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Karl Hegel an Karl Halm, Erlangen, 3. Januar 1861

Hochgeehrter Herr College!

Da ich von Dr. von Kern vernommen habe, daß Sie über den gegenwärtigen Stand in Sachen des Pirkheimerschen Nachlasses noch nicht anderweitig unterrichtet sind, halte ich mich verpflichtet, Sie darüber zu orientieren. Die Auction ist auf den 28 Januar und folgende Tage festgesetzt, der Katalog noch einmal gedruckt worden. Inzwischen hat sich jedoch in Nürnberg die Mißbilligung des beabsichtigten Verkaufs eines litterarischen Schatzes der der Geschichte der Stadt angehört, weiter und weiter verbreitet und insbesondere bei dem ehemaligen Patriciat der Stadt, auf welches der Verruf der Schuld einiger seiner Mitglieder gebracht wird, eine solche Indignation erregt, daß man vereinigte Anstrengungen macht, um jenen Schatz für die Stadt zu erwerben und zu erhalten. Das Patriciat hat mögliche 1000 florin durch Zeichnung von Beiträgen zusammengebracht; von der übrigen Bürgerschaft werden gleichfalls Beiträge erwartet und was fehlt soll der Magistrat aufbringen, der bereits mit den Erben in Unterhandlung getreten ist: doch haben sich diese bisher noch nicht zur Präcisierung ihrer Forderung herbei gelassen; man hofft aber mit Zuversicht auf den Ankauf.

In Ansehung der vorigen Handschriften Auction1 bestärkt nun übrigens die Stadt den Haller’schen Erben nachträglich das Eigenthumsrecht der zum Rieter’schen Nachlaß gehörigen Stücke, namentlich des schönen Geschlechtsbuchs, welches Herr von Haller der Stadt großmüthig für 700 florin überlassen wollte, nachdem der Pariser Antiquar bis zu 777 florin hinaufgegangen war. Die Haller’s dieser Linie waren nämlich Administratoren der Stadt für die Rieter’sche Stiftung, für welche der gesammte Nachlaß durch den letzt Verstorbenen dieser Familie vermacht war; und es wird nun behauptet, daß die verkauften Handschriften zum Theil dieser Stiftung gehört hätten und nur von den Hallers zurückbehalten worden seien.2

Ich werde dafür Sorge tragen, daß Sie zur rechten Zeit dann benachrichtigt werden, ob die Auction der Pirkheimeriana3 stattfindet oder nicht.

Mit vorzüglicher Hochachtung
ganz ergebenst
der Ihrige
Hegel.