Hierin schicke ich Ihnen das Ergebniß der Vergleichung der BambergerHandschriften2 mit den gedruckten Beilagen A und B, welche ich durch Dr. Kerler in Nürnberg habe ausführen lassen. Um mich der Genauigkeit seiner Arbeit zu versichern, war ich gesten selbst im NürnbergerArchiv, wohin ich die Bamberger Handschriften hatte schicken lassen. Ich überzeuge mich leicht davon, daß Kerlers Berichtigungen zuverlässig sind. Hinzugefügt habe ich nur, was im 3. Stück von Beilage A nicht mehr lesbar ist. In der Handschrift sieht man jetzt am Rand, wo die letzten Worte der unteren Zeilen standen, nur eine ganz leere Stelle, und in der ganzen untersten Zeile ist nur noch weniges kenntlich. | Unsere Vorgänger mögen noch mehr gelesen haben, aber durch die von Ihnen angewendeten Mittel ist die Verwüstung offenbar noch größer geworden.
Dr. Stenglein, der Bibliothekar in Bamberg, schlägt die Übersendung der Handschriften sehr hoch an; ich lege sein Schreiben bei, in welchem er Ihnen einen Wink zur Beherzigung giebt.3 –
Der Druck des 1. Bandes der Städtechroniken4 ist, nicht durch unsere Schuld, unendlich verzögert worden, weil es in der Leipziger Druckerei an Setzern gefehlt hat, in dem diese höhere Lohnsätze verlangt haben, welche man ihnen nicht bewilligen wollte. Das Stück scheint auch anderwärts zu spielen. So sind wir erst jetzt bis zum Titel, Vorrede usw. gelangt. Wegen der Titelaufschrift habe ich in München angefragt5 und erwarte Antwort; ich vermuthe und besorge, daß sie so festgestellt sein wird, wie das Dümmler’sche Buch sie zeigt, wenig gefällig durch ihre Ausdehnung in | der Breite und die lateinische Schrift nicht passend zu der deutschen im Übrigen: ich meine, man könnte dem Ganzen ein entsprechendes Ansehen geben und möchte wissen, wie Sie es damit bei den Forschungen halten werden oder gehalten haben. Auch wegen des Titels bin ich nicht ganz außer Zweifel, ob ich ihn recht gegeben habe und würde ich deshalb bei Ranke anfragen, wenn ich ihn zu finden wüßte. Ich wolle den Ausdruck Städtechroniken vermeiden, der nicht correct ist: Stadtchronik müßte es heißen im Unterschied von Landeschroniken, aber auch dieser Gegensatz soll nicht betont werden. Ferner soll im Haupttitel angezeigt sein, daß es auf eine vollständige Sammlung abgesehen ist, aber der Ausdruck Sammlung gefällt mir nicht und macht sich schleppend. Also sage ich im Haupttitel auf der linken Seite:
Chroniken der deutschen Städte vom 14 bis ins 16 Jahrhundert und im besonderen Titel auf der rechten Seite: Chroniken der fränkischen Städte
Durch den Artikel: Chroniken der ist der Umfang der Sammlung angezeigt; die Vollständigkeit derselben wäre noch besser durch Hinzufügung des anderen Artikels: Die Chroniken der ausgedrückt: Doch ist es nicht üblich einen Titel mit einem Artikel anzufangen und lasse ich ihn lieber weg. Meinen Namen als des von der Commission beauftragten Herausgebers nenne ich nicht auf dem Titelblatt, sondern nur unter dem Vorwort. Möchten Sie so gut sein, mir Ihre Meinung hierüber zu sagen.
Das Dümmler’sche Buch ist, wie zu erwarten war, eine sehr gediegene Arbeit und macht unserer Commission Ehre. Ich erwarte es von München, als Mitglied6 derselben, zugeschickt zu erhalten. Von dort kommt aber gar nichts, auch nicht einmal das neuste Stück der ‚Nachrichten der historischen Commission’, welches bereits länger gedruckt ist und Kern’s Handschriftenbescheibung aus den Sammlungen in Pest undMaihingen enthält, ist mir zugeschickt worden.7 Auch kein Heft der Forschungen, wenn ein solches erschienen ist.
Möge es Ihnen wohl gehen!
Freundschaftlichst der Ihrige Hegel.
1Bei dem Adressaten handelt es sich höchstwahrscheinlich um den Rechtshistoriker und Mediävisten Georg Waitz (1813-1886), was sich aufgrund des Briefkontextes erschließen ließ. 2Handschriften aus der Bamberger Bibliothek. 3Vgl. Brief 18620710_01. 4Dies bezieht sich auf die von Karl Hegel (1813-1901) für die Historische Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften in München herausgegebene Edition der „Chroniken der deutschen Städte vom 14. bis ins 16. Jahrhundert“, hier speziell auf den 1862 erschienenen Auftakt-Band der Reihe, also die Edition der Chroniken von Nürnberg, Band 1; vgl. einführend in dieses Editionsprojekt Kreis, Geschichtswissenschaftliche Bedeutung, S.165 ff.5Vgl.Brief 18620716_01. 6Karl Hegel war seit dem Jahr ihrer Gründung 1858 bis zu seinem Tod 1901 ordentliches Mitglied der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften in München. 7Vgl. dazu Kern, Verzeichnisse Städtegeschichte, S. 107-152.
Hegel, KarlKarl Hegel
HiKo
11657075X
Waitz, GeorgGeorg Waitz
HiKo
11905914218131886Waitz, Georg (1813–1886), in Flensburg geborener Historiker, der nach einem breiten geisteswissenschaftlichen, juristischen und theologischen Studium an den Universitäten Kiel und Berlin 1836 promoviert wurde. Nach seiner Tätigkeit bei den Monumenta Germaniae Historica wurde er 1842 ordentlicher Professor der Geschichtswissenschaft an der Universität Kiel, wechselte 1848 als Ordinarius an die Universität Göttingen und wurde 1858 Gründungsmitglied der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften in München. Als er 1875 Präsident der Monumenta Germaniae Historica in Berlin wurde, ging er gleichzeitig an die Universität Berlin. Er war in erster Ehe mit Clara Schelling (1818–1857), einer Tochter des Philosophen Friedrich Wilhelm Schelling (1775–1854), verheiratet, in zweiter Ehe mit Helene Franziska Friederike Hartmann (1831–1915), einer Tochter des Generals Georg Julius Hartmann (1774–1856).
Erlangen49.5928616,11.0056Mittelfränkische Universitätsstadt, etwa 20 Kilometer nördlich von Nürnberg gelegen, seit 1810 Stadt und Universität des Königreichs Bayern.
Archiv der Monumenta Germaniae Historica (MGH), München: 30; 192; 338, Schachtel 39, 1875-1902
.
MGH Archiv München1000
Kreis
, Marion: Karl Hegel. Geschichtswissenschaftliche Bedeutung und wissenschaftsgeschichtlicher Standort (= Schriftenreihe der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Bd. 84), Göttingen, Bristol, CT, USA 2012.
Kreis
, Geschichtswissenschaftliche Bedeutung
2012
Kern
, Theodor: Verzeichnisse von Handschriften zur deutschen Städtegeschichte, in: Nachrichten von der historischen Kommission bei der Königlich Bayerischen Akademie der Wissenschaften. Beilage zur Historischen Zeitschrift 7 (1862), S. 107-152.
Kern
, Verzeichnisse Städtegeschichte, S. 107-152
1862
Kerler, Dietrich
HiKo
11575220X18371907Kerler, Dietrich (1837–1907), Historiker und Bibliothekar, Oberbibliothekar der Universitätsbibliothek Würzburg, 1883 außerordentliches Mitglied der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften. Er war Mitarbeiter Karl Hegels (1813–1901) bei seinem großen Editionsunternehmen der „Chroniken der deutschen Städte vom 14. bis ins 16. Jahrhundert“ für die Historische Kommission.
Stenglein, MichaelMichael Stenglein11942125918101879Stenglein, Michael (1810–1879), war katholischer Theologe und Bibliothekar in Bamberg, mit dem sich Karl Hegel (1813–1901) im Rahmen seiner Recherchen für die Herausgabe der „Chroniken der deutschen Städte vom 14. bis ins 16. Jahrhundert“ im Auftrag der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften in München austauschte.
Ranke, LeopoldLeopold Ranke
HiKo
11859827917951886Ranke, Leopold (1795–1886), in Wiehe geborener deutscher Historiker, der von 1818 bis 1824 Gymnasiallehrer in Frankfurt an der Oder war. Im Jahre 1824 wurde er außerordentlicher Professor, 1834 ordentlicher Professor für Geschichte an der Berliner Universität. Von 1858 an war er erster Präsident der von ihm initiierten Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften.
Kern, TheodorTheodor Kern11614072018361873Kern, Theodor (1836–1873) wurde am 5. Mai 1836 in Bruneck in Tirol im Kaisertum Österreich geboren und starb am 18. November 1873 in Veytaux am Genfer See. Theodor Kern stammte aus einer österreichisch-badischen Handwerker- und Beamtenfamilie. Er besuchte das Gymnasium in Innsbruck und studierte seit 1853 zunächst Jura, später Geschichte und Philologie in Innsbruck, Göttingen, Heidelberg und München. Julius Ficker in Innsbruck, Georg Waitz in Göttingen, Ludwig Häusser in Heidelberg sowie Heinrich Sybel in München waren seine akademischen Lehrer. Das Staatsexamen für das Höhere Lehramt hatte er 1857 „mit glänzendem Erfolg“ absolviert. Promoviert worden war er als Schüler Ludwig Häussers im darauffolgenden Jahr 1858 in Heidelberg. 1863 habilitierte er sich über die „Chronik der Stadt Nürnberg vom 14. bis in’s 16. Jahrhundert“ und wurde im selben Jahr Privatdozent. Er war seit 1859 erster wissenschaftlicher Mitarbeiter Karl Hegels beim Editionsunternehmen „Die Chroniken der deutschen Städte“, für das er viele Forschungsreisen unternahm. Mit seiner sehr ordentlichen Arbeitsweise war Karl Hegel als Editionsleiter sehr zufrieden. Ab 1866 war Theodor Kern außerordentlicher, 1871 ordentlicher Professor der Geschichte an der Universität Freiburg im Breisgau, wo er einen historischen Verein gründete und die „Zeitschrift für Geschichte des Breisgaus“ herausgab. Auch noch in dieser Zeit blieb er dem Editionsprojekt der „Chroniken der deutschen Städte“ als Mitarbeiter auf Honorarbasis verbunden. 1873 starb der sehr begabte junge Historiker an den Folgen einer schweren Erkrankung.
Nürnberg49.453872,11.077298In Franken an der Pegnitz gelegene ehemalige Reichsstadt, seit 1806 Stadt des Königreichs Bayern.
Bamberg49.8916044,10.8868478Alte Bischofsstadt in Franken, etwa 60 Kilometer nördlich von Nürnberg an der Mündung der Regnitz in den Main gelegen.
München48.1371079,11.5753822Haupt- und Residenzstadt des Königreichs Bayern an der Isar in Oberbayern.
Pest47.4942216,19.0529846Stadt etwa 250 Kilometer in südöstlicher Richtung von Wien entfernt auf der östlichen Seite der Donau, die im Jahre 1873 mit dem auf der westlichen Seite gelegenen Buda zur ungarischen Hauptstadt Budapest vereinigt wurde.
Maihingen48.9272787,10.4978631Im 13. Jahrhunderts erstmals erwähnter schwäbischer Ort, der 1806 zum Königreich Bayern kam. Er liegt relativ mittig im Städtedreieck Augsburg, Nürnberg und Stuttgart (Luftlinie).
Bamberger, BambergischZu Bamberg gehörend, auf Bamberg bezogen, Bamberg zuzuordnen.
Nürnberger, NürnbergischZu Nürnberg gehörend, Nürnberg betreffend, Nürnberg bezeichnend etc.
Staatsarchiv NürnbergDas Staatsarchiv Nürnberg, wie es seit 1970 heißt (zuvor: 1806 Königlich Bayerisches Archiv; 1852 Archivkonservatorium, 1875 Kreisarchiv, 1921 Bayerisches Staatsarchiv) ist aus dem Archiv der Reichsstadt Nürnberg hervorgegangen, das 1806 an den bayerischen Staat fiel.
Druck, Drucke„Druck“ als Abkürzung oder Synonym für Drucklegung gebraucht, darüber hinaus auch für ein fertiges Druckerzeugnis (z. B. Kunstdruck, gedruckte Edition einer handschriftlichen Quelle etc.) stehend, somit auch im Sinne von „alte Drucke“.
Chronik(en), Chroniken der deutschen Städte (Städtechroniken), chronikalische DenkmälerEdition „Die Chroniken der deutschen Städte vom 14. bis ins 16. Jahrhundert“, von 1862 bis 1899 hrsg. von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften durch Karl Hegel (1813-1901); auch allgemein: auf die Antike zurückgehende geschichtliche Darstellung, in der die Ereignisse in zeitlich genauer Reihenfolge, dabei aber, im Gegensatz zu den formal strengeren Annalen, in größeren Zeitabschnitten aufgezeichnet werden, auch im Sinne von: Lebensläufen.
LeipzigerEin aus Leipzig stammender, dort lebender oder gebürtiger Mann; auf die Stadt Leipzig bezogen, ihr zuzuordnen, zu ihr gehörend, sie beinhaltend.
SetzerInnerhalb des Druckwesens Handwerksberuf des Schriftsetzers, der vornehmlich für den Buchdruck Manuskripte bzw. druckfertiges Material in eine Druckform oder Druckvorlage umwandelt.
VorredeEinleitung, Vorwort in einer Publikation.
Dümmler'sches BuchMonographie des Historikers Ernst Dümmler (1830-1902) über „Geschichte des Ostfränkischen Reiches, Bd. I: Ludwig der Deutsche“, welches 1862 in Berlin als Publikation der Historischen Komission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften in München erschien.
lateinischIn lateinischer Sprache abgefasst, auf die lateinische Sprache bezogen bzw. ihr zuzuordnen.
Forschungen zur deutschen Geschichte (FDG)Eine von der Historischen Commission bei der Königlichen Bayerischen Akademie der Wissenschaften von 1862 bis 1886 herausgegebene geschichtswissenschaftliche Zeitschrift. Mit dem Tod des federführenden Schriftleiters Georg Waitz (1813-1886) – neben Ludwig Häusser (1818-1867), Franz Xaver Wegele (1823-1897) und Christoph Friedrich Stälin (1805-1873) – im Jahre 1886 wurde ihr Erscheinen nach 26 Bänden eingestellt. Neben Aufsätzen (vornehmlich zur mittelalterlichen, weniger zur neueren Geschichte des 16. bis 19. Jahrhunderts) enthielten die Bände auch die Protokolle der jährlichen Plenarversammlungen der Historischen Kommission.
Stadtchroniken, Städtechroniken, auch: ChronikenIm Rahmen von Stadtgeschichtsschreibung und -forschung geschriebene, teilweise auch edierte Chroniken von Städten. Karl Hegel (1813-1901) gab im Rahmen seiner Leitung des umfangreichen wissenschaftlichen Editionsunternehmens für die Münchener Historische Kommission „Chroniken der deutschen Städte vom 14. bis ins 16. Jahrhundert“ – angefangen mit seiner Geburtsstadt Nürnberg – solche Städtechroniken heraus.
Reichsstadt, ReichsstädteReichsunmittelbare, also nur dem Kaiser unterstehende Städte auf Reichsgut (Pfalz- und Burgenstädte), die nach 1250 auch die Hoheitsrechte und die Gerichtsbarkeit an sich brachten; auch (ehemalige) Bischofsstädte (zuvor differenziert in sog. „Freie Städte“, die als nominellen Landesherren einen Bischof besaßen, allerdings über Selbstverwaltungsrechte und Privilegien verfügten, und damit den Reichsstädten schon als Bischofsstadt bereits faktisch gleichgestellt waren), zunächst fallweise, seit 1489 regelmäßig als drittes Kollegium bei den Reichstagen zugezogen (schwäbische und rheinische Bank).
Nachrichten der historischen CommissionAkademieschriften der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften in München, welche regelmäßig gedruckt erschienen, um Nachrichten dieser Institution bekannt zu geben, und welche auch als Beilage der Historischen Zeitschrift veröffentlicht wurden.
Mehrere Registerverweise
Zitierempfehlung
Die wissenschaftliche Korrespondenz des Historikers Karl Hegel (1813-1901), bearbeitet von Helmut Neuhaus und Marion Kreis