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Karl Hegel an Ferdinand Frensdorff, Erlangen, 3. Juli 1863

Geehrter Herr Doctor!1

Nach Ihrem letzten [Schreiben] vom 30. Juni2 werde ich Ihre Bearbeitung der Berliner Chronik in den nächsten Tagen erwarten dürfen. Ich werde diese nicht lange bei mir behalten, weil der Verleger vermuthlich bald wieder nach Manuscripten fragen wird.

Daß der Augsburger Meisterlin aufgenommen werden sollte, war so wenig meine Meinung, daß ich, wie Sie sich vielleicht noch erinnern werden, eben deshalb wiederholt auf Berücksichtigung und Bearbeitung der Berliner Handschrift drang. Damit durch diese zugleich die ältere Sagengeschichte vertreten würde und der Meisterlin um so mehr entbehrlich wäre. An dem Nürnberger Meisterlin habe ich für immer mehr als genug bekommen.

Recht erstaunlich waren mir die Aussichten, die Sie mir auf Vollendung des vorliegenden Bandes noch bis zum Herbst und auf die Fortsetzung Ihrer Bearbeitung des Zink in den Ferien eröffneten.

Zu den Stellen des Wahraus habe ich nur Folgendes zu bemerken. Die Ortsbestimmungen in der ersten sind nicht zu finden und müssen corrigirt sein.

Bei dem Flusse ‚Der Lebsach’ muß man an irgend eine Ach, Gebirgsfluß denken: es könnte die Loisach Nebenfl der Isar oder die Leitzach Nebenfl[uß] der Mangfall sein. Schaunberg findet sich nicht. Auch nicht Schonberg, nur mehrere unterscheidbare Schönberg, von welchen nur etwa eins südlich von Mausbach und westlich von Agatharied in Betracht kommen würde, wenn man bei der Leitzach in der Nähe bleiben will. Aber was ist dann mit ‚Wartenaw’3 zu machen? Ein Wertach gibt es wohl Ober- und Unter-Wertach noch ein Landgericht Miesbach westlich von Rosenheim auf der Straße nach München; aber das liegt doch weit ab und ist nicht Wertenau.

Ist nichts weiter über die von Kramer zu finden in den Adelsgeschlechtsbüchern? Wo sie angesessen waren?

Die andere Stelle über die Münze zum Jahr 1375 war nicht in Ihren Excerpten; aber sie ist mir schon in’s Auge gefallen bei Durchsehung des Wahraus. Sie macht keine Schwierigkeit und bedarf nur etwa im Schlußsatz einer Erklärung: ‚es was aber 1 guldin 4 groß peßer4?

Ein Groß oder Groschen galt in Augsburg 7 ½ ₰ (z. B. Zink zu den Jahren 1419 und 1420 vgl. die Chroniken B[and] 2 S. 532).5 Der rheinische Gulden war damals, meint der Verfasser, 4 Groschen oder 30 ₰, besser als gegenwärtig, vgl. die Chroniken Band 1, S. 230 ff.6

Ich denke über das Münzwesen von Augsburg irgendwo, am besten wohl zu 6. Zink, im Zusammenhang zu handeln, und da werde ich auch auf diese Stelle zurückkommen. –

Wenn Sie ja noch wegen jener Ortsbestimmungen oder des Geschlechts Kramer7 weiter Erkundigung einziehen wollten, so könnte am ersten vielleicht Professor Rockinger in München darüber Auskunft geben. –

Kern ist doch noch in Freiburg festgehalten worden, da sich nachträglich noch einige Zuhörer zusammen gefunden haben. Im nächsten Monat will er wieder hierher kommen.

Giesebrecht schreibt mir in seinem Brief8, den ich heute erhalten habe, daß er noch keine Antwort auf seine Anträge wegen der Herbstsession vom Cabinet9 erhalten habe. Dies wird noch Professor Waitz interessieren, den ich zu grüßen bitte.

Ihr ergebenster
Carl Hegel