher Standort (= Schriftenreihe der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Bd. 84), Göttingen, Bristol, CT, USA 2012.
Kreis
, Geschichtswissenschaftliche Bedeutung
2012
Kern, TheodorTheodor Kern11614072018361873Kern, Theodor (1836–1873) wurde am 5. Mai 1836 in Bruneck in Tirol im Kaisertum Österreich geboren und starb am 18. November 1873 in Veytaux am Genfer See. Theodor Kern stammte aus einer österreichisch-badischen Handwerker- und Beamtenfamilie. Er besuchte das Gymnasium in Innsbruck und studierte seit 1853 zunächst Jura, später Geschichte und Philologie in Innsbruck, Göttingen, Heidelberg und München. Julius Ficker in Innsbruck, Georg Waitz in Göttingen, Ludwig Häusser in Heidelberg sowie Heinrich Sybel in München waren seine akademischen Lehrer. Das Staatsexamen für das Höhere Lehramt hatte er 1857 „mit glänzendem Erfolg“ absolviert. Promoviert worden war er als Schüler Ludwig Häussers im darauffolgenden Jahr 1858 in Heidelberg. 1863 habilitierte er sich über die „Chronik der Stadt Nürnberg vom 14. bis in’s 16. Jahrhundert“ und wurde im selben Jahr Privatdozent. Er war seit 1859 erster wissenschaftlicher Mitarbeiter Karl Hegels beim Editionsunternehmen „Die Chroniken der deutschen Städte“, für das er viele Forschungsreisen unternahm. Mit seiner sehr ordentlichen Arbeitsweise war Karl Hegel als Editionsleiter sehr zufrieden. Ab 1866 war Theodor Kern außerordentlicher, 1871 ordentlicher Professor der Geschichte an der Universität Freiburg im Breisgau, wo er einen historischen Verein gründete und die „Zeitschrift für Geschichte des Breisgaus“ herausgab. Auch noch in dieser Zeit blieb er dem Editionsprojekt der „Chroniken der deutschen Städte“ als Mitarbeiter auf Honorarbasis verbunden. 1873 starb der sehr begabte junge Historiker an den Folgen einer schweren Erkrankung.
München48.1371079,11.5753822Haupt- und Residenzstadt des Königreichs Bayern an der Isar in Oberbayern.
Nürnberg49.453872,11.077298In Franken an der Pegnitz gelegene ehemalige Reichsstadt, seit 1806 Stadt des Königreichs Bayern.
Bamberg49.8916044,10.8868478Alte Bischofsstadt in Franken, etwa 60 Kilometer nördlich von Nürnberg an der Mündung der Regnitz in den Main gelegen.
Promotion, auch: Doctorpromotion, Dr. PromotionVerleihung eines Doktorgrades durch eine Universität oder ihr gleichgestellten Hochschule.
Urkunde, Urkunden, urkundliche DenkmälerAus dem Althochdeutschen von „urchundi“ für „Zeugnis“ stammender Begriff für ein historisches Dokument in Form eines geschriebenen, nicht literarischen Textes, der im engeren Sinne eine rechtskräftige Niederschrift einer schriftlichen, in bestimmter, wenn auch wechselnder Form abgefassten Erklärung über rechtliche Vorgänge darstellt, welche in der abendländischen Geschichte seit der römischen Antike belegt ist.
Königlich Bayerisches Allgemeines Reichsarchiv (München)Vorläufer des heutigen Bayerischen Hauptstaatsarchivs in München, welches seit 1812 so benannt war und seit 1826 zusammen mit den ihm unterstellten Regionalarchiven in den Regierungsbezirken dem Innenministerium unterstellt wurde; das Königlich Bayerische Allgemeine Reichsarchiv befand sich zusammen mit der Hof- und Staatsbibliothek in dem 1843 fertiggestellten Monumentalbau in der Münchener Ludwigstraße 16; nach der Revolution 1918 wurde es im Jahr 1921 in Bayerisches Hauptstaatsarchiv umbenannt.
Kaiserurkunden1. Dies bezieht sich auf die Edition von „Kaiserurkunden in Abbildungen“, die von Heinrich von Sybel (1817-1895) und Theodor Sickel (1826-1908) herausgegeben wurden. Sie sind Teil eines zwischen 1880 und 1891 erschienenes Tafelwerks in insgesamt elf Lieferungen für den akademischen Unterricht in Diplomatik und ein Hilfsmittel für kanzleigeschichtliche Untersuchungen aus einer Zeit, in der es noch keine modernen Formen der Reproduktion von Archivalien gegeben hatte. Zu diesen Faksimilebänden existiert auch eine gedruckte und kommentierte Textversion aus dem Jahr 1891 als Begleitband. Zwischenzeitlich liegt für dieses Werk ein digitales Online-Angebot von Seiten des „Münchener DigitalisierungsZentrums. Digitalie Bibliothek“ vor. Vgl. dazu: https://geschichte.digitalesammlungen . de/kaiserurkunden/online/angebot. 2. Kaiserurkunden als Archivalien bzw. Quellenbestände in Archiven und anderen Institutionen.
RepertoriumIm Archivwesen geläufiger Begriff für Findmittel und Findhilfen in Form von Verzeichnissen, Findbüchern (oft auch als Synonym für Repertorium verwendet), Karteien oder Spezialinventare als Ergebnisse der Erschließung und Verzeichnung von Archivalien (z. B. Handschriften), also Beständen eines Archivs, welche auch bestandsbezogen, bestandsübergreifend oder auch archivübergreifend sein können.
Fascikel (Faszikel)Begriff aus dem Archiv- und Bibliothekswesen für ein Aktenbündel, eine Beiakte oder die Einheit einer Handschrift.
Nürnberger, NürnbergischZu Nürnberg gehörend, Nürnberg betreffend, Nürnberg bezeichnend etc.
AbtheilungenNach der allgemeinen Geschäftsordnung für das Staatenhaus und das Volkshaus des Erfurter Unionsparlaments von 1850 waren zur Prüfung der Entsendung der Delegierten beziehungsweise der Wahlen der Abgeordneten jeweils mehrere Ausschüsse zu bilden, die ihre Ergebnisse dem jeweiligen Plenum vorzulegen hatten.
Notabene, nota beneAus dem Lateinischen stammende formelhafte Redewendung mit der wörtlichen Bedeutung „merke wohl“ in Sinne von „wohlgemerkt“ oder „übrigens“ und „nebenhergesagt“.
Notabene, nota beneAus dem Lateinischen stammende formelhafte Redewendung mit der wörtlichen Bedeutung „merke wohl“ in Sinne von „wohlgemerkt“ oder „übrigens“ und „nebenhergesagt“.
Briefquartblatt, Briefquartblätter, Quartblatt, QuartblätterBriefblatt/Briefblätter bzw. Blatt/Blätter im Quartformat.
Quartformat (Quartant, Quarto, 4°, 4to, Qto, Viererformat)Das Quartformat ist ein altes Schreibheft- oder Buchformat, bei dem ein Papierbogen zweimal gefaltet und auf diese Weise in vier Blätter unterteilt wurde. Dieses Papierformat ergibt pro Bogen acht Seiten, da jedes Blatt zwei Seiten hat.
CollationirungÄltere Schreibweise für „Kollationierung“ als Arbeitsschritt einer historisch-kritischen Edition, s.v. Collation, historisch-kritisch.