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Karl Hegel an Ferdinand Frensdorff, Erlangen, 24. Februar 1864

Sehr geehrter Herr Doctor!1

Ehe ich noch Ihre Antwort auf meinen letzten Brief2 erhalten habe, will ich Ihnen doch mittheilen, daß ich so eben durch Lexer davon benachrichtigt worden bin, daß ich ganz vergebens auf die Bearbeitung des Zink durch Herberger gerechnet habe. Lexer hat mir einen an ihn gerichteten Brief des letzteren zugeschickt – die späte Antwort auf eine sehr alte Anfrage, woraus ich ersehe, daß ich – wahrlich ohne mein Wissen u[nd] Wollen – ihm wieder nur die bittersten an seinem Leben zehrenden Kränkungen zugefügt, ihn „mißhandelt“ habe u[nd] daß er keine Lust dazu habe, als ein mißliebiger Theilnehmer bloß geduldet zu sein; so stehe ihm nun wieder die Aussicht bevor den ganzen Sommer mittelbar zu dienen u[nd] zu helfen?

Worin Herb[erger] die angeblichen Kränkungen in meinem Brief vom vergangenen October3 gefunden hat, würde mir bei einem Anderen unbegreiflich sein; ich habe aber auch von ihm nicht erwartet, daß er mein Schreiben so wie er gethan, aufnehmen würde. Auf das Vergangene bin ich gar nicht zurückgekommen, obwohl er mich dazu provocirt hatte, sondern ich habe ihm die gewünschte Bearbeitung aufgetragen u[nd] einige detaillirte Anweisungen hinzugefügt, wie er am zweckmäßigsten das Manuscript seiner Noten einreichen möge; sodann habe ich daran die doppelte Bedingung geknüpft, daß er mir sein Manuscript bis Anfang März einsenden wolle, wozu er gewiß vollkommen im Stande sein werde, weil er mir ausdrücklich geschrieben, daß „seine Arbeit so gut wie fertig sei“ und daß er sich eine Revision derselben durch die verantwortliche Redaction gefallen lasse. Das sind die demüthigenden Bedingungen, von denen er uns schreibt! Ich sehe daraus, daß mit ihm schlechterdings und beim besten Willen nicht auszukommen ist u[nd] daß ich suchen muß ohne ihn fertig zu werden, wie bisher. Denn auch auf eine wiederholte mündliche Verständigung ist wohl nur wenig Hoffnung zu setzen.

Umso dringender ergeht nun meine Aufforderung an Sie sich gefälligst darüber zu erklären, was Sie noch weiter für die Augsburger Chroniken und namentlich die Bearbeitung des Zink thun können. Eben diese möchte ich Niemand lieber als Ihnen anvertrauen, nachdem Sie sich bereits so weit in das geschichtliche Material, welches dabei in Frage kommt, hineingearbeitet haben. Ein Anderer würde wieder eine lange Vorbereitungszeit brauchen, ehe er nur mit der Arbeit selbst beginnen könnte. Sie sind schon mitten darin und brauchen nur fortzufahren.

Freilich müßten Sie sich dazu entschließen, wiederum ein Paar Monate daran zu setzten. Denn länger verschieben möchte ich doch die Bearbeitung des Zink höchst ungern, da es sehr wünschenswerth ist im nächsten Jahre mit dem ersten Band Augsburger Chroniken hervorzutreten.

Das unangenehme Verhältniß zu Herberger darf Sie nicht abschrecken. Die Archivalien wird er wohl oder übel nicht verweigern können u[nd] vielleicht gelingt es doch wieder ihn einigermaßen zu zähmen. –

Ich bitte um möglichst baldige Antwort.

Hochachtungsvoll
der Ihrige
Carl Hegel.