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Karl Hegel an Matthias Lexer, Erlangen, 14. November 1862

Geehrter Herr Doctor!1

Ihr Schreiben vom 11.2 hat mich sehr angenehm überrascht, da ich ein so bereitwilliges Entgegenkommen von Herberger nicht erwartete. Er wird dazu wohl seine Gründe haben und wir wollen die günstige Lage uns möglichst zu Nutze machen. Sie habe ich nur zu ermahnen, daß Sie sich nicht allzu sehr treiben und übermäßig anstrengen; auf ein Paar Tage mehr kann es da nicht ankommen, wie wohl ich gern glaube, daß Sie gern je eher je lieber nach Nürnberg zurückkehren!

Nach Ihrer Mittheilung von dem Stande der Handschriften muß ich wohl auch bedauern, daß die Handschrift des Archivs nicht zu Grunde gelegt werden konnte; doch war dies nun einmal nicht möglich, und das Wichtigste ist, daß Sie, wie Sie thun wollen, den Text so herstellen, wie er dem Original am nächsten kommt. Sehr begierig bin ich auf Ihren ersten Bericht über das Archivrepertorium. Ich hoffe, daß dessen Vorlage nicht verweigert werden wird. Mein Gesuch an den Magistrat hat dies zwar nicht ausdrücklich ausgesprochen, aber enthielt es implicite, weil ich die Benutzung des ganzen bezüglichen Materials verlangt habe, und ebenso ist die gewährte Erlaubniß zur Benutzung ganz allgemein gestellt. Sollte Herberger danach Weiterungen machen, so wären deshalb Schritte bei dem Bürgermeister3 zu thun; underdeß könnten Sie jedoch, um die Zeit nicht zu verlieren, Stadtrechnungen, Briefbücher, Correspondenzen und dergleichen, so weit Sie in der Zeit zurückgehen, zur Einsicht und Benutzung verlangen. Sie wissen ja selbst, was wir gebrauchen können, und es ist vor Allem nöthig zu erfahren, was von diesen Dingen vorhanden ist.

In Nürnberg bin ich seit der Zeit, daß wir uns dort gesehen haben, nicht wieder gewesen und habe auch von dorther nichts weiter erfahren.

Meine Grüße an die Herrn Mezger und Greiff haben Sie wohl ausgerichtet. Strengen Sie Ihre Lunge nur nicht zu sehr an; freilich wird es Ihnen in Augsburg an sonstiger Unterhaltung des Abends fehlen.

Herzlichst
der Ihrige
Carl Hegel.

Notabene Sie werden in Augsburg wohl kaum zu etwas Anderem kommen: Sollten Sie jedoch die Nürnberger Sachen, die Sie dorthin mitgenommen, noch gleichfalls vornehmen wollen, so ersuche ich vor Allem den Text des Lichtenburger Zugs zu bereinigen, weil dieser doch noch vor Schürstab stehen soll. Was den letzteren anbetrifft, so meine ich, daß Ihre Handschriftenbeschreibung etwas kürzer zusammengefaßt sein dürfte und nicht so ins Detail der leeren Blätter undsofort einzugehen brauchte, wie geschehen ist. Ich vorstelle dies zu gefälliger Erwägung.