Ihren Wunsch würde ich gern erfüllen, wenn nicht die Voraussetzung, von der Sie ausgegangen sind, eine unrichtige wäre. Es ist ein Irrthum, wenn Sie glauben, daß Kern seiner Bewerbung um die Archivstelle bereut und um Ihretwillen zurücktreten wolle. Seine Meinung und Äußerung ging, wie ich von ihm selbst weiß, nur dahin, daß es ihn nicht verletzen würde, wenn Sie sich auch um die Stelle bewerben wollten; das heißt doch eigentlich nichts weiter, als daß er es nicht hindern könne. Da ich nun nicht erwarte, daß Sie unter diesen Umständen die Bewerbung antreten wollen, | so halte ich auch meine Empfehlung für überflüssig; diese würde aber auch, ohne eine an mich gerichtete Anfrage, völlig unpassend sein, nachdem ich bereits Kern – wovon dieser selbst bisher nichts wußte – aufs angelegenlichste2 für jene Stelle in Dresden empfohlen habe.
Lexer und Kern haben Ihnen in meinem Auftrage den bescheidenen Wunsch des Dr. Stenglein in Bamberg mitgetheilt, Ihre Schrift über Ludwig den Bayern zum Geschenk für die Bamberger Bibliothek von Ihnen zu erhalten: er konnte sich darauf beziehen, daß er Gelegenheit gehabt, sich Ihnen persönlich gefällig zu erweisen. Recht peinlich war es mir aber durch eine spätere Zuschrift von ihm zu vernehmen, daß er Ihre Schrift immer noch nicht erhalten habe.
Mit den besten Wünschen für Ihr Wohlergehen,
Hochachtungsvoll Professor Hegel.
1Ort und Datum auf der letzten Briefseite, unterhalb des Brieftextes, linksbündig. 2Text hier und im Folgenden erschlossen infolge von Randabschneidung durch Bindung.
Hegel, KarlKarl Hegel
HiKo
11657075X
Weech, Friedrich Friedrich Weech11720809418371905Weech, Friedrich (1837–1905), in München geborener Archivar, Bibliothekar und Historiker, der 1862 Privatdozent für Geschichte an der Universität Freiburg wurde, von 1864 bis 1868 Bibliothekar an der Großherzoglich-Badischen Hofbibliothek in Karlsruhe und von 1885 bis 1905 Direktor des Badischen Generallandesarchivs in Karlsruhe war. Er war Mitarbeiter Karl Hegels (1813–1901) an der Edition der „Chroniken der deutschen Städte“ der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften.
Erlangen49.5928616,11.0056Mittelfränkische Universitätsstadt, etwa 20 Kilometer nördlich von Nürnberg gelegen, seit 1810 Stadt und Universität des Königreichs Bayern.
GLA Karlsruhe
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GLA Karlsruhe1000
Kern, TheodorTheodor Kern11614072018361873Kern, Theodor (1836–1873) wurde am 5. Mai 1836 in Bruneck in Tirol im Kaisertum Österreich geboren und starb am 18. November 1873 in Veytaux am Genfer See. Theodor Kern stammte aus einer österreichisch-badischen Handwerker- und Beamtenfamilie. Er besuchte das Gymnasium in Innsbruck und studierte seit 1853 zunächst Jura, später Geschichte und Philologie in Innsbruck, Göttingen, Heidelberg und München. Julius Ficker in Innsbruck, Georg Waitz in Göttingen, Ludwig Häusser in Heidelberg sowie Heinrich Sybel in München waren seine akademischen Lehrer. Das Staatsexamen für das Höhere Lehramt hatte er 1857 „mit glänzendem Erfolg“ absolviert. Promoviert worden war er als Schüler Ludwig Häussers im darauffolgenden Jahr 1858 in Heidelberg. 1863 habilitierte er sich über die „Chronik der Stadt Nürnberg vom 14. bis in’s 16. Jahrhundert“ und wurde im selben Jahr Privatdozent. Er war seit 1859 erster wissenschaftlicher Mitarbeiter Karl Hegels beim Editionsunternehmen „Die Chroniken der deutschen Städte“, für das er viele Forschungsreisen unternahm. Mit seiner sehr ordentlichen Arbeitsweise war Karl Hegel als Editionsleiter sehr zufrieden. Ab 1866 war Theodor Kern außerordentlicher, 1871 ordentlicher Professor der Geschichte an der Universität Freiburg im Breisgau, wo er einen historischen Verein gründete und die „Zeitschrift für Geschichte des Breisgaus“ herausgab. Auch noch in dieser Zeit blieb er dem Editionsprojekt der „Chroniken der deutschen Städte“ als Mitarbeiter auf Honorarbasis verbunden. 1873 starb der sehr begabte junge Historiker an den Folgen einer schweren Erkrankung.
Lexer, MatthiasMatthias Lexer11905732818301892Lexer, Matthias (1830–1892), in Kärnten geborener Privat- und Gymnasiallehrer, Sprachwissenschaftler und Lexikograph, der 1861 wissenschaftlicher Mitarbeiter Karl Hegels am Editionsunternehmen „Die Chroniken der deutschen Städte“ der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften wurde und ihm auch nach seinem Ausscheiden verbunden blieb. 1863 wurde er außerordentlicher, 1866 ordentlicher Professor für Deutsche Philologie an der Universität Freiburg im Breisgau und war von 1868 bis 1890 Ordinarius an der Universität Würzburg. Im Jahre 1891 folgte er einem Ruf an die Universität München, verstarb aber ein Jahr später.
Stenglein, MichaelMichael Stenglein11942125918101879Stenglein, Michael (1810–1879), war katholischer Theologe und Bibliothekar in Bamberg, mit dem sich Karl Hegel (1813–1901) im Rahmen seiner Recherchen für die Herausgabe der „Chroniken der deutschen Städte vom 14. bis ins 16. Jahrhundert“ im Auftrag der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften in München austauschte.
Ludwig der Bayer, König und Kaiser des Heiligen Römischen Reiches118574957um 1281/12821347Ludwig der Bayer (um 1281/82–1347) stammte aus dem Geschlecht der Wittelsbacher, war ab 1314 römisch-deutscher König, Kaiser ab 1328.
Dresden51.0493286,13.7381437An der Elbe gelegene Haupt- und Residenzstadt des Königreichs Sachsen.
Bamberg49.8916044,10.8868478Alte Bischofsstadt in Franken, etwa 60 Kilometer nördlich von Nürnberg an der Mündung der Regnitz in den Main gelegen.
Doctor, DoktorDoktor als höchster akademischer Grad und Bezeichnung für jemanden, der einen Doktor-Titel trägt.
ArchivstelleArbeitsstelle in einem Archiv.
Ludwig der Bayer (Weech)1860 in München erschienene Inaugural-Dissertation des Hegel-Mitarbeiters Friedrich Weech (1837-1905) unter dem vollen Titel: „Kaiser Ludwig der Bayer und König Johann von Böhmen mit urkundlichen Beilagen“.