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Karl Hegel an Ferdinand Frensdorff, Erlangen, 12. Juni 1863

Geehrter Herr Doctor!1

Ihren lang erwarteten Brief2 habe ich mit Vergnügen erhalten und da er von meinem Geburtstage3 datirt war, konnte er mir nur Gutes bringen: Ihre Quittungen freilich sind so spät gekommen, daß ich Ihre Remuneration nicht zugleich mit den andern aus München beziehen konnte und möchte ich daher lieber, wenn es Ihnen nicht gerade mit dem Gelde pressirt, noch Ihre folgende Monatsquittung erwarten, um Ihnen den Betrag für die anderthalb Monate zusammen zu schicken. Wollen Sie mir also gefälligst die Quittung für den Monat Juni (auf einem Briefquartblatt) bis acht Tage vor Ende desselben zukommen lassen.

Mit Herbergers Verhalten können wir vorläufig ganz zufrieden sein und von meinen Vorschlägen brauchen Sie ihm nicht eher etwas zu sagen, als bis es nöthig scheint. Erst wenn Sie mit den Rechnungsbüchern im 14. Jahrhundert fertig sind, wird es an der Zeit sein nach anderem urkundlichen Material, namentlich Correspondenzen so aus der Zeit des Städtekriegs zu fragen. Urkunden, wie Ausschreiben der Stadt Augsburg oder Zuschriften an sie, sind gewiß vorhanden. Da werden wir eben sehen, wie weit die Bereitwilligkeit Herbergers geht.

Die Ausbeutung der Rechnungsbücher für die von Ihnen selbst bezeichneten Zwecke ist unerläßlich; sie ergeben das aller wichtigste Material und thut es einem dabei freilich oft genug leid, vieles culturgeschichtlich Interessante, in so weit es sich nicht etwa zu Beilagen verarbeiten läßt, übergehen zu müssen. Wie sich die Augsburger Baurechnungen zu den Nürnberger Jahresregistern verhalten, können Sie am besten aus meiner Beilage zu Stromer über den Stadthaushalt und der dort gegebenen Probe von einer kürzeren Stadtrechnung ersehen.4 Die eigentlichen Baurechnungen wurden in Nürnberg besonders geführt und sind nicht mehr erhalten, in den Stadtrechnungen sind die betreffenden Ausgaben für Bauten nur kurz und summarisch aufgenommen.

Die gewünschten Berichte in den Nachrichten der historischen Commission erfolgen hierneben. Es sind nur die drei von mir5; die Nachrichten, welche Kern über die von ihm untersuchten Bibliotheken und Archive gegeben, brauchen Sie wohl nicht. Sie sind alle zu der Sybel’schen Zeitschrift gegeben, die aber wahrscheinlich in Augsburg nicht zu haben ist.6

Ich lege noch ein 4. Heft bei, welches Weizsäckers Bericht über die Reichstagsacten enthält, worin Ihnen die über das Augsburger Archiv gegebenen Notizen von Interesse sein werden, aber schwerlich etwas Neues bieten.7 Ich bitte mir diese Hefte nach gemachtem Gebrauch wieder zurückzuschicken.

Die beiden Bücher von Petzet kann ich Ihnen leider nicht schicken, da auch die Erlanger Bibliothek sie nicht besitzt und wir sie nur aus dem Germanischen Museum bekommen haben. Im Fall Sie dieselben durch einen Augsburger Antiquar (Buß8 oder Windprecht) beziehen können, so will ich sie gern, versteht sich zu mäßigem Preis, für unsere hiesige Bibliothek ankaufen. Sonst müßte ich Sie an die Münchener Bibliothek verweisen, wenn Sie sie nicht etwa leichter aus Göttingen erhalten können.

Der Abdruck Ihrer Anzeige von Kriegk’s Buch9 habe ich mit Dank erhalten; Sie werden die meinige in der Sybelschen Zeitschrift10 weniger eingehend finden, da ich sie für die Verhältnisse der letzteren diese so kurz wie möglich halten mußte. Indem ich Sie schließlich noch bitte mich recht bald wieder durch eine Nachricht über den Fortgang Ihrer Arbeiten zu erfreuen und Herrn Greiff freundlichst wieder zu grüßen

ganz ergebenst
der Ihrige
Carl Hegel.