Ihre letzten Mittheilungen vom 21. haben mir viel Vergnügen bereitet. Der gute Erfolg, den Sie erzielt haben, ist gewiß der sicherste Beweis von der Zweckmäßigkeit Ihres Operationsplans und ich bin damit vollkommen zufrieden gestellt. Besser konnten wir es uns nach den gegebenen Umständen gar nicht wünschen.
Was nun die Benutzung der Repertorien betrifft, so ist es für jetzt nur um die allgemeine Kenntnißnahme des in dem Archiv Vorhandenen zu thun, damit man übersehen kann, welcher Stoff für die Bearbeitung sich uns bietet. Specieller aber gehen uns gewiß der Anonymus u
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Zink an, welche zuerst vorgenommen werden sollen. Bei der Durchsicht der Verzeichnisse der Chronikenhandschriften fragt es sich also vor Allem: sind etwa noch solche Chroniken oder derartige Denkwürdigkeiten, berichtende Aufzeichnungen etc. vorhanden, welche in den Bereich jener beiden fallen und ihnen zur Ergänzung dienen? | Dergleichen Sachen können aber auch unter anderen Titeln als unter dem von Chroniken sich finden, unter Familiengeschichten z. B. Dann ist weiter zu sehen, was uns sonst für die Bearbeitung jener frühesten Chroniken des 14. und 15. Jahrhunderts dienen kann. Sie wissen selbst, von welcher Art dies ist: Rechnungsbücher, Briefbücher und dergleichen. Hier ist wünschenswerth, daß Sie bemerken, von welchem Zeitpunkt diese Schreiben anfangen, und ich möchte auch, daß Sie die ältesten derselben gleich selbst in die Hand nehmen, um zu sehen, wie sie gedruckt und eingerichtet sind.
Wenn freilich Herberger diese Handschriften alle erst numeriren wollte, ehe er sie Ihnen in die Hand drückt, so können wir nicht von der Stelle. Aber auf Citate im Einzelnen sich einzulassen, scheint doch für jetzt kaum nöthig. Denn ich hoffe doch, daß uns die Repertorien künftig ebenso gut, wie jetzt, zugänglich sein werden, und so auch die Handschriften selbst.
Nur auf die allgemeine Orientirung kommt es wie gesagt, für jetzt an. In Ansehung der
Urkundenrepertorien ist daher auch uns nöthg, die Titel und
Einrichtung dieser Repertorien anzusehen: ob die | Urkunden bloß chronologisch oder noch sachlich geordnet sind?
Überhaupt würde es wohl nützlich sein, wenn Sie ein Verzeichniß aller Repertorien (es werden ja wohl nicht viele sein) nach ihren Titeln anlegen werden. Damit man sie künftig nach denselben wieder verlangen kann. Sie verstehen wohl, ich meine nur die Aufschriften, der einzelnen Reperorienbände oder Regest-Abhandlungen als: Urkundenregest, Chronikenregest. usw.
Sollten Sie, um auf die zuerst erwähnten Chronikenhandschriften zurückkommen, unter diesen noch etwas finden, wie gleichzeitige Familiendenkwürdigkeiten oder Beschreibungen einzelner Ereignisse aus der Zeit des 14. oder 1 Hälfte des 15 Jahrhunderts, was für uns von unmittelbarer Wichtigkeit wäre für die Bearbeitung des Anonymus und des Zink, so würde zu erwägen sein, ob es nicht gerathen wäre, wenn nicht sogleich, doch in Bälde – etwa wenn Sie mit dem Schürstab und den andern dringendsten Sachen ganz fertig sind – deren Abschrift zu nehmen. Doch für jetzt will ich Sie nicht länger in Augsburg aufhalten, als zur allgemeinen
Recognoscirung nöthig ist. Und damit werden Sie wohl in ein Paar Tagen fertig werden. Gut wird es aber doch sein, wenn Sie mir gleich davon Nachricht geben, wie sich | die Sache anläßt, damit ich mich noch bestimmter darüber aussprechen kann.
Nach Nürnberg konnte ich seither nicht wieder kommen.
Herzlichst
der Ihrige
Hegel.
Hegel, KarlKarl Hegel
HiKo
11657075X
Lexer, MatthiasMatthias Lexer11905732818301892Lexer, Matthias (1830–1892), in Kärnten geborener Privat- und Gymnasiallehrer, Sprachwissenschaftler und Lexikograph, der 1861 wissenschaftlicher Mitarbeiter Karl Hegels am Editionsunternehmen „Die Chroniken der deutschen Städte“ der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften wurde und ihm auch nach seinem Ausscheiden verbunden blieb. 1863 wurde er außerordentlicher, 1866 ordentlicher Professor für Deutsche Philologie an der Universität Freiburg im Breisgau und war von 1868 bis 1890 Ordinarius an der Universität Würzburg. Im Jahre 1891 folgte er einem Ruf an die Universität München, verstarb aber ein Jahr später.
Erlangen49.5928616,11.0056Mittelfränkische Universitätsstadt, etwa 20 Kilometer nördlich von Nürnberg gelegen, seit 1810 Stadt und Universität des Königreichs Bayern.
Bayerische Staatsbibliothek (BSB), München
: Döllingeriana II.
BSB München
1000
Kreis
, Marion: Karl Hegel. Geschichtswissenschaftliche Bedeutung und wissenschaftsgeschichtlicher Standort (= Schriftenreihe der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Bd. 84), Göttingen, Bristol, CT, USA 2012.
Kreis
, Geschichtswissenschaftliche Bedeutung
2012
Zink (auch: Zeng, Zengg, Zingg), Burk(h)ard11889018213961474 oder 1475Zink (auch: Zeng, Zengg, Zingg), Burk(h)ard (1396–1474 oder 1475), war Augsburger Chronist und Fernhandelskaufmann. Seine Chronik wurde von Karl Hegel (1813–1901) im Rahmen seines Editionsunternehmens der „Chroniken der deutschen Städte vom 14. bis ins 16. Jahrhundert“ im Auftrag der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften in München herausgegeben.
Herberger, TheodorTheodor Herberger11672820518111870Herberger, Theodor (1811–1870), Archivar in Augsburg.
Schürstab, ErhardErhard Schürstab101047576erwähnt 14391461Schürstab, Erhard (erwähnt 1439, † 1461), Kaufmann, Finanzier, Bürgermeister in Nürnberg, Pfleger des Heilig-Geist-Spitals in Nürnberg.
Augsburg48.3668041,10.8986971Auf römische Zeit zurückgehende alte Reichsstadt des Heiligen Römischen Reiches und Bischofsstadt am Lech, etwa 65 Kilometer nordwestlich von München gelegen und seit 1806 zum Königreich Bayern gehörig.
Nürnberg49.453872,11.077298In Franken an der Pegnitz gelegene ehemalige Reichsstadt, seit 1806 Stadt des Königreichs Bayern.
Mayer`s Hotel garniPension bzw. einfaches Hotel in Augsburg.
Hotel garniPension bzw. einfaches Hotel zumeist unter privater Führung und eher weniger Zimmern, welches zumeist nur Beherbergung, Frühstück, Getränke und maximal kleine Speisen anbietet ohne den klassischen hoteleigenen Restaurantbetrieb; der Begriff stammt aus dem Französischen und beschreibt ursprünglich eine mit Mobiliar ausgestattete Herberge.
Doctor, DoktorDoktor als höchster akademischer Grad und Bezeichnung für jemanden, der einen Doktor-Titel trägt.
OperationsplanHandlungsplan.
RepertoriumIm Archivwesen geläufiger Begriff für Findmittel und Findhilfen in Form von Verzeichnissen, Findbüchern (oft auch als Synonym für Repertorium verwendet), Karteien oder Spezialinventare als Ergebnisse der Erschließung und Verzeichnung von Archivalien (z. B. Handschriften), also Beständen eines Archivs, welche auch bestandsbezogen, bestandsübergreifend oder auch archivübergreifend sein können.
AnonymusSynonym für einen unbekannten Verfasser.
AnonymusSynonym für einen unbekannten Verfasser.
Zink, Zink'sche Chronik/Handschrift; Chronik des Zink; auch: Zeng/ZenggHandschrift des Augsburger Chronisten Burkhard Zink (1396-1474 oder 1475), die von Karl Hegel (1813-1901) im Rahmen seines Editionsunternehmens der „Chroniken der deutschen Städte vom 14. bis ins 16. Jahrhundert“ im Auftrag der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften in München herausgegeben wurde; innerhalb der Editionsreihe findet sich diese im fünften Band der Gesamtreihe als zweiter Band mit Augsburger Chroniken.
Chronikenhandschrift(en), Chroniken-Handschrift(en)Schriftliche historische Quellen, die „Chroniken“ beinhalten.
Chronik(en), Chroniken der deutschen Städte (Städtechroniken), chronikalische DenkmälerEdition „Die Chroniken der deutschen Städte vom 14. bis ins 16. Jahrhundert“, von 1862 bis 1899 hrsg. von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften durch Karl Hegel (1813-1901); auch allgemein: auf die Antike zurückgehende geschichtliche Darstellung, in der die Ereignisse in zeitlich genauer Reihenfolge, dabei aber, im Gegensatz zu den formal strengeren Annalen, in größeren Zeitabschnitten aufgezeichnet werden, auch im Sinne von: Lebensläufen.
Stadtchroniken, Städtechroniken, auch: ChronikenIm Rahmen von Stadtgeschichtsschreibung und -forschung geschriebene, teilweise auch edierte Chroniken von Städten. Karl Hegel (1813-1901) gab im Rahmen seiner Leitung des umfangreichen wissenschaftlichen Editionsunternehmens für die Münchener Historische Kommission „Chroniken der deutschen Städte vom 14. bis ins 16. Jahrhundert“ – angefangen mit seiner Geburtsstadt Nürnberg – solche Städtechroniken heraus.
DenkwürdigkeitenPluralwort von „Denkwürdigkeit“ im Sinne einer schriftlichen Fixierung eines oder mehrerer bedeutsamer oder außergewöhnlicher Ereignisse oder entsprechender bestimmter Angelegenheiten, die es wert sind, in Erinnerung zu bleiben und nicht vergessen zu werden; Synonyme: Lebenserinnerungen, Memoiren, auch im Sinne von (Familien-, Städte- etc.) Chroniken bzw. Geschlechter- und Gedenkbüchern.
RechnungsbücherBuch von Kaufleuten, in das Rechnungen eingetragen werden.
Briefbücher
Register über eingehende und/oder ausgehende Briefe, hier vornehmlich bezogen auf die städtische Verwaltung.
Handschrift, HandschriftenIn Handschrift verfasste zumeist ältere historische Quelle(n).
Citat, CitateZitat, Zitate.
Urkunde, Urkunden, urkundliche DenkmälerAus dem Althochdeutschen von „urchundi“ für „Zeugnis“ stammender Begriff für ein historisches Dokument in Form eines geschriebenen, nicht literarischen Textes, der im engeren Sinne eine rechtskräftige Niederschrift einer schriftlichen, in bestimmter, wenn auch wechselnder Form abgefassten Erklärung über rechtliche Vorgänge darstellt, welche in der abendländischen Geschichte seit der römischen Antike belegt ist.
RegestZusammenfassung einer historischen Quelle (im Kontext gesellschaftswissenschaftlicher Forschung).
SchürstabAuf das 13. Jahrhundert in Nürnberg zurückgehende einflussreiche Patrizierfamilie, die wohl von Siebenbürgen her eingewandert war, seit 1351 im Inneren Rat vertreten und als Kauflleute vornehmlich mit Luxusgütern handelnd; 1743 starb der letzte männliche Vertreter dieser Patrizierfamilie ohne Nachkommen.
AbschriftAbgeschriebener Text, Duplikat bzw. Kopie, häufig auch als Hilfsmittel im Rahmen einer historisch-kritischen Edition gebräuchlich bzw. als Textgrundlage einer Edition für die Drucklegung.
RecognoscirungFeststellung der Echtheit einer Sache bwz. einer historischen Quelle, z. B. einer Urkunde, Handschrift etc.