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Karl Hegel an [Georg Waitz], Erlangen, 17. Juli 1862

Verehrter Freund!1

Hierin schicke ich Ihnen das Ergebniß der Vergleichung der Bamberger Handschriften2 mit den gedruckten Beilagen A und B, welche ich durch Dr. Kerler in Nürnberg habe ausführen lassen. Um mich der Genauigkeit seiner Arbeit zu versichern, war ich gesten selbst im Nürnberger Archiv, wohin ich die Bamberger Handschriften hatte schicken lassen. Ich überzeuge mich leicht davon, daß Kerlers Berichtigungen zuverlässig sind. Hinzugefügt habe ich nur, was im 3. Stück von Beilage A nicht mehr lesbar ist. In der Handschrift sieht man jetzt am Rand, wo die letzten Worte der unteren Zeilen standen, nur eine ganz leere Stelle, und in der ganzen untersten Zeile ist nur noch weniges kenntlich. Unsere Vorgänger mögen noch mehr gelesen haben, aber durch die von Ihnen angewendeten Mittel ist die Verwüstung offenbar noch größer geworden.

Dr. Stenglein, der Bibliothekar in Bamberg, schlägt die Übersendung der Handschriften sehr hoch an; ich lege sein Schreiben bei, in welchem er Ihnen einen Wink zur Beherzigung giebt.3

Der Druck des 1. Bandes der Städtechroniken4 ist, nicht durch unsere Schuld, unendlich verzögert worden, weil es in der Leipziger Druckerei an Setzern gefehlt hat, in dem diese höhere Lohnsätze verlangt haben, welche man ihnen nicht bewilligen wollte. Das Stück scheint auch anderwärts zu spielen. So sind wir erst jetzt bis zum Titel, Vorrede usw. gelangt. Wegen der Titelaufschrift habe ich in München angefragt5 und erwarte Antwort; ich vermuthe und besorge, daß sie so festgestellt sein wird, wie das Dümmler’sche Buch sie zeigt, wenig gefällig durch ihre Ausdehnung in der Breite und die lateinische Schrift nicht passend zu der deutschen im Übrigen: ich meine, man könnte dem Ganzen ein entsprechendes Ansehen geben und möchte wissen, wie Sie es damit bei den Forschungen halten werden oder gehalten haben. Auch wegen des Titels bin ich nicht ganz außer Zweifel, ob ich ihn recht gegeben habe und würde ich deshalb bei Ranke anfragen, wenn ich ihn zu finden wüßte. Ich wolle den Ausdruck Städtechroniken vermeiden, der nicht correct ist: Stadtchronik müßte es heißen im Unterschied von Landeschroniken, aber auch dieser Gegensatz soll nicht betont werden. Ferner soll im Haupttitel angezeigt sein, daß es auf eine vollständige Sammlung abgesehen ist, aber der Ausdruck Sammlung gefällt mir nicht und macht sich schleppend. Also sage ich im Haupttitel auf der linken Seite:

Chroniken der deutschen Städte vom 14 bis ins 16 Jahrhundert und im besonderen Titel auf der rechten Seite: Chroniken der fränkischen Städte

Reichsstadt Nürnberg

I

Durch den Artikel: Chroniken der ist der Umfang der Sammlung angezeigt; die Vollständigkeit derselben wäre noch besser durch Hinzufügung des anderen Artikels: Die Chroniken der ausgedrückt: Doch ist es nicht üblich einen Titel mit einem Artikel anzufangen und lasse ich ihn lieber weg. Meinen Namen als des von der Commission beauftragten Herausgebers nenne ich nicht auf dem Titelblatt, sondern nur unter dem Vorwort. Möchten Sie so gut sein, mir Ihre Meinung hierüber zu sagen.

Das Dümmler’sche Buch ist, wie zu erwarten war, eine sehr gediegene Arbeit und macht unserer Commission Ehre. Ich erwarte es von München, als Mitglied6 derselben, zugeschickt zu erhalten. Von dort kommt aber gar nichts, auch nicht einmal das neuste Stück der ‚Nachrichten der historischen Commission’, welches bereits länger gedruckt ist und Kern’s Handschriftenbescheibung aus den Sammlungen in Pest und Maihingen enthält, ist mir zugeschickt worden.7 Auch kein Heft der Forschungen, wenn ein solches erschienen ist.

Möge es Ihnen wohl gehen!
Freundschaftlichst
der Ihrige
Hegel.