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Karl Hegel an Matthias Lexer, Erlangen, 15. November 1860

Geehrter Herr Doctor!

Die beiligende Handschrift1 des Meysterlin in München werde ich kommen lassen. Da ich ohnehin an Professor Halm schreiben muß wegen der Haller’schen Auction, warte ich nur auf nähere Nachricht über diesen.

Die Vergleichung des Meysterlin mit dem lateinischen Text ist allerdings nothwendig, aber Sie werden bereits gefunden haben, daß es eigentlich zwei sehr abweichende Redactionen sind.

Was die Auslagen für Papier und Porto betrifft, so wollen Sie diese nur für mich in Rechnung stellen, auch die früheren.

Vielleicht gereicht es Ihnen zu einer Art Erholung, wenn Sie die Bearbeitung des Meisterlin auf einige Tage unterbrechen oder neben denselben sich mit einer anderen weniger anstrengenden Arbeit beschäftigen können. Es würde mir erwünscht sein, wenn Sie den Brief von Christoph Scheuerl über die Verfassung von Nürnberg im Archiv2 – die Handschrift wird Ihnen von Weech angeben können – genau abschreiben möchten: er ist nicht lang, und ich brauche ihn für die Einleitung. Sodann könnte ich Ihnen auch die Noten zu Ulman Stromer zur wiederholten Durchsicht und neuen Redaction mit Rücksicht auf das beabsichtigte Glossar zustellen!

Da ich das letzte Mal als ich Sie sah zu bemerken glaubte, daß Sie weniger gut als sonst aussahen, so ist es mir ein wahres Anliegen, Sie freundlichst zu erinnern, daß Sie sich doch nicht mit Arbeiten zu sehr anstrengen und Ihrer Gesundheit schaden möchten. Da Sie unsere historischen Arbeiten schon weit überholt haben, so könnten Sie sich etwas mehr Ausruhen gönnen, und würde ich dringend anrathen, sich fleißig in frischer Luft zu bewegen, was mir ein tägliches Lebensbedürfniß ist. Sie verkennen gewiß nicht meine gute Absicht, wenn ich mir erlaube, Ihnen solchen sonst unbefugten Rath zu ertheilen.

In den nächsten Tagen werde ich Ihnen das gewünschte Attest Ihre Doctorpromotion betreffend übersenden. Die Sache ist in den Ferien lieben geblieben bis zum Decanatswechsel.

Hochachtungsvoll
der Ihrige
C. Hegel.