Ihr Lieben werdet sicher auf Nachricht über das Befinden unserer guten Tante Fritz warten und ihr ist wohl denn sie ist diesen Morgen 10 Uhr zu Ihres Herrn Freuden eingegangen – ohne schweren Kampf hat der Herr seine getreue demüthige Magd zu sich genommen und so gern wir sie noch länger bei uns festgehalten hätten, wie sehr auch die Töchter die treue berathende Mutter missen werden, wer gönnte ihr nicht die Ruhe und die Seligkeit die ihr gewiß bereitet ist – Seit 8 Tagen war ihr Krankenbett uns ein Spiegel wie man leben thun und seyn müßte, und so auch auf demselben ganz in Gottes Willen zu ruhen, der HErr erhalte uns zu rechter, von Ihm uns bestimmter Zeit zu solcher Nachfolge. Johannes der diesen Morgen bei uns war nahm die Nachricht nach ihrem Heimgang mit nach Dettelsau – ob Loehe wohl kommt, ich zweifle – am Freitag1 Morgens 10 Uhr ist die Beerdigung, und bist auch Du liebes Kind entschuldigt, so wird villeicht doch Carl kommen, hat ja die Heimgegangene auch der seligen Mutter in Berlin die Augen zugedrückt. Du mögtest villeicht wissen liebe Susanna wie Du Dich Hinsicht des Trauerns zu verhalten hast – schwarzes Kleid seidnes hat jede, freilich ist gut wenn noch ein so wollnes vorhanden ist, ich meine es existirte bei Dir auch eines und wo Du nach Erlangen zurückgekehrt thuts dann ja auch grau oder die Art – Ermel und Kragen gehen für Euch weiß und ist aus dem Samtfutter die bunte Blume entfernt, so geht auch der, ich selbst habe keinen andern, die Kinder trauern nicht –
Johannes brachte uns nebst Gruß die Nachricht, daß Ihr Lieben am Mittwoch oder Donnerstag vor Ostern2 bei uns eintreffen werdet, uns allen ist die Wiedersehensfreude durch das eingetrettene Ereigniß gehemmt, am mehrsten wohl Sophie die nach letzter Nachricht am Donnerstag zu Mittag kommen werden und am Abend versammelt sich ja alles um die theure Leiche um sie am andern Tag zur Ruhe zu geleiten, Sophie muß und wird sich nicht bei dem allen betheiligen und ist da sie bei den Eltern Crailsheim logiren können sie sich auch leichter fern halten, was Euch Frauen zu gut gehalten wird, Max dem der Ernst des Lebens noch nicht oft nahe getreten ist, wird seine Sophie ohne hin so fern als thunlich halten. An Marie hab ich eben geschrieben, sie ahnen noch gar nichts, da seit Tante bettlägerig war kein Brief mehr abgieng, bleibt bis Mittwoch3 kommt Ihr beide miteinander. –
Noch eins: gestern gieng ich für Dich liebe Susanne nach einem mir empfohlenen Mädchen, es ist das Stubenmädchen von Schrekenstein, was zu baiderseitigen Leidwesen nicht mit der Herrschaft geht, da in Wunsiedel noch ihre Mutter lebt, die sie nicht weiter will ziehen lassen, Schreckenstein lobt sie sehr und mir gefällt sie auch, auch dem Mädchen wäre was ich ihr mittheilen konnte Dein Dienst recht angenehm, sie hat bei Schreckenstein das einzige Kind 1 Junge von vier Jahren zu besorgen, versteht das Kleidermachen sowohl für Frau v. Schreckenstein wie für den Jungen mochte sie die Kleider nehen überhaupt, bügeln stärken pariren versteht sie, mit Kindern soll sie sich sehr nett beschäftigen, so daß der Kleine gar nicht erfahren darf, daß seine Anna nicht mitgeht, da würde sie ganz gut für die großen taugen ihnen beim Anziehen helfen, aufräumen Betten, ihre Sachen in Ordnung halten, ob sie eigentlich fegt vergaß ich zu fragen, aber waschen versteht sich, auch sah sie mir gar nicht vornehm aus, bei Schreckenstein 36 h und Abend gwaschen und weil Frau v. Schreckenstein zufriden war bei besonderer Putzerey an Ostern an Messe eine Kleinigkeit, und Lust hat sie; ich sagte ihr auch daß sie im Juny wohl auch eine erweiterte jetzt noch nicht festzustellende Function bekommen würde4, auch da gieng sie drauf ein, sie will recht gern bis zu Deinem Kommen an Ostern auf nähere Besprechung warten, doch gib mir Nachricht ob mein Vorschlag mit diesem Mädchen5 Dir eingeht und ob Du, was ich wohl nicht glaube, nicht schon versehen bist, sonst würde sie sich natürlich auch weiter umthun, ich meine aber Dir zu ihr rathen zu dürfen, kommt Carl am Freitag so bringt er wohl Nachricht herüber. –
Und nun adieu, morgen werdet Ihr die Traueranzeige im Correspondenten6 lesen, deßhalb mußt ich auch mit dem Brief an Marie beeilen. – Die liebe Tante Beyerlein hat vor allen viel an unserer selig Heimgegangenen verloren, ihr Umgang war für sie eine Quelle reicher Seegnung was sie auch so dankbar erkannte.
Siehst Du zufällig Frau Bläßing7 sprich ihr meine Theilnahme aus, willst Du an Ostern et- was von Euern großen Couerefeu8 wider mit bringen? –
Nun gute Nacht, Gott führe Euch meine lieben Kinder von allen Seiten gesund und glücklich in die Arme Eurer treuen Mutter