Durch Professor
Waitz bin ich benachrichtigt, daß er Sie geneigt gefunden habe, die Aufgabe, welche Herrn Dr. Usinger bestimmt war, zu übernehmen. Ich wünsche uns und der Sache Glück zu Ihrem Entschluß und danke es meinem verehrten Freunde, daß er in einer mir so ganz willkommenen Weise für den Ersatz, den wir brauchten, gesorgt hat; wenn ich es auch in hohem Grade bedauern muß, daß Dr. Usinger durch seinen Gesundheitszustand sich veranlaßt sah, einen ihm lieb gewordenen Plan gänzlich aufzugeben. Ich bitte ihn von mir zu grüßen und in Erwiderung auf seinen letzten Absagebrief ihm meine herzliche Theilnahme für sein Leiden und den besten Wünschen für künftige Besserung auszusprechen. | Sie kennen bereits durch Herrn Usingers Mittheilung die Art der Arbeit, welche ich nun ganz in Ihre Hände zu legen wünsche. So wissen Sie auch, was bereits vorbereitend für dieselbe geschehen ist. Die Texte der beiden sehr werthvollen Augsburger
Chroniken aus dem 14 und 15 Jahrhundert, des bei Mone abgedruckten Anonymus und des fragmentarisch oder lückenhaft gegebenen Zeng (richtiger Zink) bei Oefele, sind nach den besten Handschriften hergestellt, außerdem noch mehrere kleinere Städte, welche selbständig neben diesen hergehen und noch ungedruckt sind, ebenfalls im Texte fertig. Ferner hat Dr. Lexer eine Concordanz von 6 oder 7 Chroniken von Augsburg angefertigt, welche dem historischen Bearbeiter außerordentlich dienlich sein muß. Eine kurze summarische Übersicht des im Augsburger Stadtarchiv enthaltenen Materials liegt ebenfalls vor. Somit ist Alles gethan, was von andrer Seite gethan werden konnte u[nd] Sie können ohne weitere Umwege, ohne aufhaltendes Suchen ans Werk selbst gehen.
Sehr erwünscht wäre es mir, wenn Sie sofort hierher | kommen könnten, noch vor Pfingsten, wenn ich Sie bis Freitag 15 dieses Monats Mittags oder Sonnabend dem 16. schon hier erwarten dürfte – ich schreibe Freitag Mittags, weil der Eilzug hier um 2 Uhr Nachmittags ankommt und ich von da an frei bin, so wie am Sonnabend und Sonntag.
Ich würde mich dann zuerst hier bei mir mit Ihnen besprechen und Sie nach Nürnberg begleiten, um dort mit Dr. Lexer zu conferiren. Sie würden dann allein nach Augsburg gehen, wo ich Sie bei Archivar Herberger anmelden würde, mit dem Sie sich so gut als es geht, zu verständigen hätten. Sollten Sie hierbei auf Schwierigkeiten stoßen, so würde ich dann zu Pfingsten selbst dorthin kommen, um die Wege zu ebnen.
Was die pecuniären Bedingungen angeht, so werden sie dieselben sein, die ich Dr. Usinger angeboten habe: eine monatliche Remuneration, die sich auf das ganze Jahr zu 700 florin berechnet; ferner die Fahrkosten der Reise nach Augsburg und, wenn Sie bis zum Herbst dort bleiben, wie ich natürlich annehme, ebenso nach Göttingen zurück; endlich für den Aufenthalt auf der Reise 2 ₰ Diäten per Tag.
Nun erwarte ich nur, daß Sie mir den Tag Ihrer Ankunft anzeigen, um Sie hier zu empfangen und in Augsburg anzumelden. Zum voraus heiße ich Sie nochmals von ganzem Herzen willkommen. Herrn Prof. Waitz bitte ich bestens zu grüßen; ich behalte mir vor ihm nächstens zu schreiben.
Hochachtungsvollst
Prof. Hegel.
Hegel, KarlKarl Hegel
HiKo
11657075X
Frensdorff, FerdinandFerdinand Frensdorffhttps://www.deutsche-biographie.de/sfz17060.html#ndbconte11677010418331931Frensdorff, Ferdinand (1833–1931), in Hannover geborener Jurist und Historiker, der von 1853 bis 1857 an den Universitäten Heidelberg, Berlin, Leipzig und Göttingen Rechtswissenschaften studierte und 1857 in Göttingen promoviert wurde. Er war Mitarbeiter Karl Hegels bei dem Editionsunternehmen „Die Chroniken der deutschen Städte“ der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften. Im Jahre 1863 habilitierte er sich an der Universität Göttingen und wurde 1866 außerordentlicher, dann dort von 1873 an bis zu seinem Lebensende ordentlicher Professor der Rechtswissenschaften und Rechtsgeschichte. Im Studienjahr 1887/88 war er Rektor der Universität Göttingen.
Erlangen49.5928616,11.0056Mittelfränkische Universitätsstadt, etwa 20 Kilometer nördlich von Nürnberg gelegen, seit 1810 Stadt und Universität des Königreichs Bayern.
SUB Göttingen
.
SUB Göttingen
1000
Die Chroniken der deutschen Städte
vom 14. bis in’s 16. Jahrhundert, hg. durch die Historische Commission bei der Königl. Academie der Wissenschaften von Karl
Hegel
, Bd. 4, Die Chroniken der schwäbischen Städte. Augsburg, bearb. von Ferdinand
Frensdorff
, Bd.1, Leipzig 1865. (https://dlibra.bibliotekaelblaska.pl/dlibra/publication/59551/edition/55553 )
Chroniken der deutschen Städte
, Bd. 4, Augsburg, Bd. 1
1865
Kreis
, Marion: Karl Hegel. Geschichtswissenschaftliche Bedeutung und wissenschaftsgeschichtlicher Standort (= Schriftenreihe der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Bd. 84), Göttingen, Bristol, CT, USA 2012.
Kreis
, Geschichtswissenschaftliche Bedeutung
2012
Waitz, GeorgGeorg Waitz
HiKo
11905914218131886Waitz, Georg (1813–1886), in Flensburg geborener Historiker, der nach einem breiten geisteswissenschaftlichen, juristischen und theologischen Studium an den Universitäten Kiel und Berlin 1836 promoviert wurde. Nach seiner Tätigkeit bei den Monumenta Germaniae Historica wurde er 1842 ordentlicher Professor der Geschichtswissenschaft an der Universität Kiel, wechselte 1848 als Ordinarius an die Universität Göttingen und wurde 1858 Gründungsmitglied der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften in München. Als er 1875 Präsident der Monumenta Germaniae Historica in Berlin wurde, ging er gleichzeitig an die Universität Berlin. Er war in erster Ehe mit Clara Schelling (1818–1857), einer Tochter des Philosophen Friedrich Wilhelm Schelling (1775–1854), verheiratet, in zweiter Ehe mit Helene Franziska Friederike Hartmann (1831–1915), einer Tochter des Generals Georg Julius Hartmann (1774–1856).
Usinger, Rudolf11732235018351874Usinger, Rudolf (1835–1874), in Nienburg geborener Historiker, der von 1857 bis 1861 an der Universität Göttingen studierte, zeitweise an der Universität Berlin tätig war und sich 1863 in Göttingen habilitierte. Von 1865 bis 1868 war er außerordentlicher Professor an der Universität Greifswald, anschließend bis zu seinem Tode Ordinarius an der Universität Göttingen. Seine Anstellung an Karl Hegels (1813–1901) umfassendem Edition-Unternehmen der „Chroniken der deutschen Städte vom 14. bis ins 16. Jahrhundert“ kam wegen Usingers schwerer Erkrankung nicht zustande.
Mone, Franz Josef11886147617961871Mone, Franz Josef (1796–1871), war badischer Archivar und Historiker; er wirkte von 1835 bis zu seiner Pensionierung 1868 als Direktor des Generallandesarchivs Karlsruhe.
Anonymus-Der Name „Anonymus“ wird bei Karl Hegel im Zusammenhang mit seinem Editions-Unternehmen der „Chroniken der deutschen Städte vom 14. bis ins 16. Jahrhundert“ vornehmlich gebraucht für unbekannte Verfasser von Augsburger Stadtchroniken. Gelegentlich findet auch eine Nummerierung statt, die differenziert in: „Anonymus I“ oder „Anonymus II“ etc. Auch im Kontext der Auffindung und Bearbeitung von Nürnberger Chroniken wird dieser gelegentlich verwendet - fällt hier aber nicht weiter ins Gewicht.
Zink (auch: Zeng, Zengg, Zingg), Burk(h)ard11889018213961474 oder 1475Zink (auch: Zeng, Zengg, Zingg), Burk(h)ard (1396–1474 oder 1475), war Augsburger Chronist und Fernhandelskaufmann. Seine Chronik wurde von Karl Hegel (1813–1901) im Rahmen seines Editionsunternehmens der „Chroniken der deutschen Städte vom 14. bis ins 16. Jahrhundert“ im Auftrag der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften in München herausgegeben.
Oefele, Edmund10188237818431902Oefele, Edmund (1843–1902), war Historiker und Archivar sowie Direktor des Königlich Bayerischen Reichsarchivs in München. Er bearbeitete zusammen mit Karl Theodor Heigel (1842–1915) und Karl August Muffat (1804–1878) den 15. Band des von Karl Hegel (1813–1901) umfangreich angelegten Editionsunternehmens der „Chroniken der deutschen Städte vom 14. bis ins 16. Jahrhundert“, der die bayerischen Städtechroniken beinhaltet.
Lexer, MatthiasMatthias Lexer11905732818301892Lexer, Matthias (1830–1892), in Kärnten geborener Privat- und Gymnasiallehrer, Sprachwissenschaftler und Lexikograph, der 1861 wissenschaftlicher Mitarbeiter Karl Hegels am Editionsunternehmen „Die Chroniken der deutschen Städte“ der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften wurde und ihm auch nach seinem Ausscheiden verbunden blieb. 1863 wurde er außerordentlicher, 1866 ordentlicher Professor für Deutsche Philologie an der Universität Freiburg im Breisgau und war von 1868 bis 1890 Ordinarius an der Universität Würzburg. Im Jahre 1891 folgte er einem Ruf an die Universität München, verstarb aber ein Jahr später.
Herberger, TheodorTheodor Herberger11672820518111870Herberger, Theodor (1811–1870), Archivar in Augsburg.
Augsburg48.3668041,10.8986971Auf römische Zeit zurückgehende alte Reichsstadt des Heiligen Römischen Reiches und Bischofsstadt am Lech, etwa 65 Kilometer nordwestlich von München gelegen und seit 1806 zum Königreich Bayern gehörig.
Nürnberg49.453872,11.077298In Franken an der Pegnitz gelegene ehemalige Reichsstadt, seit 1806 Stadt des Königreichs Bayern.
Göttingen51.5328328,9.9351811Circa 100 Kilometer südlich von Hannover und südwestlich des Harzes gelegene Stadt mit einer 1737 eröffneten Universität.
Doctor, DoktorDoktor als höchster akademischer Grad und Bezeichnung für jemanden, der einen Doktor-Titel trägt.
AugsburgerZu Augsburg gehörend, Augsburg betreffend, auf Augsburg bezogen; in Augsburg lebender Mensch bzw. lebende Menschen.
Chronik(en), Chroniken der deutschen Städte (Städtechroniken), chronikalische DenkmälerEdition „Die Chroniken der deutschen Städte vom 14. bis ins 16. Jahrhundert“, von 1862 bis 1899 hrsg. von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften durch Karl Hegel (1813-1901); auch allgemein: auf die Antike zurückgehende geschichtliche Darstellung, in der die Ereignisse in zeitlich genauer Reihenfolge, dabei aber, im Gegensatz zu den formal strengeren Annalen, in größeren Zeitabschnitten aufgezeichnet werden, auch im Sinne von: Lebensläufen.
Stadtchroniken, Städtechroniken, auch: ChronikenIm Rahmen von Stadtgeschichtsschreibung und -forschung geschriebene, teilweise auch edierte Chroniken von Städten. Karl Hegel (1813-1901) gab im Rahmen seiner Leitung des umfangreichen wissenschaftlichen Editionsunternehmens für die Münchener Historische Kommission „Chroniken der deutschen Städte vom 14. bis ins 16. Jahrhundert“ – angefangen mit seiner Geburtsstadt Nürnberg – solche Städtechroniken heraus.
AnonymusSynonym für einen unbekannten Verfasser.
Handschrift, HandschriftenIn Handschrift verfasste zumeist ältere historische Quelle(n).
Concordanz (Konkordanz)Innerhalb der geisteswissenschaftlichen Forschung konnotierter Begriff hinsichtlich verschiedener Umsetzungen zur Erschließung von Texten durch normierte Wortlisten (Lemmatisierung, Index, Register) oder vornehmlich in der Altphilologie und mediävistischen Germanistik eine Verweisliste zur Überlieferung von Textpassagen, Phrasen und Wörtern, wie sie auch für die Chroniken-Edition Karl Hegels (1813-1901) Anwendung fand.
Stadtarchiv AugsburgArchiv der Stadt Augsburg, seit ca. dem 16. Jahrhundert bestehend mit bis ins 11. Jahrhundert zurückreichendem Archivgut.
SonnabendSynonym für: Samstag.
EilzugBezeichnung für einen Personenzug im Nahverkehr, der nur an den wichtigeren Bahnhöfen der Strecke hielt, um auf diese Weise schneller an seinem Endziel anzukommen.
Remuneration, RemunerationenZusätzliche Bezahlung, Gratifikation; hier auch im Sinne von Gegenleistung(en) und Vergütung(en) gebraucht im Sinne einer regelmäßigen Gehalts- bzw. Lohnzahlung.
Florin, florin (fl.)Gulden, von 1849 bis 1936 Silbermünze zu zwei Schilling; siehe auch: Gulden.
DiätenAmtsvergütungen, Aufwandsentschädigungen, geldwerte Entschädigung, Entlohnung, Gehalt.