Sie werden von Halm die Aufträge für die Auction erhalten, nebst einem Creditbrief. Eine Vollmacht will er nicht ausstellen, weil er es für besser hält, sich nicht zu decuvriren. Das müssen auch wir uns gesagt sein lassen und wollen wir daher unsere Absichten in Schweigen verhüllen. Es wird, mit allerlei Schlauheit zu Werke gegangen; darum seien wir doppelt vorsichtig! Da uns Alles, was wir für die Münchener Bibliothek kaufen, nach Halm’s ausdrücklicher Versicherung, zur Benutzung überlassen bleiben soll, nachdem es dort in den Katalog eingetragen worden – so können wir unser Geld sparen, so weit das der Bibliothek | reicht und uns bei dem eignen Ankauf auf das beschränken, was sich für die Bibliothek weniger eignet.
Ich erwarte, daß Halm’s Aufträge bis Sonnabend3 Mittag eingetroffen sein werden, und will Sonnabend Nachmittag zu Ihnen hinüberkommen – zwischen 4 und 5 Uhr werde ich bei Ihnen sein – um den Operationsplan zu verabreden. Auch Lexer muß dabei um so mehr mitwirken, als er bisher am meisten im Hintergrund zurückgeblieben ist.
Ich bitte, verschaffen Sie mir bis dahin doch noch einen Katalog; ich habe den meinigen an Halm geschickt, der mir schrieb, daß in dem seinigen die Handschriften fehlten!! –
Hochachtungsvoll
der Ihrige Hegel.
1Dieser Brief enthält teilweise aufgrund der Archivalien-Bindung Randverluste, die – wenn nicht mehr erschließbar – hier jeweils im Rahmen der Kommentierung gekennzeichnet werden. Erschlossene Randverluste werden in Form von eckigen Klammern wiedergegeben. 2Dieser Brief bezieht sich auf die von Karl Hegel (1813-1901) für die Historische Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften in München herausgegebene Edition der „Chroniken der deutschen Städte vom 14. bis ins 16. Jahrhundert“, hier vornehmlich auf die ersten Arbeiten zu den Nürnberger Chroniken, Bände 1-3; vgl. dazu einführend Kreis, Geschichtswissenschaftliche Bedeutung, S. 165 ff.3Der vorliegende Brief ist auf Donnerstag, 22. November 1860, datiert, womit der darauf folgende Samstag (Sonnabend) auf den 24. November 1860 fiel.
Hegel, KarlKarl Hegel
HiKo
11657075X
Weech, Friedrich Friedrich Weech11720809418371905Weech, Friedrich (1837–1905), in München geborener Archivar, Bibliothekar und Historiker, der 1862 Privatdozent für Geschichte an der Universität Freiburg wurde, von 1864 bis 1868 Bibliothekar an der Großherzoglich-Badischen Hofbibliothek in Karlsruhe und von 1885 bis 1905 Direktor des Badischen Generallandesarchivs in Karlsruhe war. Er war Mitarbeiter Karl Hegels (1813–1901) an der Edition der „Chroniken der deutschen Städte“ der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften.
Erlangen49.5928616,11.0056Mittelfränkische Universitätsstadt, etwa 20 Kilometer nördlich von Nürnberg gelegen, seit 1810 Stadt und Universität des Königreichs Bayern.
GLA Karlsruhe
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GLA Karlsruhe1000
Kreis
, Marion: Karl Hegel. Geschichtswissenschaftliche Bedeutung und wissenschaftsgeschichtlicher Standort (= Schriftenreihe der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Bd. 84), Göttingen, Bristol, CT, USA 2012.
Kreis
, Geschichtswissenschaftliche Bedeutung
2012
Halm, KarlKarl Halm10015846318091882Halm, Karl (1809–1882), war ein in München geborener und gestorbener Klassischer Philologe, der zunächst als Gymnasiallehrer in München wirkte, bevor er 1856 Ordinarius an der Münchener Universität wurde und zugleich zum Direktor der Hof- und Staatsbibliothek, der heutigen Bayerischen Staatsbibliothek in München, avancierte. Karl Hegel (1813–1901) arbeitete mit ihm vornehmlich im Rahmen seines großen Editionsunternehmens der „Chroniken der deutschen Städte vom 14. bis ins 16. Jahrhundert“ im Auftrag der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften in München eng zusammen.
Lexer, MatthiasMatthias Lexer11905732818301892Lexer, Matthias (1830–1892), in Kärnten geborener Privat- und Gymnasiallehrer, Sprachwissenschaftler und Lexikograph, der 1861 wissenschaftlicher Mitarbeiter Karl Hegels am Editionsunternehmen „Die Chroniken der deutschen Städte“ der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften wurde und ihm auch nach seinem Ausscheiden verbunden blieb. 1863 wurde er außerordentlicher, 1866 ordentlicher Professor für Deutsche Philologie an der Universität Freiburg im Breisgau und war von 1868 bis 1890 Ordinarius an der Universität Würzburg. Im Jahre 1891 folgte er einem Ruf an die Universität München, verstarb aber ein Jahr später.
Doctor, DoktorDoktor als höchster akademischer Grad und Bezeichnung für jemanden, der einen Doktor-Titel trägt.
CreditbriefKreditbrief als urkundliche Anweisung an Banken oder andere Kreditinstitute, die diese beauftragt, dem in der Urkunde genannten Empfänger eine bestimmte Geldsumme bar auszuzahlen; insbesondere auch als Reisekreditbrief, vor allem bei Auslandsreisen, um nicht zuviel Bargeld dabei haben zu müssen.
decuvriren, sichsich dekuvrieren (aus dem Lateinsich-Französischen) für: „sein Inkognito aufgeben“, „sich öffentlich bekannt machen“ oder „sich zu etwas öffentlich bekennen“, „aus der Deckung gehen“, „aus dem Verborenen heraustreten“, „sich entlarven lassen“, „sein wahres Wesen erkennbar machen“, „seinen wahren Charakter zeigen“.