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Karl Hegel an Ferdinand Frensdorff, Erlangen, 21. Juli 1863

Sehr geehrter Herr Doctor!1

Sie werden schon erfahren haben, daß ich nicht als Prüfungs-Commissär nach Augsburg komme. Die traurige häusliche Lage, in der ich mich befinde, nöthigte mich um Enthebung von dem Commissorium zu bitten u[nd] sie ist mir gewährt worden. Um Ihnen die Sache in der Kürze mitzutheilen: der Typhus hat mein Haus verpestet, vier meiner Kinder2 liegen schwer krank darnieder, mein Dienstpersonal – drei Dienstboten – sind ins Spital gebracht worden. Ich selbst bin sehr angegriffen, meine Frau im Wochenbett. Unter solchen Umständen ist es menschlicher Weise für einen Familienvater unmöglich sein Haus zu verlassen. Ich bleibe also bis meine Kinder auf dem Wege der entschiedenen Besserung sind u[nd] bis meine Frau für sie sorgen kann. Dann muß ich aber etwas für meine Gesundheit thun. Wenn es jedoch durchaus nöthig erscheint, daß ich nach Augsburg komme, um die Archivalien für uns flüssig zu machen, so will ich kommen, sobald als es sein kann.

Schreiben Sie mir doch gefälligst ob sich H[erberger] herbeigelassen die verlangten Urkunden u[nd] die Rathsdecrete herauszugeben, damit ich daraus entnehme, ob Sie noch Arbeitsstoff genug haben, oder ob Sie, was die Archivalien angeht, daran Mangel leiden. Im Fall ich nach Augsburg komme, werde ich mich sofort an die Behörden wenden u[nd] Alles für unsere Zwecke in Beweg[ung] setzen.

Schicken Sie mir doch gefälligst sofort Ihre Quittung für Monat Juli ein, damit ich sie mit den andern nach München sende. Es freut mich sehr, daß Sie durch Assessor Rohmer einen Ihnen zusagenden Umgang gefunden haben. Wissen Sie schon daß Lexer als außerord[entlicher] Professor der Deutschen Literatur nach Freiburg berufen ist?

Hochachtungsvoll
Ihr ergebenster
Carl Hegel