Unsere beiden letzten Briefe haben sich gekreuzt, doch habe ich mir die Antwort auf meine Frage im Ganzen aus Ihrem Briefe entnehmen können.
Ich habe nämlich daraus ersehen, daß Sie einstweilen noch Stoff genug haben, um Sie zu beschäftigen. Sehr erfreulich sind auch Ihre Funde in der Stadtbibliothek; die 16 Blätter, welche sich auf die Ausrüstung der Augsburger 1362-65 beziehen, werden Sie jedenfalls abschreiben. Wegen der Überarbeitung der Chronik aus Kaiser Sigmunds Zeit werde ich mit Kern sprechen. Der richtige Name des Augsburger
Chronisten ist, wie Herberger auf Lexers Anfrage mitgeheilt hat, nicht Wahrens, sondern Wahraus.
Herberger können Sie sagen, daß ich ihm wiederholt angeboten habe u[nd] mich auch jetzt noch dazu erbiete von seinen Vorarbeiten für meine Chronikenedition Gebrauch zu machen, so weit u[nd] insofern sie dazu angethan sind, daß ich sie anständig honoriren werde u[nd] ihm |die Ehre der Autorschaft in aller Weise unverkürzt lassen werde. Zieht er es dennoch vor seine Sachen selbständig zu ediren, so wird er wenigstens nicht sagen können, daß ich sie zurückgewiesen habe; denn er hat mich niemals etwas von seinen Arbeiten sehen lassen, Übrigens besorge ich, daß wenn er uns seine Vorarbeiten wirklich überlassen will, wir noch viel Mühe u[nd] Arbeit damit haben werden, denn sie werden in wissenschaftlicher Beziehung schwerlich genügen, u[nd] es mag in diesem Betracht besser sein, wenn er sich selber mit seiner Unkenntniß vor dem Publicum bloßstellt, was für uns die beste Rechtfertigung, ihn nicht zugegen zu haben, sein würde.
Wann ich selbst nach Augsburg kommen kann, weiß ich nicht. Meine Kinder sind immer noch recht krank u[nd] ich selbst bedarf dringend einer Erholung. Ich möchte deshalb schon jetzt über den künftigen Fortgang der Hist[orischen] Bearbeitung der Augsb[urger] Chroniken mit Ihnen mich verständigen. Wie lange Sie Ihre Arbeiten in Augsburg fortsetzen wollen, haben Sie mir noch nicht ausdrücklich gesagt; ich habe angenommen bis Ende September, so daß ich Sie auf meiner Reise zur Commissionssitzung in München
|noch dort treffen werde, Sie werden Selbst am besten übersehen, wie weit Sie mit Ihren Vorarbeiten bis dahin kommen können; vielleicht kommen Sie mit diesen wenigstens für die erste Zeit des Anonymus zum Abschluß u[nd] können im Winter in Göttingen an die Ausarbeitung gehen. Schwerlich werden Sie noch ein anderes Semester in Augsburg zubringen u[nd] in Göttingen verlieren wollen. Ich muß aber den ununterbrochenen Fortgang der Arbeiten in Augsburg wünschen u[nd] bin deshalb geneigt noch einen andern historischen Mitarbeiter hinzuzuziehen, am liebsten natürlich einen solchen mit dem Sie so weit thunlich zusammen arbeiten können. Ich denke an Dr. Cohn. Er wird so viel ich weiß im Herbst frei u[nd] könnte dann Ihre Stelle in Augsburg ersetzen u[nd] Ihre Arbeiten, da wo Sie sie abbrechen mußten fortsetzen. Ihm selbst hatte ich darüber noch nicht geschrieben, weil ich erst Ihre Meinung u[nd] Ihre Absichten vernehmen wollte. Ich bitte Sie mich sogleich in Kenntniß zu setzen, weil die Schritte, die ich möglicher Weise thun muß, keinen Aufschub erleiden u[nd] weil ich Anfang nächster Woche abreisen zu können hoffe; ich möchte daher Ihre Antwort bis Sonntag haben! –
Die Karten, die Sie vom Wörl’schen Atlas noch brauchen, können Sie durch den Buchhändler beziehen u[nd] mir in Rechnung stellen; sie sind nicht theuer. Leben Sie wohl.
Hochachtungsvollst
der Ihrige
Carl Hegel
Hegel, KarlKarl Hegel
HiKo
11657075X
Frensdorff, FerdinandFerdinand Frensdorffhttps://www.deutsche-biographie.de/sfz17060.html#ndbconte11677010418331931Frensdorff, Ferdinand (1833–1931), in Hannover geborener Jurist und Historiker, der von 1853 bis 1857 an den Universitäten Heidelberg, Berlin, Leipzig und Göttingen Rechtswissenschaften studierte und 1857 in Göttingen promoviert wurde. Er war Mitarbeiter Karl Hegels bei dem Editionsunternehmen „Die Chroniken der deutschen Städte“ der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften. Im Jahre 1863 habilitierte er sich an der Universität Göttingen und wurde 1866 außerordentlicher, dann dort von 1873 an bis zu seinem Lebensende ordentlicher Professor der Rechtswissenschaften und Rechtsgeschichte. Im Studienjahr 1887/88 war er Rektor der Universität Göttingen.
Erlangen49.5928616,11.0056Mittelfränkische Universitätsstadt, etwa 20 Kilometer nördlich von Nürnberg gelegen, seit 1810 Stadt und Universität des Königreichs Bayern.
SUB Göttingen
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SUB Göttingen
1000
Kreis
, Marion: Karl Hegel. Geschichtswissenschaftliche Bedeutung und wissenschaftsgeschichtlicher Standort (= Schriftenreihe der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Bd. 84), Göttingen, Bristol, CT, USA 2012.
Kreis
, Geschichtswissenschaftliche Bedeutung
2012
Neuhaus
, Helmut (Hg.): Karl Hegels Gedenkbuch. Lebenschronik eines Gelehrten des 19. Jahrhunderts, Köln, Weimar, Wien 2013.
Neuhaus
, Karl Hegels Gedenkbuch
2013
Neuhaus
, Helmut: 150 Jahre Historische Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften. Eine Chronik, München 2008.
Neuhaus
, 150 Jahre Historische Kommission
2008
Sigmund (Sigismund), König und Kaiser des Heiligen Römischen Reiches11861418513681437Sigmund (Sigismund) von Luxemburg (1368–1437), tschechisch Zikmund Lucemburský, kroatisch Žigmund Luksemburški, ungarisch Zsigmond, war römisch-deutscher König (1410/11) und Kaiser (1433), Markgraf von Brandenburg (1378), ungarischer König (1387), wurde am 15. Februar 1368 in Nürnberg geboren und starb am 9. Dezember 1437. Eine nach ihm benannte Chronik, die „Chronik aus Kaiser Sigmunds Zeit“, wurde von Karl Hegel unter Mitarbeit des Historikers Theodor Kern (1836–1873) im Auftrag der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften in München innerhalb des großangelegten Editionsunternehmens der „Chroniken der deutschen Städte vom 14. bis ins 16. Jahrhundert“ herausgegeben und erschien zusammen mit Nürnberger Chroniken im 1. Band der Reihe.
Kern, TheodorTheodor Kern11614072018361873Kern, Theodor (1836–1873) wurde am 5. Mai 1836 in Bruneck in Tirol im Kaisertum Österreich geboren und starb am 18. November 1873 in Veytaux am Genfer See. Theodor Kern stammte aus einer österreichisch-badischen Handwerker- und Beamtenfamilie. Er besuchte das Gymnasium in Innsbruck und studierte seit 1853 zunächst Jura, später Geschichte und Philologie in Innsbruck, Göttingen, Heidelberg und München. Julius Ficker in Innsbruck, Georg Waitz in Göttingen, Ludwig Häusser in Heidelberg sowie Heinrich Sybel in München waren seine akademischen Lehrer. Das Staatsexamen für das Höhere Lehramt hatte er 1857 „mit glänzendem Erfolg“ absolviert. Promoviert worden war er als Schüler Ludwig Häussers im darauffolgenden Jahr 1858 in Heidelberg. 1863 habilitierte er sich über die „Chronik der Stadt Nürnberg vom 14. bis in’s 16. Jahrhundert“ und wurde im selben Jahr Privatdozent. Er war seit 1859 erster wissenschaftlicher Mitarbeiter Karl Hegels beim Editionsunternehmen „Die Chroniken der deutschen Städte“, für das er viele Forschungsreisen unternahm. Mit seiner sehr ordentlichen Arbeitsweise war Karl Hegel als Editionsleiter sehr zufrieden. Ab 1866 war Theodor Kern außerordentlicher, 1871 ordentlicher Professor der Geschichte an der Universität Freiburg im Breisgau, wo er einen historischen Verein gründete und die „Zeitschrift für Geschichte des Breisgaus“ herausgab. Auch noch in dieser Zeit blieb er dem Editionsprojekt der „Chroniken der deutschen Städte“ als Mitarbeiter auf Honorarbasis verbunden. 1873 starb der sehr begabte junge Historiker an den Folgen einer schweren Erkrankung.
Herberger, TheodorTheodor Herberger11672820518111870Herberger, Theodor (1811–1870), Archivar in Augsburg.
Lexer, MatthiasMatthias Lexer11905732818301892Lexer, Matthias (1830–1892), in Kärnten geborener Privat- und Gymnasiallehrer, Sprachwissenschaftler und Lexikograph, der 1861 wissenschaftlicher Mitarbeiter Karl Hegels am Editionsunternehmen „Die Chroniken der deutschen Städte“ der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften wurde und ihm auch nach seinem Ausscheiden verbunden blieb. 1863 wurde er außerordentlicher, 1866 ordentlicher Professor für Deutsche Philologie an der Universität Freiburg im Breisgau und war von 1868 bis 1890 Ordinarius an der Universität Würzburg. Im Jahre 1891 folgte er einem Ruf an die Universität München, verstarb aber ein Jahr später.
Wahraus, Erhard104358106um 1375/801454 oder 1455Wahraus, Erhard (um 1375/80–1454/55), Kaufmann und Chronist, wohl ursprünglich aus Eichstätt stammend, seit 1409 als Bürger Augsburgs erwähnt, war einer der ältesten Chronisten Augsburgs. Seine Chronik umfasst die Jahre 1126–1445; sie ist gedruckt in Karl Hegels (1813–1901) „Chroniken der deutschen Städte vom 14. bis ins 16. Jahrhundert“ herausgegeben im Auftrag der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften in München, und wurde historisch in weiten Teilen von Ferdinand Frensdorff (1833–1931) bearbeitet.
Cohn, Ludwig AdolfLudwig Adolf Cohn
https://www.deutsche-biographie.de/sfz8568.html#adbcontent
11662970318341871Cohn, Ludwig Adolf (1834–1871), war Historiker und wirkte an der Universität Göttingen als Privatdozent der Geschichte; er verstarb jung an seinem chronischen Leiden.
Woerl (Wörl), Joseph EdmundJoseph Edmund Woerl12368340818031865Woerl (Wörl), Joseph Edmund (1803–1865), deutscher Kartograph, Geograph und Gymnasiallehrer.
München48.1371079,11.5753822Haupt- und Residenzstadt des Königreichs Bayern an der Isar in Oberbayern.
Göttingen51.5328328,9.9351811Circa 100 Kilometer südlich von Hannover und südwestlich des Harzes gelegene Stadt mit einer 1737 eröffneten Universität.
Doctor, DoktorDoktor als höchster akademischer Grad und Bezeichnung für jemanden, der einen Doktor-Titel trägt.
AugsburgerZu Augsburg gehörend, Augsburg betreffend, auf Augsburg bezogen; in Augsburg lebender Mensch bzw. lebende Menschen.
Chronik aus Kaiser Sigmunds Zeit
Chronik zur Geschichte der Stadt Nürnberg in dem Berichtszeitraum 1126 bis 1434 mit einer Fortsetzung bis ins Jahr 1441, die ab ungefähr 1420 ausführliche Nachrichten zur Reichs- und Stadtgeschichte aufweist. Die Chronik wurde von Karl Hegel (1813-1901) und seinen Mitarbeitern, insbesondere von Seiten des Historikers Theodor Kern (1836-1873), im Auftrag der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften in München herausgegeben innerhalb des großangelegten Editionsunternehmens der „Chroniken der deutschen Städte vom 14. bis ins 16. Jahrhundert“ und erschien hier im ersten Band (1862 in Leipzig veröffentlicht) mit Nürnberger Chroniken, zugleich Band 1 der Gesamtreihe, S. 344-472 inklusive von Zusätzen und Beilagen.
Chronik(en), Chroniken der deutschen Städte (Städtechroniken), chronikalische DenkmälerEdition „Die Chroniken der deutschen Städte vom 14. bis ins 16. Jahrhundert“, von 1862 bis 1899 hrsg. von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften durch Karl Hegel (1813-1901); auch allgemein: auf die Antike zurückgehende geschichtliche Darstellung, in der die Ereignisse in zeitlich genauer Reihenfolge, dabei aber, im Gegensatz zu den formal strengeren Annalen, in größeren Zeitabschnitten aufgezeichnet werden, auch im Sinne von: Lebensläufen.
Stadtchroniken, Städtechroniken, auch: ChronikenIm Rahmen von Stadtgeschichtsschreibung und -forschung geschriebene, teilweise auch edierte Chroniken von Städten. Karl Hegel (1813-1901) gab im Rahmen seiner Leitung des umfangreichen wissenschaftlichen Editionsunternehmens für die Münchener Historische Kommission „Chroniken der deutschen Städte vom 14. bis ins 16. Jahrhundert“ – angefangen mit seiner Geburtsstadt Nürnberg – solche Städtechroniken heraus.
ChronistVerfasser von Chroniken als eine auf die Antike zurückgehende Form der Geschichtsschreibung, in der die Ereignisse in zeitlicher Ordnung, im Gegensatz zu den formal strengeren Annalen aber in größeren Zeitabschnitten erzählt werden.
ChronikeneditionEdition „Die Chroniken der deutschen Städte vom 14. bis ins 16. Jahrhundert“, von 1862 bis 1899 hrsg. von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften durch Karl Hegel (1813-1901).
Historische Bearbeitung, historische BehandlungInnerhalb einer historisch-kritischen Edition stattfindende Bearbeitung, die sich auf die gesellschaftswissenschaftlichen Arbeitsschritte konzentriert.
CommissionssitzungJährlich stattfindende ordentliche Plenarversammlung der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, früher in mehrere Sitzungen aufgeteilt.
AnonymusSynonym für einen unbekannten Verfasser.
Historischer MitarbeiterAls Mitarbeiter angestellt oder auf Honorarbasis mitwirkender Historiker bzw. Geschichtswissenschaftler, hier konkret bezogen auf die historische Mitarbeit bei einem geschichtswissenschaftlichen Editionsprojekt im Gegensatz zu einem philologischen Mitarbeiter; auf diese Differenzierung seiner Mitarbeiterschaft vornehmlich hinsichtlich der Aufgabenverteilung legte Karl Hegel (1813-1901) bei seinem Editionsunternehmen der „Chroniken der deutschen Städte vom 14. bis ins 16. Jahrhundert“ im Auftrag der historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften in München größten Wert.