XML PDF

Karl Hegel an Matthias Lexer, Erlangen, 16. Februar 1864

Hochgeehrter Herr Professor!1

Sehr überrascht haben Sie mich durch Ihre Zusendung. Ich hätte nicht gedacht, daß es Ihnen neben zwei neuen Vorlesungen doch noch möglich sein würde an die Augsburger Chroniken zu denken und so viel Arbeit zugleich zu Stande zu bringen. Möchten Sie nur Ihren Kräften nicht allzu viel zumuthen! Recht erfreulich ist auch der gute Fortgang, den Ihre Vorlesungen genommen; eine so zahlreiche Betheiligung an der deutschen Grammatik wäre hier in Erlangen ganz unerhört, also schließe ich, daß das Freiburger Studentenpublicum dort gar nicht so übel sein muß, als es außerhalb verschrien ist.

Mit der äußeren Einrichtung Ihrer Textesbearbeitung bin ich ganz einverstanden; nur bei den Zusätzen würde ich besser finden, wenn Sie die Nachweisung der handschriftlichen Stellen immer zu Anfang der ersten Zeile in Klammer setzen wollten (oder auch am Ende der letzten, wenn Sie es lieber sähen). In Ansehung des Textes selbst werden Sie zur Vermeidung von Irrthrümern und Auslassungen es an der genauen und wiederholten Durchsicht Ihrer Handschrift sicher nicht fehlen lassen.

Das Manuscript wird, wenn das vorliegende nach Ihrer Schätzung ein Drittel des Ganzen ausmacht, einen ansehnlichen Umfang gewinnen. Das Honorar betreffend, welches Sie zu erwarten haben, gibt nach Beschluß der historischen Commission der Satz, daß der Druckbogen dem Bearbeiter mit 10 florin honoriert wird; das ist allerdings wenig, besonders wenn man die historische Bearbeitung auch noch darin begreifen wollte; jedenfalls werde ich diese letztere Auslegung nicht zur Anwendung bringen, aber mehr als das angegebene Honorar kann ich ohne besondere neue Ermächtigung Ihnen nicht bieten. Zu einem Vorschuß jedoch für das Gelieferte auf Abschlag bei künftiger Berechnung wäre ich, wenn Sie ihn wünschen sollten, gern bereit.

Der Druck des 3. Bandes hat noch nicht begonnen, auch der des Registers vom 2. noch nicht, obwohl dieses schon seit einigen Wochen in Hirzels Händen ist. Nach meiner Schätzung wird es doch nicht viel über 3 ½ Druckbogen auszugeben. Da Hirzel wünscht, daß der 3. Band2 einen geringeren Umfang als die beiden ersten , so wir wohl nur der Meisterlin mit allem anderen hängt darin Raum finden.

Es ist nicht Herbergers Art auf Briefe zu antworten: mir geht es ebenso mit ihm wie Ihnen: wie wohl ich ihm auf seinen dringenden Wunsch noch einmal den Zink zur Bearbeitung überlassen habe.

Daß Weizsäcker auf meinen Vorschlag an Böttigers Stelle für alte Geschichte hierher berufen ist3, wissen Sie wohl längst: er wird erst zu Ostern4 kommen und hofft bis dahin mit dem 1. Band der Reichstagsacten zum Druck zu kommen.5

Kern ist in seine neuen Wohnung Gärten hinter der Veste gezogen – dieselbe die er schon einmal gemiethet hatte und dann wieder aufgab und schreibt mir, daß er sich sehr wohl darin befinde. Ich bin seit Weihnachten nicht mehr nach Nürnberg gekommen. Sehr freuen würde es mich Sie, wozu Sie Hoffnung machen, dort zu Ostern wieder zu sehen: wie froh werden Sie sein dieses erste schwere Semester dann hinter sich zu haben!

Mit vorzüglicher Hochachtung
der Ihrige
Carl Hegel.