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Karl Hegel an Ferdinand Frensdorff, Erlangen, 16. Februar 1864

Sehr geehrter Herr Doctor!1

Von Lexer habe ich so eben eine Sendung erhalten, welche in folgenden Stücken besteht:

1. Der von ihm bearbeitete Text des Mülich von 1343-1445, wie L[exer] meint, etwa ein Drittel des Ganzen;

2. Zusätze zu Mülich von 1353-1445, gleichfalls von L[exer] geschrieben u[nd] aus den von ihm benutzten Handschriften des Mülich u[nd] Demer in Walther entnommen, worin sie sich dem ursprünglichen Text eingeschaltet finden; nach meiner Vorordnung sind diese besonders zusammengestellt worden; ob sie zur Edition sich eignen werden, kann erst eine eingehende historische Untersuchung lehren.

3. Text des Anonymus II u[nd]

4. Die Concordanz

L[exer] schreibt mir, daß Sie vermuthlich diese Dinge noch bei Ihren Anonymus gebrauchen würden; doch wollte ich Ihnen nicht gleich alles mit einander schicken, ohne zuvor von Ihnen selbst zu hören, was Sie davon halten wollen.

Mit dieser Frage aber hängt die andere nahe zusammen, ob Sie Zeit u[nd] Lust haben, in den nächsten Ferien wieder nach Augsburg zu kommen, um Ihre Arbeiten dort fortzusetzen. Mit dem Anonymus I zwar werden Sie wohl bis dahin in der Hauptsache fertig sein; dann aber wird es sich um den Zink handeln, von dem ich gar noch nicht einmal weiß, ob Herberger ihn nun in Angriff genommen hat, denn geschrieben hat er mir, wie es so seine Weise ist, nicht ein einziges Mal mehr, u[nd] ich selbst werde nicht früher mich nach seiner Thätigkeit erkundigen, als bis die Frist, die ich ihm gestellt habe, abgelaufen ist, nämlich zu Anfang März. Wenn ich sein Stillschweigen als Annahme meiner Bedingungen zu deuten hätte, so würde seine Arbeit bis dahin fertig sein; diese aber würde dann noch einer genauen kritischen Durchsicht u[nd] Controlle mit Zuzieh[ung] des handschriftl[ichen] Materials selbst bedürfen, die nur zum Theil ich selbst ausführen könnte, zum Theil aber Ihnen übertragen möchte. Außerdem war es Ihre Absicht die kritisch-historische Einleitung zu schreiben. –

Mit besten Grüßen an Prof. Waitz
Ihr ergebenster
Carl Hegel

P. S. Lexer läßt Sie grüßen.