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Karl Hegel an Matthias Lexer, Erlangen, 12. Dezember 1861

Lieber Herr Doctor!2

Mit Vergnügen habe ich Ihre täglichen Berichte aus Augsburg erhalten und heute morgen auch den, auf welchen ich eigentlich am meisten gespannt war, über die Begegnung mit Herberger. Sie sind nun gleich in der ersten Unterredung mit ihm zu dem Urtheil gekommen, mit welchem ich leider erst aufgehört habe, daß der Mensch halb, und es fehlt nicht viel ganz närrisch ist: dasselbe habe ich schon vor länger als einem Jahre zu Mezger gesagt. Da ist nur weiter nichts zu machen, und ich bin zufrieden, daß Sie wenigstens die Paar Handschriften eingesehen haben, die er auch mir gezeigt hat.

Die Mone’sche Chronik hat er selbst, wie ich glaube, erst durch mich kennen gelernt, da er sehr unwissend ist in dem, was nicht in seiner Welt, dem Archiv, enthalten ist. Es würde zu nichts nützen, wenn Sie dieses Archiv noch einmal auf dem Rückwege besuchen wollten, da für unsere gegenwärtigen Zwecke noch nichts weiter daraus zu gewinnen ist. Indessen kommt Zeit, kommt Rath, und vielleicht befindet sich übers Jahr der gegenwärtige Archivar in der Anstalt, für die er bald reif sein wird; eher wird im Archiv nicht viel zu machen sein.

Was Sie von Greiff schreiben ist gleichfalls schon lang meine Ansicht gewesen: er ist ein bloßer Stümper und Schwätzer, doch soll ihm seine Gefälligkeit bestens gedankt sein.

Als ich Ihnen von meiner Freude über die Auffindung unserer Handschriften des Anonymus schrieb, meinte ich nicht den Nürnberger, sondern den Augsburger, dem wir eben jetzt nachgehen. Denn mit dem Nürnberger wünsche ich herzlichst endlich zum Ende zu kommen. Sie haben in kurzer Zeit, wie ich mit Vergnügen anerkenne, Ungewöhliches geleistet und und die nothwendige Vorarbeit für die Augsburger Chronik nicht wenig,3 sondern sehr wesentlich gefördert. In München werden Sie vermuthlich weniger zu thun finden und werden dort auch die äußeren Bedingungen Ihres Aufenthaltes viel angenehmere sein: wenden Sie …ich an Herrn Bibliothekar Föringer und sobald Sie Archiv besuchen an Herrn Archivrath Muffat mit einer Empfehlung von mir. – Schreiben Sie mir gefälligst, ob ich Ihnen noch Geld schicken soll? oder ob Sie selbst noch genug für die weiteren Ausgaben im Vorrath haben? Sie wissen, daß Ihnen die Fahrkosten und das Briefporto ersetzt und außerdem tägliche Diäten zu 3 florin 30 Kreuzer gezahlt werden.

Hüten Sie Sich vor Erkältung in München und vor dem dortigen Trinkwasser. Sollten Sie unwohl werden, so machen Sie daß Sie fortkommen.

Herzlichst
der Ihrige
Carl Hegel.