Nachdem Facultät undSenat Ihre Berufung zur historischenProfessur an Stelle des verstorbenenHofrathBöttiger mit dem gleichen Gehalt, welches dieser bezogen hat - 1500 florin, und der besonderen Verpflichtung über Alte Geschichte zu lesen - wobei Ihnen natürlich unbenommen bleibt außerdem philologische und historischeVorlesungen jeder Art zu halten - begutachtet haben, beeile ich mich Ihnen persönlich meinen Glückwunsch zu diesem erfreulichen Ausgang unserer ungewöhnlich beschleunigten Berathungen darzubringen und Sie meiner aufrichtigen Theilnahme an der so günstigen Wendung Ihrer bisherigen vielfach peinlichen Lage zu versichern. An Ihnen ist es nunmehr die Wahl zwischen dem zweifachen Ruf, | der eines Theils schon an Sie ergangen ist, anderen Theils aber ohne Zweifel demnächst an Sie ergehen wird, zu treffen. Und ich denke nicht, daß sie für Sie besonders schwierig sein wird; ich bin überzeugt, daß Sie dem Ruf zu uns in Ihre eigentliche Heimat1 den Vorzug geben werden, wenn Sie neben einander halten, nicht die Summe des Gehalts, aber die Wirksamkeit, welche Ihnen hier und dort geboten wird. In dieser Hoffnung begrüße ich Sie zum voraus mit herzlichem Willkommen als meinen künftigen Specialcollegen, und wenn ich mir von Ihrer Mitwirkung und Unterstützung bei gemeinsamem Streben zu demselben hohen Ziel eine wesentliche Förderung verspreche, so dürften Sie auch auf meiner Seite auf jedes collegialische Entgegenkommen mit Sicherheit rechnen. Darum ersuche ich Sie gleich jetzt, im Fall Sie nicht schon Ihnen näher liegende und ältere Beziehungen hier haben, sich nur überall an mich zu wenden, wo es des Raths| oder der Hilfe für Sie bedarf. Vor allem aber erwarte ich mit Spannung Ihre Entschließung, welche wohl nicht lange auf sich warten lassen wird, denn Sie sind zur Entschließung gedrängt. Der Senatsbeschluß, welcher Ihre Berufung beantragt, wurde gestern Abend erst gefaßt, der Bericht des Prorectors aber noch in der Nacht abgesendet. Bis Sie diesen meinen Brief erhalten, werden Sie sich vielleicht schon entschieden haben. Möge die Entscheidung günstig für uns ausfallen!2
Thomas, Georg MartinGeorg Martin Thomas11734861918171887Thomas, Georg Martin (1817–1887), in Ansbach geborener Historiker, Philologe und Politiker, der ab 1835 an den Universitäten München und Leipzig studierte. Nach Promotion in Leipzig und Habilitation im Jahre 1841 in München wurde er ein Jahr später am königlich bayerischen Kadettenkorps angestellt und war dort von1845 bis 1856 Professor. Anschließend wirkte er bis 1877 an der Münchener Hof- und Staatsbibliothek.
Erlangen49.5928616,11.0056Mittelfränkische Universitätsstadt, etwa 20 Kilometer nördlich von Nürnberg gelegen, seit 1810 Stadt und Universität des Königreichs Bayern.
Stadtarchiv (StadtA) Nürnberg
Rep. E 29/II, Familienarchiv Tucher; Historischer Verein für Mittelfranken, Nachlass Georg Martin Thomas Nr. 280 (Altsignatur: Nr. 127).
Stadtarchiv Nürnberg1900
Neuhaus
, Helmut: Mit Gadendam fing alles an. Erlanger Geschichtswissenschaft von 1743 bis 1872, in: Ders. (Hg.), Geschichtswissenschaft in Erlangen (= Erlanger Studien zur Geschichte, Bd. 6), Erlangen 2000, S. 9–44.
Neuhaus
, Gadendam, S. 9-44.
2000
Urban
, Ralf: Alte Geschichte in Erlangen von Robert (von) Pöhlmann bis Helmut Breve, in: Helmut Neuhaus (Hg.), Geschichtswissenschaft in Erlangen (= Erlanger Studien zur Geschichte, Bd. 6), Erlangen 2000, S. 45-70.
Urban
, Alte Geschichte in Erlangen, S. 45-70.
2000
Böttiger, Karl Wilhelm1162267651790 1862Böttiger, Karl Wilhelm (1790–1862), in Bautzen geborener Historiker, der nach seinem Theologie-Studium an der Universität Leipzig eine Anstellung als Hofmeister in Wien fand. Nach seinem Geschichtsstudium an der Universität Göttingen habilitierte er sich im Jahre 1817 in Leipzig und wurde 1819 außerordentlicher Professor. Von 1821 bis 1862 war er als Nachfolger Johann Georg Meusels (1743–1820) ordentlicher Professor für Geschichte an der Universität Erlangen.
Philosophische Facultät (Fakultät) der Universität ErlangenDie Philosophische Fakultät an der Universität Erlangen war in zwei Sektionen gegliedert, was in dieser Form innerhalb der Universität nur in der Philosophischen Fakultät existierte. 1881, kurz nachdem alle naturwissenschaftlichen Fächer in die Philosophische Fakultät übergegangen waren, hatte man diese in eine „Philosophisch-historische“ und eine „Mathematisch-naturwissenschaftliche“ Sektion unterteilt. Ab dem Sommersemester 1903 findet sich die Unterteilung in Sektionen auch im akademischen Personalstandsverzeichnis, und 1922 wurde die Bezeichnung „Sektion“ in „Abteilung“ geändert. 1928 wurden die naturwissenschaftlichen Fächer in eine eigene Fakultät ausgegliedert.
Senat, akademischer (Universität Erlangen)Akademischer Senat der königlichen Universität Erlangen.
BerufungHier im Sinne von: Ruf auf eine Professur und damit Angebot für ein wissenschaftliches Amt.
Professur, ProfeßurLehramt an einer Universität oder Hochschule.
Hofrath, HofratFunktionstitel aus der Zeit des Heiligen Römischen Reiches, auch Amts- und Ehrentitel (z. B. im 19. Jahrhundert in bestimmten monarchischen Staaten).
Florin, florin (fl.)Gulden, von 1849 bis 1936 Silbermünze zu zwei Schilling; siehe auch: Gulden.
Alte GeschichteTeildisziplin der Geschichtswissenschaft, die sich mit der Antike beschäftigt.
philologischAuf die Philologie bezogen, zu ihr gehörend, auf ihr beruhend, sie betreffend.
Vorlesung(en)Lehrveranstaltung(en) an Universitäten.
Ruf (Universität)Berufung in ein hohes wissenschaftliches Amt, hier speziell auf einen Lehrstuhl an einer Universität.
Rath, RätheRat einer Stadt, Stadtrat; mit Erstarken der Zünfte gegenüber den alteingesessenen Geschlechtern bzw. ratsfähigen Patriziergeschlechtern oftmals fortschreitende Differenzierung in z. B. den „Äußeren“, „Großen“, „Neuen“ oder „Jungen“ Rath/Rat, wohingegen der eigentliche, in dem die wichtigen laufenden Geschäfte rund um die Stadtleitung bzw. -verwaltung erfolgten nunmehr als „Kleiner“, „Enger“ oder „Alter“ Rath/Rat bezeichnet wurde; in einer weiteren Unterscheidung konnten auch noch Ausschüsse hinzutreten, die bisweilen auch „Geheimer Rath“ bzw. „Geheimer Rat“ genannt wurden; auch Bezeichnung für ein Mitglied dieses Rat(h)es; Berater eines Herrschers auch als Gremium oder Regierungsbehörde (z. B. Hofrat, Geheimrat); auch: Ratschläge.
Prorector, Prorektor (Erlangen)Wie an der Universität Erlangen war an allen Universitäten des Königreichs Bayern stets der König Universitätsrektor, ein jährlich neu gewählter Professor sein Vertreter als Prorektor.
Mehrere Registerverweise
Zitierempfehlung
Die wissenschaftliche Korrespondenz des Historikers Karl Hegel (1813-1901), bearbeitet von Helmut Neuhaus und Marion Kreis