Ihre sehr dankeswerthe Sendung2 habe ich so eben erhalten. Es war ja ein recht glücklicher Zufall, daß wir diese Sachen in der Auction3 noch bekommen haben und das Meiste davon um wahre Spottpreise. Natürlich werde ich sie behalten. Das Manuscript von Meisterlin, ich meine Ihren Text, wird Kerler nun aufs neue durchgehen. Wegen der Abschrift des MünchenerCodex werden Sie mir mündlich das Nähere mittheilen. Zuvor bitte ich um einige briefliche Aufklärungen.
Was verstehen Sie unter ‚Kuchenspeiß’ in der Schürstab’scheOrdnung, die Bader S. 233 f. nur in kurzem Auszug4 mitgetheilt hat? Ich denke an trockene Hülsenfrüchte, wie Erbsen, Linsen dergleichen. Die Kuchenspeis wird auch in Sumer gemahlen, wie das Korn, der Hafer, die Hirse.5 Was könnte sie sonst sein? und wissen Sie die Bedeutung sonst näher nachzuweisen?
Ferner bitte ich um Aufklärung über das in Aushängebogen| 8 des zweiten Bandes unsrer Chroniken abgedruckte Register. Woher kommt die Unordnung in den Blattzahlen? Die oft außer der Reihe auf einander folgen; besonders auf S. 122, wo z. B. auf fol. 53 gleich 108 folgt, dann erst wieder Zeile 18 fol. 506 und so öfter. Ist denn die Foliierung im Codex selbst so confus? Sodann vermisse ich im Register die meisten Folien zwischen 80 und 100; daher z. B. die Ordnung über Zahl der Bürger und Bauern und Vorräthe welche A auf fol. 81 hat im Register gar nicht vorkommt.
Endlich wünsche ich von der NürnbergerStadtbibliothek die SchürstabHandschrift C2 bezeichnet: Will no 435 zugeschickt zu bekommen und bitte ich Sie oder Kern, wer es von Ihnen leichter thun kann, mir dieselbe betreffend möglichst hierher zu senden.
Ganz ergebenst der Ihrige Carl Hegel.
1Der vorliegende Brief bezieht sich auf die von Karl Hegel (1813-1901) für die Historische Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften in München herausgegebene Edition der „Chroniken der deutschen Städte vom 14. bis ins 16. Jahrhundert“, hier speziell auf die Edition der Chroniken von Nürnberg, die 1864 erschienen; vgl. einführend in dieses Editionsprojekt Kreis, Geschichtswissenschaftliche Bedeutung, S.165 ff.2Bislang noch nicht aufgefunden. 3Unklar, welche Auktion gemeint ist. 4Der Vorstand des Königlichen Archiv-Conversatoriums in Nürnberg, Josef Bader (1812-1884), veröffentlichte 1860 in München bereits „Erhard Schürstab’s Beschreibung des Ersten Markgräflichen Krieges gegen Nürnberg“ in der Reihe „Quellen und Erörterungen zur Bayerischen und Deutschen Geschichte. Herausgegeben auf Befehl und Kosten Seiner Majestät des Königs Maximilian II. Achter Band“. 5Kuchenspeis wird hier als Überbegriff für Getreide- und Hülsenfrüchte verwendet, „sumer“ stand - neben seiner Bedeutung „Sommer - auch für ein Getreide-Maß. Vgl. dazu hier Frühneuhochdeutsches Wörterbuch, s.v. kuchenspeis und sumer, sowie Chroniken der deutschen Städte, Bd. 2 (Gesamtreihe), Nürnberg, Bd. 2, S. 300-323, und S. 558, und passim.
6Unsichere Lesart, da verbessert durch Überschreiben wohl aus der Zahl „30“.
Hegel, KarlKarl Hegel
HiKo
11657075X
Lexer, MatthiasMatthias Lexer11905732818301892Lexer, Matthias (1830–1892), in Kärnten geborener Privat- und Gymnasiallehrer, Sprachwissenschaftler und Lexikograph, der 1861 wissenschaftlicher Mitarbeiter Karl Hegels am Editionsunternehmen „Die Chroniken der deutschen Städte“ der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften wurde und ihm auch nach seinem Ausscheiden verbunden blieb. 1863 wurde er außerordentlicher, 1866 ordentlicher Professor für Deutsche Philologie an der Universität Freiburg im Breisgau und war von 1868 bis 1890 Ordinarius an der Universität Würzburg. Im Jahre 1891 folgte er einem Ruf an die Universität München, verstarb aber ein Jahr später.
Erlangen49.5928616,11.0056Mittelfränkische Universitätsstadt, etwa 20 Kilometer nördlich von Nürnberg gelegen, seit 1810 Stadt und Universität des Königreichs Bayern.
Bayerische Staatsbibliothek (BSB), München
: Döllingeriana II.
BSB München1000
Kreis
, Marion: Karl Hegel. Geschichtswissenschaftliche Bedeutung und wissenschaftsgeschichtlicher Standort (= Schriftenreihe der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Bd. 84), Göttingen, Bristol, CT, USA 2012.
Kreis
, Geschichtswissenschaftliche Bedeutung
2012
FWB-online
(= Frühneuhochdeutsches Wörterbuch online), hg. von der Niedersächsische Akademie der Wissenschaften zu Göttingen: https://fwb-online.de/ [s.v.: beschehen, conventschwester, do, kuchenspeis, missehelle, obgemeldt, paste, predigermönch, protestation, sumer, trecken]Frühneuhochdeutsches Wörterbuchseit 2017
Die Chroniken der deutschen Städte
vom 14. bis in’s 16. Jahrhundert, hg. durch die Historische Commission bei der Königl. Academie der Wissenschaften von Karl
Hegel
, Bd. 2, Die Chroniken der fränkischen Städte, Nürnberg, bearb. von Theodor
Kern
, Friedrich von
Weech
und Matthias
Lexer
, Bd. 2, Leipzig 1864. (http://books.google.de/books?id=bcgFAAAAQAAJ , https://dlibra.bibliotekaelblaska.pl/dlibra/publication/59549/edition/55552 )
Chroniken der deutschen Städte
, Bd. 2, Nürnberg, Bd. 2
1864
Meisterlin (auch: Meysterlin), Sigmund100308309um 1435nach 1497Meisterlin, Sigmund (um 1435–1497), auch: Münsterlin oder Musterlin, Benediktiner Priester und Chronist, der Chroniken von Augsburg und Nürnberg verfasste, die von Karl Hegel (1813–1901) im Rahmen seines Editionsunternehmens „Chroniken der deutschen Städte vom 14. bis ins 16. Jahrhundert“ herausgegeben wurden.
Kerler, Dietrich
HiKo
11575220X18371907Kerler, Dietrich (1837–1907), Historiker und Bibliothekar, Oberbibliothekar der Universitätsbibliothek Würzburg, 1883 außerordentliches Mitglied der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften. Er war Mitarbeiter Karl Hegels (1813–1901) bei seinem großen Editionsunternehmen der „Chroniken der deutschen Städte vom 14. bis ins 16. Jahrhundert“ für die Historische Kommission.
Baader, JosephJoseph Bader102309235218121884Joseph Baader (1812–1884), wurde am 28. Oktober 1812 als Sohn eines Instrumentenverlegers in Mittenwald geboren und starb am 6. Juni 1884 in München. Nach seiner Schulzeit auf dem Gymnasium in München studierte er dort von 1832 bis 1836 Philologie und Theologie. Es folgten freiberufliche Tätigkeiten als Literat und Journalist, bevor er 1844 Praktikant am Reichsarchiv München wurde, um 1852 als Offiziant ans Bamberger Archivkonservatorium (heutiges Staatsarchiv Bamberg) zu gehen. Seit 1853 war er am Nürnberger Archivkonservatorium, dem heutigen Staatsarchiv in Nürnberg, beschäftigt, zu dessen kommissarischem Leiter er 1854 ernannt wurde. Zum dortigen Amtsvorstand und Archivkonservator wurde er 1856, bevor er 1869 als Reichsarchivrat wieder an das Münchener Reichsarchiv wechselte, wo er 1877 auf eigenen Antrag pensioniert wurde. Von 1858 bis 1883 war er überdies außerordentliches Mitglied der Münchener Historischen Kommission. Joseph Baader erwarb sich große Verdienste um die Ordnung des Nürnberger Staatsarchivs und erhielt wissenschaftliche Anerkennung durch vielfältige Quellenpublikationen (z. B. Nürnberger Polizeiordnungen, kultur- und kunstwissenschaftliche Beiträge). So publizierte er auch in der Editionsreihe „Quellen und Erörterungen zur Bayerischen und Deutschen Geschichte. A. [Alte Folge]“ als achten Band die sogenannte „Schürstabsche Chronik“ (= „Erhard Schürstabs Beschreibung des ersten markgräflichen Krieges gegen Nürnberg. Mit Beilagen über Heer- und Kriegswesen“) im Auftrag der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften in München, die er im Jahre 1860 publizierte. Auch Karl Hegel arbeitete im Rahmen der Herausgabe der „Chroniken der deutschen Städte vom 14. bis ins 16. Jahrhundert“ für die Münchener Historische Kommission an einer Edition dieser Chronik, was zu Spannungen zwischen ihm und Baader führte; dies geht besonders aus den Briefen Karl Hegels an den damaligen Sekretär der Historischen Kommission Heinrich Sybel (1817–1895) hervor. Vgl. dazu besonders
Kreis, Geschichtswissenschaftliche Bedeutung
, S. 192–204, 234, 254, und 262
. Zur Biographie Joseph Baaders vgl. überdies Michael Diefenbacher in:
Stadtlexikon Nürnberg
, S. 94, s.v. Baader, Joseph
.
Schürstab, ErhardErhard Schürstab101047576erwähnt 14391461Schürstab, Erhard (erwähnt 1439, † 1461), Kaufmann, Finanzier, Bürgermeister in Nürnberg, Pfleger des Heilig-Geist-Spitals in Nürnberg.
Kern, TheodorTheodor Kern11614072018361873Kern, Theodor (1836–1873) wurde am 5. Mai 1836 in Bruneck in Tirol im Kaisertum Österreich geboren und starb am 18. November 1873 in Veytaux am Genfer See. Theodor Kern stammte aus einer österreichisch-badischen Handwerker- und Beamtenfamilie. Er besuchte das Gymnasium in Innsbruck und studierte seit 1853 zunächst Jura, später Geschichte und Philologie in Innsbruck, Göttingen, Heidelberg und München. Julius Ficker in Innsbruck, Georg Waitz in Göttingen, Ludwig Häusser in Heidelberg sowie Heinrich Sybel in München waren seine akademischen Lehrer. Das Staatsexamen für das Höhere Lehramt hatte er 1857 „mit glänzendem Erfolg“ absolviert. Promoviert worden war er als Schüler Ludwig Häussers im darauffolgenden Jahr 1858 in Heidelberg. 1863 habilitierte er sich über die „Chronik der Stadt Nürnberg vom 14. bis in’s 16. Jahrhundert“ und wurde im selben Jahr Privatdozent. Er war seit 1859 erster wissenschaftlicher Mitarbeiter Karl Hegels beim Editionsunternehmen „Die Chroniken der deutschen Städte“, für das er viele Forschungsreisen unternahm. Mit seiner sehr ordentlichen Arbeitsweise war Karl Hegel als Editionsleiter sehr zufrieden. Ab 1866 war Theodor Kern außerordentlicher, 1871 ordentlicher Professor der Geschichte an der Universität Freiburg im Breisgau, wo er einen historischen Verein gründete und die „Zeitschrift für Geschichte des Breisgaus“ herausgab. Auch noch in dieser Zeit blieb er dem Editionsprojekt der „Chroniken der deutschen Städte“ als Mitarbeiter auf Honorarbasis verbunden. 1873 starb der sehr begabte junge Historiker an den Folgen einer schweren Erkrankung.
Nürnberg49.453872,11.077298In Franken an der Pegnitz gelegene ehemalige Reichsstadt, seit 1806 Stadt des Königreichs Bayern.
TreppenBei der Angabe der Post- oder Wohnadresse zur Lokalisierung einer Wohnung innerhalb eines Mehrfamilienhauses im Sinne von Etage oder Stockwerk.
Doctor, DoktorDoktor als höchster akademischer Grad und Bezeichnung für jemanden, der einen Doktor-Titel trägt.
Auction (Auktion)Auktion, Versteigerung
SpottpreisUmgangssprachlich-emotionaler Begriff für einen überaus günstigen und damit überraschend billigen Preis für eine angebotene Handelsware; Plural: Spottpreise.
Manuscript, ManuskriptManuskript; Manuskript hier auch bezogen auf die Edition von Stadtchroniken Karl Hegels (1813-1901) im Sinne einer Niederschrift des editionsreifen Textes als Vorlage für den Setzer.
Münchener, Münchner, MünchnerinZu München gehörend, München zuzuordnen, auf München bezogen; dort lebender bzw. von dort stammender Mensch.
Codex, CodicesKodex, aus dem Lateinischen stammend, Plural Codices, in Bezug auf das Mittelalter bezogen auf eine Sammlung von Handschrift(en), welche zwischen Holzdeckeln zu einer Art Buch zusammengefügt sind; im übertragenen Sinne auch Bezeichnung für eine Sammlung geschriebener oder auch ungeschriebener Verhaltensregeln innerhalb einer Gesellschaft, Menschengruppe, eines Standes etc.
Schürstab'sche Ordnung(en)Beilagen zur sogenannten Schürstab’schen Chronik, in der Hegel-Ausgabe abgedruckt im zweiten Band mit Nürnberger Chroniken, zugleich Band 2 der Gesamtreihe des von Karl Hegel (1813-1901) geleiteten Editions-Unternehmens der „Chroniken der deutschen Städte vom 14. bis ins 16. Jahrhundert“ im Auftrag der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften in München, 1864 erschienen.
SchürstabAuf das 13. Jahrhundert in Nürnberg zurückgehende einflussreiche Patrizierfamilie, die wohl von Siebenbürgen her eingewandert war, seit 1351 im Inneren Rat vertreten und als Kauflleute vornehmlich mit Luxusgütern handelnd; 1743 starb der letzte männliche Vertreter dieser Patrizierfamilie ohne Nachkommen.
AushängebogenErste Druckbögen, die eine abschließende Kontrolle ermöglichen, bevor die Auflage eines Buches gedruckt wird.
Chronik(en), Chroniken der deutschen Städte (Städtechroniken), chronikalische DenkmälerEdition „Die Chroniken der deutschen Städte vom 14. bis ins 16. Jahrhundert“, von 1862 bis 1899 hrsg. von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften durch Karl Hegel (1813-1901); auch allgemein: auf die Antike zurückgehende geschichtliche Darstellung, in der die Ereignisse in zeitlich genauer Reihenfolge, dabei aber, im Gegensatz zu den formal strengeren Annalen, in größeren Zeitabschnitten aufgezeichnet werden, auch im Sinne von: Lebensläufen.
RegisterIn Kanzleien geführtes Verzeichnis der aus- und/oder auch eingehenden Schreiben, Urkunden etc.; bei Drucklegung von Manuskripten, in Büchern etc. auch im Sinne von Index als alphabetisches Verzeichnis von Personen, Sachen, Orten, Quellen- und Literatur etc.
Foliierung Nummerierung einer Handschrift als Begriff aus dem Archiv- und Bibliothekswesen.
confuskonfus (verworren, durcheinander).
Nürnberger, NürnbergischZu Nürnberg gehörend, Nürnberg betreffend, Nürnberg bezeichnend etc.
Stadtbibliothek (Nürnberg)Die Stadtbibliothek Nürnberg ist mit ihrer 650jährigen Geschichte und bis ins 14. Jahrhundert hineinreichenden Beständen eine der ältesten kommunalen Bibliotheken im deutschen Sprachraum und öffentliche Bibliothek der Stadt Nürnberg