Mit vieler Befriedigung habe ich heute morgen Ihre ersten Nachrichten aus Augsburg erhalten. Sehr leid thut mir nur, daß ich Sie durch den grünen Baum statt Hof in die Irre geführt habe; übrigens werden Sie diesen auch an meiner Beschreibung erkannt haben und wünsche ich nur, daß er noch gut im Stand sein und Ihnen zusagen möge.
Herrn Rector
Mezger bin ich sehr dankbar für die Freundlichkeit die er Ihnen erwiesen hat und bitte ich ihn eben so wie Herrn Greiff bestens zu grüßen – Herr Greiff wird mir nicht übel nehmen, daß ich ihn Bibliothekar des Historischen Vereins genannt habe, da er mich selbst zu dem Mißverständniß veranlaßt hat, in dem er sich am Schluß seines Vorworts zu Rem’s Tagebuch nicht Stadtbibliothekar nennt, sondern „Bibliothekar und Secretär des Historischen Vereins“.|Über Ihre Entdeckungen bin ich sehr erfreut, da sie gerade für die älteste Augsburger
Chronik sogleich noch mehrere Handschriften ergeben haben. Daß der Katalog von Mezger so mangelhaft sei, hätte ich allerdings nicht gedacht; ich bemerkte freilich schon, daß die Nummern desselben nicht mit denen der Bibliothek selbst übereinstimmend waren, sah aber nur was mir in der kurzen Frist von zwei halben Stunden vorgelegt wurde.
Sie fragen mich, wie weit Sie sich auf die Untersuchung der Handschriften Augsburger Chrroniken einlassen sollen? Meiner Meinung nach, sollten Sie sich auf die Aufsuchung des Anonymus und des Zeng beschränken; da es aber für diesen Zweck erforderlich ist, alle älteren Handschrriften Augsburger Chroniken durchzusehen, so würde es freilich recht nützlich sein, wenn Sie Ihre Berichtigungen in den Mezger’schen gedruckten Katalog (etwa auf durchschossenen Blättern) mit kurzen Notizen eintragen wollten, ohne doch auf eine nähre Beschreibung schon jetzt einzugehen, welche der Beurteilung der späteren Chroniken vorbehalten bleiben kann. Ebenso | werden dergleichen Notizen über das, was Ihnen im Stadtarchiv vorkommt, sehr erwünscht sein. Von anderen Augsburger Bibliotheken ist mir, ausgenommen von der bischöflichen, in der sich keine Chroniken finden sollen, so gut wie nichts bekannt; hierüber wird Herr Domcapitular
Steichele gewiß – am besten Auskunft geben können. Über den früheren Bestand der Augsburger Bibliothek gibt ein Buch von Hirsching, Beschreibung der Bibliotheken etcetera Auskunft; vielleicht können Sie es in der Stadtbibliothek haben.
Wie viel Zeit Sie in Augsburg verwenden wollen, überlasse ich Ihrem Ermessen, und wünsche nur daß Sie in gegenwärtiger Jahreszeit auf Ihre Gesundheit die nöthige Rücksicht nehmen, daß Sie sich nicht in ungeheizten oder schlecht geheizten Localitäten verderben. Mit Archivar Herberger wird einige Vorsicht nöthig sein in Beziehung auf die von Ihnen gemachten Funde; ich bin begierig zu erfahren, wie er sich gegen Sie verhalten wird
Wegen Ablieferung des Merkel’schen Codex von Endres Tucher hätte ich eine Beruhigung von Ihnen zu erhalten gewünscht: Sie haben doch mein letztes Schreiben in Nürnberg noch bekommen, worin ich Sie darum bat, weil man den Codex von mir zurückgefordert hat?
Herzlichst
der Ihrige
Carl Hegel.
Hegel, KarlKarl Hegel
HiKo
11657075X
Lexer, MatthiasMatthias Lexer11905732818301892Lexer, Matthias (1830–1892), in Kärnten geborener Privat- und Gymnasiallehrer, Sprachwissenschaftler und Lexikograph, der 1861 wissenschaftlicher Mitarbeiter Karl Hegels am Editionsunternehmen „Die Chroniken der deutschen Städte“ der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften wurde und ihm auch nach seinem Ausscheiden verbunden blieb. 1863 wurde er außerordentlicher, 1866 ordentlicher Professor für Deutsche Philologie an der Universität Freiburg im Breisgau und war von 1868 bis 1890 Ordinarius an der Universität Würzburg. Im Jahre 1891 folgte er einem Ruf an die Universität München, verstarb aber ein Jahr später.
Erlangen49.5928616,11.0056Mittelfränkische Universitätsstadt, etwa 20 Kilometer nördlich von Nürnberg gelegen, seit 1810 Stadt und Universität des Königreichs Bayern.
Bayerische Staatsbibliothek (BSB), München
: Döllingeriana II.
BSB München
1000
Kreis
, Marion: Karl Hegel. Geschichtswissenschaftliche Bedeutung und wissenschaftsgeschichtlicher Standort (= Schriftenreihe der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Bd. 84), Göttingen, Bristol, CT, USA 2012.
Kreis
, Geschichtswissenschaftliche Bedeutung
2012
Mezger, Georg CasparGeorg Caspar Mezger11901109318011874Mezger, Georg Caspar (1801–1874), in Wassertrüdingen geborener Pädagoge und Bibliothekar, der nach seinem Studium an den Universitäten Erlangen und München im Jahre 1827 Gymnasialprofessor in Augsburg wurde und von 1840 bis 1873 Rektor des dortigen Gymnasiums bei St. Anna war. Von 1835 bis 1872 war er auch Augsburger Stadtbibliothekar.
Greiff, BenediktBenedikt Greiff11683035218031871Greiff, Benedikt (1803–1871), Gymnasiallehrer, war unter dem Augsburger Stadtbibliothekar und Rektor des Gymnasiums bei St. Anna, Georg Caspar Mezger (1801–1874), seit 1841 auch Unterbibliothekar der Königlichen Kreis- und Stadtbibliothek Augsburg und Sekretär des Historischen Vereins für den Regierungsbezirk von Schwaben und Neuburg.
Rem, Lucas12362227114811541Rem, Lucas (1481–1541), war Kaufmann und Patrizier in Augsburg; er verfasste ein Tagebuch, welches von dem Augsburger Stadtbibliothekar und Lehrer Benedikt Greiff (1803–1871) 1861 herausgegeben wurde.
Zink (auch: Zeng, Zengg, Zingg), Burk(h)ard11889018213961474 oder 1475Zink (auch: Zeng, Zengg, Zingg), Burk(h)ard (1396–1474 oder 1475), war Augsburger Chronist und Fernhandelskaufmann. Seine Chronik wurde von Karl Hegel (1813–1901) im Rahmen seines Editionsunternehmens der „Chroniken der deutschen Städte vom 14. bis ins 16. Jahrhundert“ im Auftrag der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften in München herausgegeben.
Steichele, Anton 11723715918161889Steichele, Anton (1816–1889) aus einer Rotgerber-Familie aus Mertingen stammend, älterstes von zehn Kindern, studierte nach Abschluss der Lateinschule in Dillingen zunächst Philosophie, um dann in München katholische Theologie u. a. bei Ignaz Döllinger (1799–1890) zu studieren. 1841 wurde er Domvikar und bischöflicher Archivar in Augsburg, wo er auch als Katechet an der dortigen Schule St. Anna tätig war; 1844 avancierte er zum bischöflichen Sekretär und wurde zum Geistlichen Rat ernannt, 1847 als Domherr in das Augsburger Domkapitel gewählt, zu dessen Dompropst (Vorsitzender) er 1873 wurde, Steichele widmete sich vornehmlich der Geschichtswissenschaft und publizierte mehrere kirchenhistorische Werke. 1878 wurde er auf Vorschlag König Ludwigs II. von Bayern (1845–1886) Bischof von München und Freising.
Hirsching, Friedrich Karl Gottlob10035648617621800Hirsching, Friedrich Karl Gottlob (1762–1800), jung verstorbener Erlanger Extraordinarius für Philosophie, Universalgelehrter und Verfasser von Nachschlagewerken, der zwischen 1786 und 1791 ein vierbändiges bibliographisches Werk unter dem Titel: „Versuch einer Beschreibung sehenswürdiger Bibliotheken Teutschlands, nach alphabetischer Ordnung der Oerther“ veröffentlichte, mit dem auch Karl Hegel (1813–1901) arbeitete.
Herberger, TheodorTheodor Herberger11672820518111870Herberger, Theodor (1811–1870), Archivar in Augsburg.
Merkel, Paul11689367217871862Merkel, Paul (1787–1862), war Sohn des Nürnberger Kaufmanns und Politikers Paul Wolfgang Merkel (1756–1820), der bis zu seinem Tod im Familienunternehmen tätig war und in dem zur Merkelschen Familie gehörenden Haus in der Nürnberger Karlstraße 23 lebte.
Tucher, Endres10434993X14231507Tucher, Endres (1423–1507), war Baumeister in Nürnberg, Kaufmann, Bürgermeister und Ratsherr, dessen Baumeisterbuch von Karl Hegel (1813–1901) im Rahmen seines umfangreichen Editionsunternehmens der „Chroniken der deutschen Städte vom 14. bis ins 16. Jahrhundert“ im Auftrag der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften in München herausgegeben wurde.
Augsburg48.3668041,10.8986971Auf römische Zeit zurückgehende alte Reichsstadt des Heiligen Römischen Reiches und Bischofsstadt am Lech, etwa 65 Kilometer nordwestlich von München gelegen und seit 1806 zum Königreich Bayern gehörig.
Nürnberg49.453872,11.077298In Franken an der Pegnitz gelegene ehemalige Reichsstadt, seit 1806 Stadt des Königreichs Bayern.
Grüner Hof (Augsburg)Großer, gediegener Gasthof in Augsburg - auch mit internationalem Publikum. In diesem nächtigte Karl Hegel (1813-1901) und traf sich tagsüber dort auch mit seinem Mitarbeiter Ferdinand Frensdorff (1833-1931) zu Besprechungen, der dort vor Ort die Augsburger Chroniken für die Hegelsche umfangreiche Editionsreihe der „Chroniken der deutschen Städte vom 14. bis ins 16. Jahrhundert“ im Auftrag der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften in München bearbeitete.
Doctor, DoktorDoktor als höchster akademischer Grad und Bezeichnung für jemanden, der einen Doktor-Titel trägt.
RectorHier gebraucht als Synonym für: Schulleiter, Leiter einer Lehr- und Bildungsanstalt.
Tagebuch von Rem, auch: Rem’s TagebuchLucas Rem (1481-1541) war Kaufmann und Patrizier in Augsburg; er verfasste ein Tagebuch, welches von dem Augsburger Stadtbibliothekar und Lehrer Benedikt Greiff (1803-1871) 1861 unter dem Titel „Tagebuch des Lucas Rem aus den Jahren 1494-1591. Ein Beitrag zur Handelsgeschichte der Stadt Augsburg“ in Augsburg herausgegeben wurde.
Historischer Verein für SchwabenDer seit 1834 bestehende „Historische Verein für Schwaben“ gehört zu den traditionsreichen historischen Vereinen auf der Ebene der Regierungsbezirke, die auf Anregung König Ludwigs I. von Bayern in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts gegründet wurden und der in Augsburg ansässig ist.
AugsburgerZu Augsburg gehörend, Augsburg betreffend, auf Augsburg bezogen; in Augsburg lebender Mensch bzw. lebende Menschen.
Stadtchroniken, Städtechroniken, auch: ChronikenIm Rahmen von Stadtgeschichtsschreibung und -forschung geschriebene, teilweise auch edierte Chroniken von Städten. Karl Hegel (1813-1901) gab im Rahmen seiner Leitung des umfangreichen wissenschaftlichen Editionsunternehmens für die Münchener Historische Kommission „Chroniken der deutschen Städte vom 14. bis ins 16. Jahrhundert“ – angefangen mit seiner Geburtsstadt Nürnberg – solche Städtechroniken heraus.
Chronik(en), Chroniken der deutschen Städte (Städtechroniken), chronikalische DenkmälerEdition „Die Chroniken der deutschen Städte vom 14. bis ins 16. Jahrhundert“, von 1862 bis 1899 hrsg. von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften durch Karl Hegel (1813-1901); auch allgemein: auf die Antike zurückgehende geschichtliche Darstellung, in der die Ereignisse in zeitlich genauer Reihenfolge, dabei aber, im Gegensatz zu den formal strengeren Annalen, in größeren Zeitabschnitten aufgezeichnet werden, auch im Sinne von: Lebensläufen.
Katalog von Mezger, auch: Mezger'scher KatalogPublikation des Augsburger Gymnasial-Rektors und Stadt-Biobliothekars Georg Caspar Mezger (1801-1874): Geschichte der vereinigten Königlichen Kreis- und Stadt-Bibliothek in Augsburg: mit einem Verzeichnisse der in der Bibliothek befindlichen Handschriften. Augsburg 1842.
Catalog(e), Katalog(e)Aufstellung, Aufzählung, Verzeichnis bestimmter Gegenstände; auch: Immatrikulationsverzeichnis (Universität).
Handschrift, HandschriftenIn Handschrift verfasste zumeist ältere historische Quelle(n).
AnonymusSynonym für einen unbekannten Verfasser.
Durchschossene BlätterHier bezogen auf einen Begriff aus dem Druckereiwesen, welcher sich auf ein sogenanntes „Durchschossenes Exemplar“ bezieht; innerhalb der Buchherstellung steht dies für ein Buch oder einen Druck, bei dem auf jedes eingebundene bedruckte Blatt ein leeres eingebundenes Blatt folgt, welches ebenfalls durch die Einbindung „durchschossen“ ist, um auf diesem von Seiten des Benutzers handschriftliche Ergänzungen oder Notizen auf der gegenüberliegenden Seite hinzuzufügen.
Stadtarchiv AugsburgArchiv der Stadt Augsburg, seit ca. dem 16. Jahrhundert bestehend mit bis ins 11. Jahrhundert zurückreichendem Archivgut.
Bischöfliche Bibliothek (Augsburg)Bibliothek des Bistums Augsburg (römisch-katholische Diözese im Südwesten Bayerns), welches im 6. Jahrhundert gegründet wurde.
Domcapitular, DomherrDomkapitular bzw. Domherr als Angehöriger eines Domkapitels (Kooperation von Geistlichen an einer Bischofskirche).
Beschreibung der Bibliotheken (Hirsching)Beschreibende Titelschlagworte Karl Hegels (1813-1901) für eine vierbändige, zwischen 1786 und 1791 in Erlangen erschienene Publikation des Erlanger Extraordinarius für Philosophie, Universalgelehrten und Verfassers von Nachschlagewerken Friedrich Karl Gottlob Hirsching (1762-1800) unter dem vollen Titel: „Versuch einer Beschreibung sehenswürdiger Bibliotheken Teutschlands nach alphabetischer Ordnung der Ordnung der Städte“.
Localität(en)Lokalität(en), also: Örtlichkeit(en), Raum, Räume.
Codex, CodicesKodex, aus dem Lateinischen stammend, Plural Codices, in Bezug auf das Mittelalter bezogen auf eine Sammlung von Handschrift(en), welche zwischen Holzdeckeln zu einer Art Buch zusammengefügt sind; im übertragenen Sinne auch Bezeichnung für eine Sammlung geschriebener oder auch ungeschriebener Verhaltensregeln innerhalb einer Gesellschaft, Menschengruppe, eines Standes etc.