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Karl Hegel an die Königliche Öffentliche Bibliothek Dresden, Erlangen, 23. März 1861

Hochgeehrter Herr Hofrath!

Aus Ihrer gütigen Antwort1 auf meine Anfrage2 wegen Chronikenhandschriften habe ich entnommen, daß die Königliche Bibliothek in Dresden außer den im Falkenstein’schen Katalog verzeichneten Chroniken keine Handschriften dieser Art besitzt. Doch ist die Bezeichnung der mich zunächst interessirenden drei Nürnberger Chroniken (auf S. 317 des Katalogs), wenigstens bei zweien so unbestimmt gehalten, daß ich Sie noch einmal um gütige Auskunft bitten muß. H. II ist bezeichnet schlechtweg als „Nürnberger Chroniken, Prg. Hds. des 16 Jh. f.“3 und ebenso „H. 151 als Cronica der Burg Nuremberg etc. gleichfalls Hds. des 16 Jh. 4t4“. Um diese Chroniken nur einigermaßen beurtheilen zu können, möchte ich gern das Jahr wissen, bis zu welchem sie fortgehen, und wann es möglich wäre, daß Sie mir durch einen Amanuensis nur ein Paar Anfangs- und Schlußzeilen von jeder der beiden Chroniken abschreiben lassen könnten – so würden Sie mich noch weit mehr verbinden.

Und nun noch eine andre Bitte. Könnten Sie mir vielleicht einen Gelehrten in Bautzen namhaft machen, an den ich mich wegen einer vielleicht dort noch befindlichen Nürnberger Chronik, welche ehemals dem Syndicus Christian Specht zugehört hat, wenden könnte? Diese Chronik könnte noch entweder in der dortigen Stadtbibliothek oder in der von Gersdorff’schen Bibliothek (wenn diese sich darneben noch in Bautzen befindet, was ich nicht weiß) aufbe- wahrt sein. Der Syndicus Specht hat sie aus der berühmten Handschriftensammlung des Kanzlers Ludewig5 erworben, wie ich durch Erkundigung in Halle, wo die Auction stattgefunden hat, erfahren habe.

Entschuldigen Sie gütigst, daß ich Sie mir diesen Dingen belästige; ich weiß mir nicht anders zu helfen.

Mit vorzüglicher Hochachtung
Ihr
ganz ergebenster
Prof. Hegel.