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Karl Hegel an Matthias Lexer, Erlangen, 18. November 1863

Sehr geehrter College!1

Von Herzen freue ich mich mit Ihnen, daß Alles sich in Freiburg so ganz nach Ihren Wünschen, ja über Erwarten freundlich gestaltet, und wünsche ich ebenso, daß diese günstigen Verhältnisse so fortdauern und weiter entwickeln mögen. Fast aber fürchte ich, Sie möchten sich für den Anfang zu viel aufgeladen haben, wenn Sie nun auch noch die zweite Vorlesung über die Grammatik halten wollen, und warne ich Sie Ihren Kräften nicht zu viel zuzumuthen, besonders wenn Sie auch die Bearbeitung der Mülich’schen Chronik unter diesen Umständen nicht aufgeben sollten.2 Jedenfalls hat es mit der letzteren, wie Sie wissen, noch gute Zeit und ich stelle Ihnen anheim, ob Sie nicht lieber den Stuttgarter Codex3 vorläufig wieder zurückschicken wollen; doch will ich Ihnen demungeachtet schon jetzt noch die Nummern der Augsburger Handschriften mittheilen, welche Sie am besten, sobald Sie solche brauchen, direct von dort beziehen werden. Ich lege Ihre mir gestern von Frensdorff zugeschickten Blätter zu dem Ende bei.

Sie fragen nach dem Schmeller’schen Nachlaß. Das ist eine lange unerfreuliche Geschichte. Er bleibt unter Hoffmanns Händen, da er sein Geld schon zur Hälfte bekommen hat und man ihm auch die Arbeit nicht wieder – wenigstens nicht ohne großen Scandal – nehmen konnte. Da aber der von ihm angelegte Druckbogen, den er nicht einmal durchgesehen und corrigirt hatte! so gut wie Alles Correctheit, Genauigkeit, Übersichtlichkeit, Verständlichkeit, Zweckmäßigkeit bei der Abwechselung der Schrift undsofort – zu wünschen übrig ließ, so wurde ihm aufgegeben, Alles dies erst noch hinzuzuthun. So ist man also noch nicht viel weiter als beim Anfang und das Geld ist zur Hälfte fort.

Es war nicht meine Meinung, Ihnen Ihr Freiexemplar der Chroniken Band 24 wieder nehmen zu wollen als ich es Ihnen zuschickte, sondern nur wenn Sie noch ein solches von Hirzel bekommen hätten, würde ich Sie darum gebeten haben, so sind diese wohl aus Versehen an Kern geschickt worden, da er sie außer denen, die er durch mich erhielt, noch einmal von Leipzig bekommen hat. Ich werde ihm schreiben, daß er sie Ihnen zusenden soll. Herrn Dr. Weech5 bitte ich für sein freundliches Schreiben6 von M[…]7.

Herzlichst ergebenst
der Ihrige
Carl Hegel.