Erlangen, 13 März 61.
Verehrter Freund!
Durch Schreiben des Cassiers
Schießl datum 21 Februar
1860, wurde ich ersucht meine unter Angabe bestimmter
Zwecke ausgestellten Quittungen wieder zurückzunehmen und dafür neue unter dem Titel für empfangene
Honorarien
auszustellen. Unter Bezugnahme auf eine mit Ihnen gepflogene Rücksprache und die von Ihnen dabei ausgesprochene Ansicht wurde ich ferner aufgefordert auch alle später von mir auszustellenden Quittungen nur unter demselben Titel auszustellen. Daran habe ich mich seitdem gehalten und z. B. auch die letzte Quittung auf 300 florin für die Reise von Dr. Kern nach Pesth unter derselben Form ausgestellt, wie wohl es mir von vorn herein unangenehm war einen andern Zweck als den eigentlichen anzugeben, um so mehr, – | als ich besorgt, leicht bei der höheren Controllbehörde in den Verdacht zu kommen, als ob ich so viel Honorar für mich bezöge. Nun bin ich gar bei Ihnen selbst in diesen für mich sehr peinlichen Verdacht gekommen! Doch ich will nicht empfindlich darüber sein. Sie haben eben nur, überhäuft mit unendlich vielen Geschäften und Arbeiten, vergessen, welche Anweisung sie selbst mir vor einem Jahre gegeben, oder haben unterlassen bei Veränderung der Rechnungscontrolle mich davon zu benachrichtigen.
Es ist mir nicht in den Sinn gekommen, einen Kreuzer Honorar für mich vor Vollendung des Bandes in Anspruch zu nehmen; sondern ich verlangte das Geld für die Zwecke, welche ich auf beiden anliegenden Quittungen nunmehr bestimmt angegeben habe, und zwar Vorschuß weise, weil ich bereits im Vorschuß aus eigener Kasse bin und es mir unbequem fällt noch größere Vorschüsse aus meiner Kasse bis dahin, daß ich über die wirkliche Ausgabe Rechnung stellen kann, zu leisten. Würde es nun nicht mehr, wie früher, | statthaft sein, daß solche Quittungen für Vorschüsse aus der Commissionscasse nur als Interimsquittungen betrachtet und später wieder ausgetauscht würden gegen Quittungen auf den bestimmten Kostenbetrag? So wünsche ich ganz besonders nach dem gegenwärtigen Mißverständniß die frühere Quittung des laufenden Etatsjahrs auf 300 florin wieder zurückzuziehen, weil sie gleichfalls für empfangenes Honorar ausgestellt ist, während in Wirklichkeit diese Summe fast ganz auf die Reise nach Pesth verwendet worden ist.
Ob ich die gegenwärtig verlangten 125 florin für Reisekosten wirklich ganz brauchen werde, weiß ich noch nicht; die Reise nach Leipzig ist nothwendig, um mit Hirzel über Einiges Rücksprache zu nehmen, was schriftlich nicht abgemacht werden kann (Druck einer Karte und eines Facsimile von Handschriften); zugleich will ich an mehreren Orten Handschriften untersuchen, die wir vielleicht noch brauchen werden. Bestimmte Rechnung über die Kosten kann ich erst nach der Ausgabe, wie selbstverständlich, stellen. Ich würde lieber Kern reisen lassen, wenn er sich nicht überall so lang aufhielte und so unpraktisch wäre! Auch ist | es nöthig, daß er mit seinen Arbeiten voran kommt, weil der Druck ihm nahe an den Fersen steht. -
Leben Sie wohl.
Hegel, KarlKarl Hegel
HiKo
11657075X
Sybel, HeinrichHeinrich Sybel
HiKo
11862022318171895Sybel, Heinrich (1817–1895), in Düsseldorf geborener Historiker, Politiker und Archivar, der nach seinem Studium im Jahre 1838 an der Berliner Universität promoviert und 1840 an der Universität Bonn habilitiert wurde. Als ordentlicher Professor wirkte er an den Universitäten Marburg (1845–1856), München (1856–1861) und Bonn (1861–1875) und übernahm von 1875 bis 1895 als Direktor die Leitung der Preußischen Staatsarchive. Im Jahre 1858 gehörte er in München zu den Gründungsmitgliedern der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, gründete 1859 die Historische Zeitschrift und war von 1886 bis 1895 Präsident der Historischen Kommission in München. Im Jahre 1848 war er Mitglied des Frankfurter Vorparlaments, 1850 Mitglied des Erfurter Unionsparlaments, von 1874 bis1880 Mitglied des Preußischen Abgeordnetenhauses.
Erlangen49.5928616,11.0056Mittelfränkische Universitätsstadt, etwa 20 Kilometer nördlich von Nürnberg gelegen, seit 1810 Stadt und Universität des Königreichs Bayern.
Geheimes Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz (GStA PK), Berlin: I. HA Rep. 76 Kultusministerium; VI. HA Rep 92 Heinrich von Sybel, Nachlaß Schulze
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GStA PK Berlin
1000
Schichtl, N. N.-Schichtl, N. N., war der Schatzmeister der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, der die Kasse der Historischen Kommission laut deren Statut von 1858 mitverwaltete.
Kern, TheodorTheodor Kern11614072018361873Kern, Theodor (1836–1873) wurde am 5. Mai 1836 in Bruneck in Tirol im Kaisertum Österreich geboren und starb am 18. November 1873 in Veytaux am Genfer See. Theodor Kern stammte aus einer österreichisch-badischen Handwerker- und Beamtenfamilie. Er besuchte das Gymnasium in Innsbruck und studierte seit 1853 zunächst Jura, später Geschichte und Philologie in Innsbruck, Göttingen, Heidelberg und München. Julius Ficker in Innsbruck, Georg Waitz in Göttingen, Ludwig Häusser in Heidelberg sowie Heinrich Sybel in München waren seine akademischen Lehrer. Das Staatsexamen für das Höhere Lehramt hatte er 1857 „mit glänzendem Erfolg“ absolviert. Promoviert worden war er als Schüler Ludwig Häussers im darauffolgenden Jahr 1858 in Heidelberg. 1863 habilitierte er sich über die „Chronik der Stadt Nürnberg vom 14. bis in’s 16. Jahrhundert“ und wurde im selben Jahr Privatdozent. Er war seit 1859 erster wissenschaftlicher Mitarbeiter Karl Hegels beim Editionsunternehmen „Die Chroniken der deutschen Städte“, für das er viele Forschungsreisen unternahm. Mit seiner sehr ordentlichen Arbeitsweise war Karl Hegel als Editionsleiter sehr zufrieden. Ab 1866 war Theodor Kern außerordentlicher, 1871 ordentlicher Professor der Geschichte an der Universität Freiburg im Breisgau, wo er einen historischen Verein gründete und die „Zeitschrift für Geschichte des Breisgaus“ herausgab. Auch noch in dieser Zeit blieb er dem Editionsprojekt der „Chroniken der deutschen Städte“ als Mitarbeiter auf Honorarbasis verbunden. 1873 starb der sehr begabte junge Historiker an den Folgen einer schweren Erkrankung.
Hirzel, Salomon11909851218041877Hirzel, Salomon (1804–1877), in Zürich geborener Verleger aus Schweizer Kaufmanns- und Gelehrtenfamilie, der zusammen mit seinem Schwager Karl August Reimer (1801–1858) im Jahre 1830 die seit 1680 bestehende Weidmann‘sche Buchhandlung in Leipzig übernahm. 1853 gründete er in Leipzig den S. Hirzel Verlag, in dem die von Karl Hegel (1813–1901) im Auftrag der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften edierten „Chroniken der deutschen Städte vom 14. bis ins 16. Jahrhundert“ erschienen.
Pest47.4942216,19.0529846Stadt etwa 250 Kilometer in südöstlicher Richtung von Wien entfernt auf der östlichen Seite der Donau, die im Jahre 1873 mit dem auf der westlichen Seite gelegenen Buda zur ungarischen Hauptstadt Budapest vereinigt wurde.
Leipzig51.3406321,12.3747329Am Zusammenfluß von Weißer Elster, Pleiße und Parthe gelegene Universitäts- und Messestadt in Sachsen.
Cassier, KassierSchatzmeister, speziell hier: Schatzmeister der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, der die Kasse der Historischen Kommission laut deren Statut von 1858 mitverwaltete.
Honorar, HonorarienVergütung; „Honorarien“ als veralteter Plural von „Honorar“, hier gebraucht im Sinne von Vergütung einer nebenberuflichen Tätigkeit oder einer freien Mitarbeit.
Quittung, Quittungen„Quittung“ bzw. „Quittungen“ hier als finanzverwaltungsspezifische Abrechnungsgrundlage zu verstehen, bezogen auf das umfangreiche Editionsunternehmen der „Chroniken der deutschen Städte vom 14. bis ins 16. Jahrhundert“, das Karl Hegel (1813-1901) für die Münchener Historische Kommission leitete, und welche für die Ausbezahlung der Remuneration an den jeweiligen Mitarbeiter erforderlich war. Dieser musste im Vorfeld eine solche Quittung als Beleg ausstellen und an den Abteilungsleiter übermitteln. Die Abrechnung erfolgte hierbei zumeist monatsweise, weswegen gelegentlich auch der Begriff „Monatsquittung“ geläufig war, für Zwischenabrechnungen oder vorläufige „Quittungen“ der Begriff „Interimsrechnung“.
Florin, florin (fl.)Gulden, von 1849 bis 1936 Silbermünze zu zwei Schilling; siehe auch: Gulden.
Kreuzer1. Ursprünglich kleine silberne Groschenmünze aus Verona. Von dort verbreitete sie sich über andere italienische Gebiete und Tirol auch in den süddeutschen Raum. Der Name stammt von dem Doppel- bzw. Radkreuz auf der Rückseite der Münzen und kam erstmals in Süddeutschland auf, wo die Münze sehr beliebt war. Im Laufe der Zeit sank ihr Wert und sie wurde zur Kupfermünze, die in Bayern bis 1871 im Umlauf war. 1 Kreuzer entsprach vier Pfennigen und 60 Kreuzer einem Gulden. 2. Kreuzfahrer.
Commissionscasse (Kommissionskasse; auch: Casse, Kasse)Kasse der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaft in München, die laut ihrem Statut von 1858 von dem Kassier (Schatzmeister) der Bayerischen Akademie der Wissenschaften in München mitverwaltet wurde.
Etatjahr, EtatsjahrHaushaltsjahr bzw. Rechnungsjahr, für das ein Etat festgelegt wird.