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Karl Hegel an Dr. N.N., Erlangen, 18. September 1860

Geehrter Herr Doctor!

Sehr erfreulich war mir Ihre gestern erhaltene Mittheilung1, daß Sie mit Herrn Professor Schröer wegen der Codices, die wir aus dem ungarischen National-Museum in Pesth wünschen2, gesprochen und daß derselbe seine freundliche Vermittlung zugesagt habe. Wiewohl ich nach den bisherigen Erfahrungen und vergeblichen Bemühungen sowohl bei der Direction des genannten Museums als auch bei dem K. K. Staatsministerium in Wien kaum noch zu hoffen wage, endlich an das gewünschte Ziel zu gelangen, so will ich doch nicht unterlassen, auch noch diese günstige Gelegenheit zu ergreifen. In der That würde sich Herr Professor Schröer ein großes Verdienst um unser Unternehmen erwerben, wenn er uns die gewünschten Handschriften dennoch verschafften könnte. Jede verlangte Garantie und Caution zu leisten bin ich erbietig, und nicht minder würde ich mich verpflichtet erachten, den gebührenden Dank auch öffentlich auszusprechen. Dagegen würde es dem ungarischen National-Museum gewiß nicht zur Ehre gereichen, wenn ich in meinem demnächst zu erstattenden Bericht erklären müßte, daß mir von diesem Institut allein die für unsere Ausgabe nöthigen Handschriften versagt worden seien, während ich die Liberalität der deutschen Regierungen und Bibliotheksvorstände zu rühmen habe, welche mir – wie die Herzogliche Regierung von Braunschweig, die Großherzogliche zu Weimar – die begehrten Handschriften Ihrer Sammlungen auf meinen bloßen Namen und Empfangsschein hin verabfolgt haben.

Indessen ist mir Seitens der Direction jenes Museums durch die dankenswerthe Bemühung des Herrn Custos Gabriel3 das Verzeichniß der im Pesther Museum vorhandenen Nürnberger Handschriften zugekommen, worin die dortigen Katalogs-Nummern angegeben sind. Die Handschriften, die wir gegenwärtig brauchen und auf kurze Zeit zur Benutzung hierher gesendet wünschen, sind darin in folgender Weise bezeichnet:

Deutsche Handschriften (die4 Stadt Nürnberg betreffend):

  1. in folio no. 376 5 Nürnbergisches Kriegsbüchlein. Cod. salc. p. 279 (Nic. Jonkowich)6
  2. in quarto no. 182 lat. Nürnbergische Kriegshandlung anno 1449. Doc. salc. XV p. 182 (Nic. Jonk.)7
Mit aufrichtiger Hochachtung
Ihr
ergebenster Professor Hegel.
Historiker