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Karl Hegel an Georg Martin Thomas, Erlangen, 13. Januar 1863

Hochgeehrter Herr Professor!

Ihr geehrtes und freundliches Schreiben vom 11 dieses Monats1 habe ich heute Mittag erhalten und von seinem Inhalt mit aufrichtigem Bedauern Kenntniß genommen. Ich kann jedoch die Hoffnung, daß unsere Universität Sie doch noch gewinnen werde, um so weniger gänzlich aufgeben, als Sie selbst auf die Möglichkeit hinweisen, daß der Wille des Königs eine andere Entscheidung schließlich herbeiführen könne. Darum werden Sie es gerechtfertigt finden, daß ich Ihren Wunsch, unserem akademischen Senat Mittheilung von den in Ihrem Brief enthaltenen Thatsachen zu machen, vorläufig noch nicht und nicht eher erfülle, als bis sich Ihre Sache völlig entschieden hat. Was die Reihe der Thatsachen selbst anbetrifft, so gestehe ich daß mir ihr innerer Zusammenhang, das Verhalten des Ministeriums, das Motiv Ihrer Ablehnung nicht völlig verständlich geworden sind. Sie konnten Bedingungen stellen, Definition, königliche Bestätigung Ihrer Berufung binnen zwei, drei Tagen verlangen usw. Fast möchte ich glauben, daß in einem Puncte ein Mißverständniß auf Ihrer Seite obgewaltet hat, weil Sie die Vermuthung aussprechen, daß der König vielleicht erst jetzt, von der ganzen Sache erfahren habe. An uns ist die Anfrage wegen Ihrer Berufung ausdrücklich auf allerhöchsten Befehl ergangen und schon am 3. Januar hier angekommen. Sollte nicht das Ministerium eine bloß vermittelnde Rolle nach Maßgabe der aus dem Cabinet hervorgegangenen Entschließungen oder Erklärunge[n] ausgeführt haben? Ich bin geneigt es zu glauben. Entschuldigen Sie diese vielleicht unnützen Bemerkungen und erkennen Sie darin nur einen Beweis meiner aufrichtigen Theilnahme. Möchte sich die schließliche Entscheidung noch zu unseren Gunsten wenden! Ich bitte Sie mir darüber weitere Mittheilung zu machen. Was Sie etwa unserem Senate zu sagen wünschen, werden Sie wohl am besten in einem Schreiben an den Prorector Professer Heyder ausdrücken; doch bin ich natürlich auch sehr gern bereit die Vermittelung zu übernehmen.

Mit vorzüglicher Hochachtung
Ihr
aufrichtig ergebener
Carl Hegel.