Sie werden gütigst die Verzögerung dieser Antwort2 entschuldigt haben und auch ferner entschuldigen, daß die Anlage3 nicht von meiner Hand. Das Ereigniß, das Ihnen Schelling mitgetheilt, hat mich doch die letzen Wochen, gerade am Anfang der Vorlesungen, etwas aus der rechten Ordnung gebracht. Übrigens darf ich ja Gott danken, daß er mir noch einmal zu4 meinen alten und neuen5 Verhältnissen das Glück einer leidensfähigen vollen Liebe gegeben, und für mich und meine Lieben einen vollen Segen hoffen. Sehr denke ich auch daran6 diesmal Ihr gutes Beispiel von vorigem Jahr aufzunehmen, und würde mich freuen, wenn Sie es wiederholten und so die Freundschaft der Collegen sich auch auf das Collegium ausdehnte.
Die einliegenden allerdings etwas kurz ausgefallenen Notizen von Dr. Beringer7 scheinen mir zu zeigen, daß diese Handschriften für Sie vorläufig keinerlei Werth und Bedeutung haben. Wenn es leidet, bin ich natürlich zu jeder näheren Nachricht und weiteren Auskunft gern bereit. | Der Druck der Forschungen geht fort, aber leider sehr langsam, und leider ledern. – Den von Hirsch, Heinrich II, der laenger bearbeitet, hoffen wir bald aufnehmen zu können. – Vor Liliencron war Dr. Bechstein hier und hat eine nicht unbedeutende Ausbeute, wie vorher in Wolfenbüttel so auch hier, in alten Drucken und Handschriften gefunden. Mir scheint ja die Sache nur noch nicht mit der rechten Vernünftigkeit angefaßt zu sein; Liliencron will die Sachen zu schnell machen.
Für die freundliche Berücksichtigung der Verfassungs-Geschichte danke ich im voraus.8 Das Heft läßt lange auf sich warten. An Band IV wird gedruckt und er soll hoffentlich bis zum Herbst fertig werden.9
Die besten Grüße an Ihre Frau Gemahlin und alle Kinder; Schelling dürfen Sie vorher vorläufig meinen Dank für seinen herzlichen Brief sagen; ich schreibe ihm später wieder.
Freundschaftlichst
ganz Ihr Georg Waitz
1
Ort und Datum stehen in der Quelle am Ende des Briefes, linksbündig.
2Liegt nicht vor. 3Die Anlage ist nicht mehr beiliegend. 4Unsichere Lesart. 5Unsichere Lesart. 6Unsichere Lesart. 7Unsichere Lesart. 8Karl Hegel (1813-1901) rezensierte den dritten Band der „Deutschen Verfassungsgeschichte“ von Georg Waitz (1813-1886). Vgl. dazu Hegel, Waitz Verfassungsgeschichte, S. 224-231. 9Georg Waitz, Deutsche Verfassungsgeschichte, Bd. 4, Kiel 1861.
Waitz, GeorgGeorg Waitz
HiKo
11905914218131886Waitz, Georg (1813–1886), in Flensburg geborener Historiker, der nach einem breiten geisteswissenschaftlichen, juristischen und theologischen Studium an den Universitäten Kiel und Berlin 1836 promoviert wurde. Nach seiner Tätigkeit bei den Monumenta Germaniae Historica wurde er 1842 ordentlicher Professor der Geschichtswissenschaft an der Universität Kiel, wechselte 1848 als Ordinarius an die Universität Göttingen und wurde 1858 Gründungsmitglied der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften in München. Als er 1875 Präsident der Monumenta Germaniae Historica in Berlin wurde, ging er gleichzeitig an die Universität Berlin. Er war in erster Ehe mit Clara Schelling (1818–1857), einer Tochter des Philosophen Friedrich Wilhelm Schelling (1775–1854), verheiratet, in zweiter Ehe mit Helene Franziska Friederike Hartmann (1831–1915), einer Tochter des Generals Georg Julius Hartmann (1774–1856).
Hegel, KarlKarl Hegel
HiKo
11657075X
Göttingen51.5328328,9.9351811Circa 100 Kilometer südlich von Hannover und südwestlich des Harzes gelegene Stadt mit einer 1737 eröffneten Universität.
Staatsbibliothek Preußischer Kulturbesitz (StBPK), Berlin
NL Hegel 15, Fasz. IV, 3.
SBPK Berlin1000
Hegel
, Karl: Waitz, Georg. Deutsche Verfassungsgeschichte. Bd. 3. Kiel 1860, in: Historische Zeitschrift 5 (1861), S. 224-231.
Hegel
, Waitz Verfassungsgeschichte, S. 224-231
1861
Hirsch, SiegfriedSiegfried Hirsch11690592118161860Hirsch, Siegfried (1816–1860), Historiker, war Professor der Geschichte an der Universität Berlin, der jung, nach mehreren Schicksalsschlägen, an der „Halsbräune“ verstarb; sein literarisches Wirken wurde postum auf Anregung Leopold Rankes (1795–1886) veröffentlicht; seine „Jahrbücher des Deutschen Reiches unter Heinrich II.“ erschienen in Form von drei Bänden zwischen 1862 und 1875.
Liliencron, Rochus Wilhelm TraugottRochus Liliencron
HiKo
11872824518201912Liliencron, Rochus Wilhelm Traugott (1820–1912), im holsteinischen Plön geborener Germanist, Musikhistoriker und Diplomat sowie von 1869 bis 1908 erster Leiter der Allgemeinen Deutschen Biographie, der deutschen Nationalbibliographie. Er studierte an den Universitäten Kiel und Berlin evangelische Theologie, orientalische Sprachen, Jura, Geschichte und Germanistik, wurde 1846 in Kiel promoviert und habilitierte sich 1848 an der Universität Bonn. Im Jahre 1851 wurde er in Kiel Professor für nordische Sprachen, 1852 an der Universität Jena für deutsche Literatur und 1870 Mitglied der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften. Er war von 1876 bis 1908 Propst des Damenstiftes St.-Johannis-Kloster vor Schleswig; in dieser Zeit fiel seine Verhandlungsführung im Jahr 1880 auf Seiten der herzoglichen Familie Augustenburg über den Ehevertrag zwischen der späteren Kaiserin Auguste Victoria (1858–1921) aus dem Hause Augustenburg und dem preußischen Kronprinzen aus dem Hause Hohenzollern, Wilhelm Friedrich Wilhelm Albert Viktor von Preußen (1859–1941), dem späteren Kaiser Wilhelm II. (seit 1888).
Bechstein, Reinhold Ludwig Bernhard MatthäusReinhold Bechstein102236400618331894Bechstein, Reinhold Ludwig Bernhard Matthäus (1833–1894), war Germanist, Philologe und zunächst Extraordinarius an der Universität Jena (seit 1869), bevor er 1871 an die Universität nach Rostock wechselte. Er war erstgeborener Sohn des Schriftstellers, Archivar und Leiters der Meininger Herzoglichen Bibliothek Ludwig Bechstein (1801–1860), die der Sohn zunächst nach dessen Tod fortgeführt hatte, während er dort den erkrankten Vater zuvor schon unterstützt hatte.
Hegel, Maria (Mariechen, Mimi)Marie HegelTochter Karl Hegels-18551929 Hegel, Maria (Mariechen, Mimi) (1855–1929), dritte Tochter Karl (1813–1901) und Susanna Maria Hegels, geb. Tucher (1826–1878), die ab 1878 dem verwitweten Vater den Haushalt in Erlangen führte.
Hegel, Sophia (Sophiechen)Sophie Hegel-18611940Hegel, Sophia (Sophiechen) (1861–1940), vierte und jüngste Tochter Karl und Susanna Maria Hegels, geb. Tucher (1826–1878); sie blieb unverheiratet und absolvierte Stationen in München und Göttingen in den Haushalten der Schwestern Luise Lommel, geb. Hegel (1853–1924), und Anna Klein, geb. Hegel (1851–1927), später eine ca. 20 Jahre währende Tätigkeit als Lehrerin/Erzieherin an einem englischen Mädchenpensionat in Malvern, ab 1910 wieder in der Familie ihrer schwerhörigen Schwester Anna Klein lebend und dort vor allem in der Erziehung und Krankenpflege helfend; spätere Arbeit im sozialen Bereich in Göttingen.
WolfenbüttelUngefähr 60 Kilometer südöstlich von Hannover, 12 Kilometer vom Zentrum Braunschweigs entfernte, zwischen Harz und Heide gelegene Stadt.
Druck, Drucke„Druck“ als Abkürzung oder Synonym für Drucklegung gebraucht, darüber hinaus auch für ein fertiges Druckerzeugnis (z. B. Kunstdruck, gedruckte Edition einer handschriftlichen Quelle etc.) stehend, somit auch im Sinne von „alte Drucke“.
lederngrob, polemisierend, meckernd.
Verfassungsgeschichte, Verfassungs-Geschichte (Waitz)Achtbändiges, mehrfach aufgelegtes Werk des Historikers Georg Waitz (1813-1886) über „Deutsche Verfassungsgeschichte“ (vor allem für Rechtsgeschichte und Mediävistik), welches zwischen 1844 und 1878, bzw. in neubearbeiteter Auflage zwischen 1865 und 1896), Bände 1-6 (ab Band 5 postum) in Kiel bzw. Berlin erschien.
Mehrere Registerverweise
Zitierempfehlung
Die wissenschaftliche Korrespondenz des Historikers Karl Hegel (1813-1901), bearbeitet von Helmut Neuhaus und Marion Kreis