Seit unserem Abschied in Berchtesgaden haben wir nichts mehr von einander gehört. Sie wußten wohl eigentlich nicht, wo Sie mich aufsuchen sollten. Ich habe aber seit dem 12. d[ieses] [Monats] meinen Aufenthalt hier in Nürnberg, wo sich auch meine Familie befindet, genommen. Am 2. Oct[ober], kommenden Freitag, will ich mit dem Frühzug nach München u[nd] werde Vormittags durch Augsburg kommen: es würde mich freuen Sie dort auf dem Bahnhof zu begrüßen. Vorher aber muß ich noch Abrechnung mit Ihnen machen, um meine Jahresrechnung, die ich der Commission vorzulegen habe, noch hier abschließen zu können. Wollen Sie mir daher gefälligst umgehend Ihre monatliche Quittung zum September und abgesondert von dieser eine Liquidation für Reisekosten etc.: Fahrgeld nach München u[nd] zurück und für so viel Tage, als Sie dort gearbeitet haben, Diäten à 3 ½ fl. (2 Th.) zusenden, so daß ich Ihre Sendung bis übermorgen1 oder spätestens Donnerstag2 früh erhalte. Derselben ersuche ich Sie ferner |eine ganz kurze und sumarische Relation über Ihre bisherigen Arbeiten beizulegen, welche ich für meinen Jahresbericht brauche, Sie soll nur zu meiner eigenen Orientirung dienen, damit ich nichts Wesentliches übergehe, wenn ich von demjenigen zu reden haben werde, was für die Bearbeitung der Augsburgischen Chroniken3 geschehen, so wie von denjenigen, was in Hinsicht auf dies im nächsten Jahr zu erwarten steht. –
Band 2 der Nürnb[erger] Chroniken4 ist im Druck noch nicht vollendet – wir stehen beim 28. Bogen – u[nd] ich habe eben erst noch hier eine Abhandlung geschrieben, welche für eine der letzten Beilagen zum Schürstab bestimmt ist. Doch hoffe ich daß der Band Ende October erscheinen kann. Gestern morgen hat uns Dr. Lexer verlassen, nachdem er seine hiesigen Arbeiten, namentlich auch das Glossar zum 2. Bande abgeschlossen hat. –
Frensdorff, FerdinandFerdinand Frensdorffhttps://www.deutsche-biographie.de/sfz17060.html#ndbconte11677010418331931Frensdorff, Ferdinand (1833–1931), in Hannover geborener Jurist und Historiker, der von 1853 bis 1857 an den Universitäten Heidelberg, Berlin, Leipzig und Göttingen Rechtswissenschaften studierte und 1857 in Göttingen promoviert wurde. Er war Mitarbeiter Karl Hegels bei dem Editionsunternehmen „Die Chroniken der deutschen Städte“ der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften. Im Jahre 1863 habilitierte er sich an der Universität Göttingen und wurde 1866 außerordentlicher, dann dort von 1873 an bis zu seinem Lebensende ordentlicher Professor der Rechtswissenschaften und Rechtsgeschichte. Im Studienjahr 1887/88 war er Rektor der Universität Göttingen.
Nürnberg49.453872,11.077298In Franken an der Pegnitz gelegene ehemalige Reichsstadt, seit 1806 Stadt des Königreichs Bayern.
SUB Göttingen
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SUB Göttingen1000
Kreis
, Marion: Karl Hegel. Geschichtswissenschaftliche Bedeutung und wissenschaftsgeschichtlicher Standort (= Schriftenreihe der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Bd. 84), Göttingen, Bristol, CT, USA 2012.
Kreis
, Geschichtswissenschaftliche Bedeutung
2012
Schürstab, ErhardErhard Schürstab101047576erwähnt 14391461Schürstab, Erhard (erwähnt 1439, † 1461), Kaufmann, Finanzier, Bürgermeister in Nürnberg, Pfleger des Heilig-Geist-Spitals in Nürnberg.
Lexer, MatthiasMatthias Lexer11905732818301892Lexer, Matthias (1830–1892), in Kärnten geborener Privat- und Gymnasiallehrer, Sprachwissenschaftler und Lexikograph, der 1861 wissenschaftlicher Mitarbeiter Karl Hegels am Editionsunternehmen „Die Chroniken der deutschen Städte“ der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften wurde und ihm auch nach seinem Ausscheiden verbunden blieb. 1863 wurde er außerordentlicher, 1866 ordentlicher Professor für Deutsche Philologie an der Universität Freiburg im Breisgau und war von 1868 bis 1890 Ordinarius an der Universität Würzburg. Im Jahre 1891 folgte er einem Ruf an die Universität München, verstarb aber ein Jahr später.
Tucher, Johann Sigmund KarlJohann Sigmund Karl TucherOnkel Karl Hegels101896764817941871Tucher, Johann Sigmund Karl (1794–1871), Ehemann Maria Magdalena Tuchers, geb. Grundherr (1802–1876) und Vater Susanna Maria Tuchers (1826–1878); zumeist „Sigmund“ genannt; Geschlechtsältester; erster Chef der seit 1855 bestehenden Freiherrlich von Tucher’schen Brauerei in Nürnberg.
Berchtesgaden47.63108,13.0021634Markt im oberbayrischen Berchtesgadener Land mit Schloß der Könige von Bayern, nahe dem Königssee, circa 150 Kilometer südöstlich von München und etwa 25 Kilometer südlich von Salzburg gelegen.
München48.1371079,11.5753822Haupt- und Residenzstadt des Königreichs Bayern an der Isar in Oberbayern.
Augsburg48.3668041,10.8986971Auf römische Zeit zurückgehende alte Reichsstadt des Heiligen Römischen Reiches und Bischofsstadt am Lech, etwa 65 Kilometer nordwestlich von München gelegen und seit 1806 zum Königreich Bayern gehörig.
Doctor, DoktorDoktor als höchster akademischer Grad und Bezeichnung für jemanden, der einen Doktor-Titel trägt.
Augsburger Bahnhof (auch: Bahnhof zu Augsburg)In Augsburg existierten zu Karl Hegels (1813-1901) Lebenszeit mehrere Bahnhöfe. Es gab den „Bahnhof Augsburg Hochzoll“, den „Bahnhof Augsburg-Oberhausen“ sowie den „Hauptbahnhof“, welcher 1839/40 als Kopfbahnhof vor dem „Roten Tor“ errichtet und 1840 eröffnet wurde und der privaten Eisenbahnlinie München–Augsburg diente. Die Augburger Bahnhöfe wurden mit Pferdebahnen miteinander verbunden. Nach Streckenerweiterungen wurde der Hauptbahnhof auf den Rosenauberg westlich der Altstadt als Durchgangsbahnhof verlegt und nach seiner Fertigstellung 1846 in Betrieb genommen. Es erfolgten weitere An- und Umbaumaßnahmen. In der Hegelschen Korrespondenz wird immer wieder der „Augsburger Bahnhof“ (Hauptbahnhof) erwähnt, wo Karl Hegel unter anderem auch auf seinem Weg zur Historischen Kommission nach München Halt machte, um sich hier mit seinem Mitarbeiter bei der Edition der „Chroniken der deutschen Städte vom 14. bis ins 16. Jahrhundert“, dem Rechtshistoriker Ferdinand Frensdorff (1833-1931), der dort vor Ort an den Augsburger Chroniken arbeitete, zur Besprechung zu treffen.
JahresrechnungJahresrechnung von Seiten des jeweiligen Leiters von Editions-Unternehmen im Auftrag der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften in München an diese Institution selbst.
Quittung, Quittungen„Quittung“ bzw. „Quittungen“ hier als finanzverwaltungsspezifische Abrechnungsgrundlage zu verstehen, bezogen auf das umfangreiche Editionsunternehmen der „Chroniken der deutschen Städte vom 14. bis ins 16. Jahrhundert“, das Karl Hegel (1813-1901) für die Münchener Historische Kommission leitete, und welche für die Ausbezahlung der Remuneration an den jeweiligen Mitarbeiter erforderlich war. Dieser musste im Vorfeld eine solche Quittung als Beleg ausstellen und an den Abteilungsleiter übermitteln. Die Abrechnung erfolgte hierbei zumeist monatsweise, weswegen gelegentlich auch der Begriff „Monatsquittung“ geläufig war, für Zwischenabrechnungen oder vorläufige „Quittungen“ der Begriff „Interimsrechnung“.
LiquidationHier für Abrechnungsmodalitäten von Seiten der Mitarbeiter gegenüber Karl Hegels als Editionsleiter im Auftrag der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften in München gebrauchter Begriff für Vorgänge im Rahmen der Finanzverwaltung wie z. B. die Abrechung von Reisekosten für Forschungsaufenthalte in Archiven etc.
ReisekostenHier gebräuchlich für Kosten, die während einer Dienstreise entstehen, wozu auch das Fahrgeld, Tagegeld und weitere anfallenden Kosten zählen.
Jahresbericht (HiKo)Jahresbericht von Seiten des jeweiligen Leiters von Editions-Unternehmen im Auftrag der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften in München für diese Institution selbst.
Chronik(en), Chroniken der deutschen Städte (Städtechroniken), chronikalische DenkmälerEdition „Die Chroniken der deutschen Städte vom 14. bis ins 16. Jahrhundert“, von 1862 bis 1899 hrsg. von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften durch Karl Hegel (1813-1901); auch allgemein: auf die Antike zurückgehende geschichtliche Darstellung, in der die Ereignisse in zeitlich genauer Reihenfolge, dabei aber, im Gegensatz zu den formal strengeren Annalen, in größeren Zeitabschnitten aufgezeichnet werden, auch im Sinne von: Lebensläufen.
Stadtchroniken, Städtechroniken, auch: ChronikenIm Rahmen von Stadtgeschichtsschreibung und -forschung geschriebene, teilweise auch edierte Chroniken von Städten. Karl Hegel (1813-1901) gab im Rahmen seiner Leitung des umfangreichen wissenschaftlichen Editionsunternehmens für die Münchener Historische Kommission „Chroniken der deutschen Städte vom 14. bis ins 16. Jahrhundert“ – angefangen mit seiner Geburtsstadt Nürnberg – solche Städtechroniken heraus.
Schürstab'sche Chronik, KriegsberichtNürnberger Chronik von Erhard Schürstab („Erhard Schürstabs Beschreibung des ersten markgräflichen Krieges gegen Nürnberg. Mit Beilagen über Heer- und Kriegswesen“), zunächst von Joseph Bader (1812-1884) im Jahr 1860, anschließend von Karl Hegel (1813-1901) noch einmal – nebst ausführlicher Edition der entsprechenden Beilagen – im Rahmen seines Editions-Unternehmens der „Chroniken der deutschen Städte vom 14. bis ins 16. Jahrhundert“ im Auftrag der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften in München 1864 herausgegeben.
GlossarErklärendes Wörterverzeichnis zu einer Textedition.
Gärten bei WöhrdDas Gartengelände bei Wöhrd, das 1825 in die ehemalige Reichsstadt Nürnberg eingemeindet wurde, lag nördlich der Pegnitz und östlich der Nürnberger Stadtmauer. Dort bewohnte die Familie Tucher ein Haus.
Mehrere Registerverweise
Zitierempfehlung
Die wissenschaftliche Korrespondenz des Historikers Karl Hegel (1813-1901), bearbeitet von Helmut Neuhaus und Marion Kreis