Mit Vergnügen habe ich Ihre täglichen Berichte aus Augsburg erhalten und heute morgen auch den, auf welchen ich eigentlich am meisten gespannt war, über die Begegnung mit Herberger. Sie sind nun gleich in der ersten Unterredung mit ihm zu dem Urtheil gekommen, mit welchem ich leider erst aufgehört habe, daß der Mensch halb, und es fehlt nicht viel ganz närrisch ist: dasselbe habe ich schon vor länger als einem Jahre zu Mezger gesagt. Da ist nur weiter nichts zu machen, und ich bin zufrieden, daß Sie wenigstens die Paar Handschriften eingesehen haben, die er auch mir gezeigt hat.
Die Mone’sche Chronik hat er selbst, wie ich glaube, erst durch mich kennen gelernt, da er sehr unwissend ist in dem, was nicht in seiner Welt, dem Archiv, enthalten ist. | Es würde zu nichts nützen, wenn Sie dieses Archiv noch einmal auf dem Rückwege besuchen wollten, da für unsere gegenwärtigen Zwecke noch nichts weiter daraus zu gewinnen ist. Indessen kommt Zeit, kommt Rath, und vielleicht befindet sich übers Jahr der gegenwärtige Archivar in der Anstalt, für die er bald reif sein wird; eher wird im Archiv nicht viel zu machen sein.
Was Sie von Greiff schreiben ist gleichfalls schon lang meine Ansicht gewesen: er ist ein bloßer Stümper und Schwätzer, doch soll ihm seine Gefälligkeit bestens gedankt sein.
Als ich Ihnen von meiner Freude über die Auffindung unserer Handschriften des Anonymus schrieb, meinte ich nicht den Nürnberger, sondern den Augsburger, dem wir eben jetzt nachgehen. Denn mit dem Nürnberger wünsche ich herzlichst endlich zum Ende zu kommen. Sie haben in kurzer Zeit, wie ich mit Vergnügen anerkenne, Ungewöhliches geleistet und|und die nothwendige Vorarbeit für die Augsburger Chronik nicht wenig,3 sondern sehr wesentlich gefördert. In München werden Sie vermuthlich weniger zu thun finden und werden dort auch die äußeren Bedingungen Ihres Aufenthaltes viel angenehmere sein: wenden Sie …ich an Herrn BibliothekarFöringer und sobald Sie …… Archiv besuchen an Herrn ArchivrathMuffat mit einer Empfehlung von mir. – Schreiben Sie mir gefälligst, ob ich Ihnen noch Geld schicken soll? oder ob Sie selbst noch genug für die weiteren Ausgaben im Vorrath haben? Sie wissen, daß Ihnen die Fahrkosten und das Briefporto ersetzt und außerdem tägliche Diäten zu 3 florin 30 Kreuzer gezahlt werden.
Hüten Sie Sich vor Erkältung in München und vor dem dortigen Trinkwasser. Sollten Sie unwohl werden, so machen Sie daß Sie fortkommen.
Herzlichst
der Ihrige Carl Hegel.
1Ort und Datum stehen am Briefende, linksbündig. 2Dieser Brief bezieht sich auf die von Karl Hegel (1813-1901) für die Historische Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften in München herausgegebene Edition der „Chroniken der deutschen Städte vom 14. bis ins 16. Jahrhundert“, hier speziell auf die Edition der Chroniken von Augsburg; siehe dazu Kreis, Geschichtswissenschaftliche Bedeutung, S. 246-262.3Ab hier folgen mehrere fragmentarische Stellen ….
Hegel, KarlKarl Hegel
HiKo
11657075X
Lexer, MatthiasMatthias Lexer11905732818301892Lexer, Matthias (1830–1892), in Kärnten geborener Privat- und Gymnasiallehrer, Sprachwissenschaftler und Lexikograph, der 1861 wissenschaftlicher Mitarbeiter Karl Hegels am Editionsunternehmen „Die Chroniken der deutschen Städte“ der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften wurde und ihm auch nach seinem Ausscheiden verbunden blieb. 1863 wurde er außerordentlicher, 1866 ordentlicher Professor für Deutsche Philologie an der Universität Freiburg im Breisgau und war von 1868 bis 1890 Ordinarius an der Universität Würzburg. Im Jahre 1891 folgte er einem Ruf an die Universität München, verstarb aber ein Jahr später.
Erlangen49.5928616,11.0056Mittelfränkische Universitätsstadt, etwa 20 Kilometer nördlich von Nürnberg gelegen, seit 1810 Stadt und Universität des Königreichs Bayern.
Bayerische Staatsbibliothek (BSB), München
: Döllingeriana II.
BSB München1000
Kreis
, Marion: Karl Hegel. Geschichtswissenschaftliche Bedeutung und wissenschaftsgeschichtlicher Standort (= Schriftenreihe der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Bd. 84), Göttingen, Bristol, CT, USA 2012.
Kreis
, Geschichtswissenschaftliche Bedeutung
2012
Herberger, TheodorTheodor Herberger11672820518111870Herberger, Theodor (1811–1870), Archivar in Augsburg.
Mezger, Georg CasparGeorg Caspar Mezger11901109318011874Mezger, Georg Caspar (1801–1874), in Wassertrüdingen geborener Pädagoge und Bibliothekar, der nach seinem Studium an den Universitäten Erlangen und München im Jahre 1827 Gymnasialprofessor in Augsburg wurde und von 1840 bis 1873 Rektor des dortigen Gymnasiums bei St. Anna war. Von 1835 bis 1872 war er auch Augsburger Stadtbibliothekar.
Mone, Franz Josef11886147617961871Mone, Franz Josef (1796–1871), war badischer Archivar und Historiker; er wirkte von 1835 bis zu seiner Pensionierung 1868 als Direktor des Generallandesarchivs Karlsruhe.
Greiff, BenediktBenedikt Greiff11683035218031871Greiff, Benedikt (1803–1871), Gymnasiallehrer, war unter dem Augsburger Stadtbibliothekar und Rektor des Gymnasiums bei St. Anna, Georg Caspar Mezger (1801–1874), seit 1841 auch Unterbibliothekar der Königlichen Kreis- und Stadtbibliothek Augsburg und Sekretär des Historischen Vereins für den Regierungsbezirk von Schwaben und Neuburg.
Föringer, Heinrich Konrad
HiKo
https://www.deutsche-biographie.de/pnd116635517.html11663551718011880Föringer, Heinrich Konrad (1801–1880), war Bibliothekar und Kustos an der Bayerischen Staatsbibliothek München, der sich auch um den Leihverkehr von Büchern und Handschriften das umfangreiche Editionsprojekt Karl Hegels (1813–1901) betreffend kümmerte, welches dieser als Abteilungsleiter im Auftrag der Historischen Komission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften unter dem Titel: „Die Chroniken der deutschen Städte vom 14. bis ins 16. Jahrhundert“ herausgab. Zu Lebzeiten des Herausgebers erschienen 27 Bände, von denen er sechs zu Nürnberg, Straßburg und Mainz in weiten Teilen selbst bearbeitet hatte; zu Köln verfasste der Erlanger Historiker eine umfangreiche Verfassungsgeschichte. Bei den bibliographischen Arbeiten dafür kooperierte Karl Hegel sehr eng mit der Münchener Bibliothek, insbesondere mit seinem Kollegen und deren Direktor Karl Halm (1809–1882) und dessen Team.
Muffat, Karl August
HiKo
11717977918041878Muffat, Karl August (1804–1878), war königlich baierischer Reichsarchivrat und Historiker. Er wirkte an dem von Karl Hegel (1813–1901) geleiteten Editionsunternehmen der „Chroniken der deutschen Städte vom 14. bis ins 16. Jahrhundert“ im Auftrag der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften in München mit.
Nürnberg49.453872,11.077298In Franken an der Pegnitz gelegene ehemalige Reichsstadt, seit 1806 Stadt des Königreichs Bayern.
München48.1371079,11.5753822Haupt- und Residenzstadt des Königreichs Bayern an der Isar in Oberbayern.
Augsburg48.3668041,10.8986971Auf römische Zeit zurückgehende alte Reichsstadt des Heiligen Römischen Reiches und Bischofsstadt am Lech, etwa 65 Kilometer nordwestlich von München gelegen und seit 1806 zum Königreich Bayern gehörig.
„Goldener Bär“, auch: goldner Bär (München)Gasthof und Hotel in der Fürstenstraße in München.
Doctor, DoktorDoktor als höchster akademischer Grad und Bezeichnung für jemanden, der einen Doktor-Titel trägt.
Chronik(en), Chroniken der deutschen Städte (Städtechroniken), chronikalische DenkmälerEdition „Die Chroniken der deutschen Städte vom 14. bis ins 16. Jahrhundert“, von 1862 bis 1899 hrsg. von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften durch Karl Hegel (1813-1901); auch allgemein: auf die Antike zurückgehende geschichtliche Darstellung, in der die Ereignisse in zeitlich genauer Reihenfolge, dabei aber, im Gegensatz zu den formal strengeren Annalen, in größeren Zeitabschnitten aufgezeichnet werden, auch im Sinne von: Lebensläufen.
Stadtchroniken, Städtechroniken, auch: ChronikenIm Rahmen von Stadtgeschichtsschreibung und -forschung geschriebene, teilweise auch edierte Chroniken von Städten. Karl Hegel (1813-1901) gab im Rahmen seiner Leitung des umfangreichen wissenschaftlichen Editionsunternehmens für die Münchener Historische Kommission „Chroniken der deutschen Städte vom 14. bis ins 16. Jahrhundert“ – angefangen mit seiner Geburtsstadt Nürnberg – solche Städtechroniken heraus.
Stadtarchiv AugsburgArchiv der Stadt Augsburg, seit ca. dem 16. Jahrhundert bestehend mit bis ins 11. Jahrhundert zurückreichendem Archivgut.
AnstaltÖffentliche Einrichtung im Gesundheitsbereich, z. B. Badeanstalt, Heilanstalt oder Pflegeanstalt, Irrenanstalt oder Nervenheilanstalt als veralteter Begriff für Psychiatrie; Schule, Gymnasium.
AnonymusSynonym für einen unbekannten Verfasser.
Nürnberger, NürnbergischZu Nürnberg gehörend, Nürnberg betreffend, Nürnberg bezeichnend etc.
AugsburgerZu Augsburg gehörend, Augsburg betreffend, auf Augsburg bezogen; in Augsburg lebender Mensch bzw. lebende Menschen.
Archivrath (Archivrat)Laufbahngruppierende Amtsbezeichnung für einen sich im Archivdienst befindlichen Beamten.
Florin, florin (fl.)Gulden, von 1849 bis 1936 Silbermünze zu zwei Schilling; siehe auch: Gulden.
Kreuzer1. Ursprünglich kleine silberne Groschenmünze aus Verona. Von dort verbreitete sie sich über andere italienische Gebiete und Tirol auch in den süddeutschen Raum. Der Name stammt von dem Doppel- bzw. Radkreuz auf der Rückseite der Münzen und kam erstmals in Süddeutschland auf, wo die Münze sehr beliebt war. Im Laufe der Zeit sank ihr Wert und sie wurde zur Kupfermünze, die in Bayern bis 1871 im Umlauf war. 1 Kreuzer entsprach vier Pfennigen und 60 Kreuzer einem Gulden. 2. Kreuzfahrer.
Mehrere Registerverweise
Zitierempfehlung
Die wissenschaftliche Korrespondenz des Historikers Karl Hegel (1813-1901), bearbeitet von Helmut Neuhaus und Marion Kreis