Sie werden schon erfahren haben, daß ich nicht als Prüfungs-Commissär nach Augsburg komme. Die traurige häusliche Lage, in der ich mich befinde, nöthigte mich um Enthebung von dem Commissorium zu bitten u[nd] sie ist mir gewährt worden. Um Ihnen die Sache in der Kürze mitzutheilen: der Typhus hat mein Haus verpestet, vier meiner Kinder liegen schwer krank darnieder, mein Dienstpersonal – drei Dienstboten – sind ins Spital gebracht worden. Ich selbst bin sehr angegriffen, meine Frau im Wochenbett. Unter solchen Umständen ist es menschlicher Weise für einen Familienvater unmöglich sein Haus zu verlassen. Ich bleibe also bis meine Kinder auf dem Wege der entschiedenen Besserung sind u[nd] bis meine Frau für sie sorgen kann. Dann muß ich aber etwas für meine Gesundheit thun. Wenn es jedoch durchaus nöthig erscheint, daß ich nach Augsburg komme, um | die Archivalien für uns flüssig zu machen, so will ich kommen, sobald als es sein kann.
Schreiben Sie mir doch gefälligst ob sich H[erberger] herbeigelassen die verlangten Urkunden u[nd] die Rathsdecrete herauszugeben, damit ich daraus entnehme, ob Sie noch Arbeitsstoff genug haben, oder ob Sie, was die Archivalien angeht, daran Mangel leiden. Im Fall ich nach Augsburg komme, werde ich mich sofort an die Behörden wenden u[nd] Alles für unsere Zwecke in Beweg[ung] setzen.
Schicken Sie mir doch gefälligst sofort Ihre Quittung für Monat Juli ein, damit ich sie mit den andern nach München sende. Es freut mich sehr, daß Sie durch Assessor
Rohmer einen Ihnen zusagenden Umgang gefunden haben. Wissen Sie schon daß Lexer als außerord[entlicher] Professor der Deutschen Literatur nach Freiburg berufen ist?
Hochachtungsvoll
Ihr ergebenster
Carl Hegel
Hegel, KarlKarl Hegel
HiKo
11657075X
Frensdorff, FerdinandFerdinand Frensdorffhttps://www.deutsche-biographie.de/sfz17060.html#ndbconte11677010418331931Frensdorff, Ferdinand (1833–1931), in Hannover geborener Jurist und Historiker, der von 1853 bis 1857 an den Universitäten Heidelberg, Berlin, Leipzig und Göttingen Rechtswissenschaften studierte und 1857 in Göttingen promoviert wurde. Er war Mitarbeiter Karl Hegels bei dem Editionsunternehmen „Die Chroniken der deutschen Städte“ der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften. Im Jahre 1863 habilitierte er sich an der Universität Göttingen und wurde 1866 außerordentlicher, dann dort von 1873 an bis zu seinem Lebensende ordentlicher Professor der Rechtswissenschaften und Rechtsgeschichte. Im Studienjahr 1887/88 war er Rektor der Universität Göttingen.
Erlangen49.5928616,11.0056Mittelfränkische Universitätsstadt, etwa 20 Kilometer nördlich von Nürnberg gelegen, seit 1810 Stadt und Universität des Königreichs Bayern.
SUB Göttingen
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SUB Göttingen
1000
Kreis
, Marion: Karl Hegel. Geschichtswissenschaftliche Bedeutung und wissenschaftsgeschichtlicher Standort (= Schriftenreihe der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Bd. 84), Göttingen, Bristol, CT, USA 2012.
Kreis
, Geschichtswissenschaftliche Bedeutung
2012
Neuhaus
, Helmut (Hg.): Karl Hegels Gedenkbuch. Lebenschronik eines Gelehrten des 19. Jahrhunderts, Köln, Weimar, Wien 2013.
Neuhaus
, Karl Hegels Gedenkbuch
2013
Hegel, Maria (Mariechen, Mimi)Marie HegelTochter Karl Hegels-18551929 Hegel, Maria (Mariechen, Mimi) (1855–1929), dritte Tochter Karl (1813–1901) und Susanna Maria Hegels, geb. Tucher (1826–1878), die ab 1878 dem verwitweten Vater den Haushalt in Erlangen führte.
Herberger, TheodorTheodor Herberger11672820518111870Herberger, Theodor (1811–1870), Archivar in Augsburg.
Rohmer, Ferdinand Christian-Rohmer, Ferdinand Christian, war zunächst Landgerichts-Assessor in Erlangen, seit 1862 dann Bezirksgerichts-Assessor in Augsburg, wo er in den 1860er Jahren mit dem Hegelschen Städtechroniken-Mitarbeiter und Rechtshistoriker Ferdinand Frensdorff (1833–1931) verkehrte.
Lexer, MatthiasMatthias Lexer11905732818301892Lexer, Matthias (1830–1892), in Kärnten geborener Privat- und Gymnasiallehrer, Sprachwissenschaftler und Lexikograph, der 1861 wissenschaftlicher Mitarbeiter Karl Hegels am Editionsunternehmen „Die Chroniken der deutschen Städte“ der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften wurde und ihm auch nach seinem Ausscheiden verbunden blieb. 1863 wurde er außerordentlicher, 1866 ordentlicher Professor für Deutsche Philologie an der Universität Freiburg im Breisgau und war von 1868 bis 1890 Ordinarius an der Universität Würzburg. Im Jahre 1891 folgte er einem Ruf an die Universität München, verstarb aber ein Jahr später.
Augsburg48.3668041,10.8986971Auf römische Zeit zurückgehende alte Reichsstadt des Heiligen Römischen Reiches und Bischofsstadt am Lech, etwa 65 Kilometer nordwestlich von München gelegen und seit 1806 zum Königreich Bayern gehörig.
München48.1371079,11.5753822Haupt- und Residenzstadt des Königreichs Bayern an der Isar in Oberbayern.
Doctor, DoktorDoktor als höchster akademischer Grad und Bezeichnung für jemanden, der einen Doktor-Titel trägt.
Prüfungscommissär, Prüfungs-CommissärVertreter einer staatlichen Behörde, der eine Prüfung überwacht.
CommissoriumBehördlicher Auftrag, hier als Vertreters einer staatlichen Behörde, der eine Prüfung überwacht.
Nervenfieber, auch: Nerfenfiebersiehe: Typhus
DienstpersonalIn großbürgerlichen Haushalten des 19. Jahrhunderts angestelltes Personal, das sich in zuarbeitender Funktion um die Belange des Hauses, des Haushalts und der Familie kümmerte; zu diesem zählten insbesondere Hausdame, Hausdiener, Gouverante, Hauslehrer, Kindermädchen, Stubenmädchen, Küchenpersonal, Kutscher und ggf. auch Knechte und Mägde, die oftmals auch verallgemeinernd als „Dienstboten“ bezeichnet wurden.
WochenbettZumeist sechs- bis achtwöchiger Zeitraum nach der Geburt, in der sich der Organismus der Mutter von den gröbsten schwangerschafts- und geburtsbedingten Veränderungen (Wochenfluss etc.) regeneriert und sich auf die Versorgung des Neugeborenen (Milchfluss etc.) einstellt.
FamilienvaterMännliche Person in klassischer Familie mit Ehefrau und Kind bzw. Kindern, die sich - insbesondere in Notlagen - über seine Rolle als Familienoberhaupt hinaus, das, durchaus auch in hierarchischer Konnotation in Bezug auf das 19. Jahrhundert, die Familie vornehmlich nach außen hin vertrat, hauptsächlich in der Rolle des Ernährers fungierte und sich auch fürsorglich um die Familie im Inneren kümmerte.
ArchivalienBestände eines Archivs, Archivgut.
Urkunde, Urkunden, urkundliche DenkmälerAus dem Althochdeutschen von „urchundi“ für „Zeugnis“ stammender Begriff für ein historisches Dokument in Form eines geschriebenen, nicht literarischen Textes, der im engeren Sinne eine rechtskräftige Niederschrift einer schriftlichen, in bestimmter, wenn auch wechselnder Form abgefassten Erklärung über rechtliche Vorgänge darstellt, welche in der abendländischen Geschichte seit der römischen Antike belegt ist.
RathsdecreteRatsdekrete als Beschlüsse, Verfügungen, Verordnungen eines Stadtrats, in Augsburg als solche bezeichnet, speziell in Nürnberg auch als „Ratsverlässe“.
Quittung, Quittungen„Quittung“ bzw. „Quittungen“ hier als finanzverwaltungsspezifische Abrechnungsgrundlage zu verstehen, bezogen auf das umfangreiche Editionsunternehmen der „Chroniken der deutschen Städte vom 14. bis ins 16. Jahrhundert“, das Karl Hegel (1813-1901) für die Münchener Historische Kommission leitete, und welche für die Ausbezahlung der Remuneration an den jeweiligen Mitarbeiter erforderlich war. Dieser musste im Vorfeld eine solche Quittung als Beleg ausstellen und an den Abteilungsleiter übermitteln. Die Abrechnung erfolgte hierbei zumeist monatsweise, weswegen gelegentlich auch der Begriff „Monatsquittung“ geläufig war, für Zwischenabrechnungen oder vorläufige „Quittungen“ der Begriff „Interimsrechnung“.
AssessorDienstbezeichnung von Universitätsabsolventen, die nach dem Studium das Erste und nach dem Referendariat das Zweite Staatsexamen abgelegt haben.
Deutsche Literatur, auch ältere Schreibung: deutsche LitteraturTeilgebiet der im 19. Jahrhundert sich erst als Universitätsdisziplin etablierenden Germanistik.