Ehe ich noch Ihre Antwort auf meinen letzten Brief2 erhalten habe, will ich Ihnen doch mittheilen, daß ich so eben durch Lexer davon benachrichtigt worden bin, daß ich ganz vergebens auf die Bearbeitung des Zink durch Herberger gerechnet habe. Lexer hat mir einen an ihn gerichteten Brief des letzteren zugeschickt – die späte Antwort auf eine sehr alte Anfrage, woraus ich ersehe, daß ich – wahrlich ohne mein Wissen u[nd] Wollen – ihm wieder nur die bittersten an seinem Leben zehrenden Kränkungen zugefügt, ihn „mißhandelt“ habe u[nd] daß er keine Lust dazu habe, als ein mißliebiger Theilnehmer bloß geduldet zu sein; so stehe ihm nun wieder die Aussicht bevor den ganzen Sommer mittelbar zu dienen u[nd] zu helfen?
Worin Herb[erger] die angeblichen Kränkungen in meinem Brief vom vergangenen October3 gefunden hat, würde mir bei | einem Anderen unbegreiflich sein; ich habe aber auch von ihm nicht erwartet, daß er mein Schreiben so wie er gethan, aufnehmen würde. Auf das Vergangene bin ich gar nicht zurückgekommen, obwohl er mich dazu provocirt hatte, sondern ich habe ihm die gewünschte Bearbeitung aufgetragen u[nd] einige detaillirte Anweisungen hinzugefügt, wie er am zweckmäßigsten das Manuscript seiner Noten einreichen möge; sodann habe ich daran die doppelte Bedingung geknüpft, daß er mir sein Manuscript bis Anfang März einsenden wolle, wozu er gewiß vollkommen im Stande sein werde, weil er mir ausdrücklich geschrieben, daß „seine Arbeit so gut wie fertig sei“ und daß er sich eine Revision derselben durch die verantwortliche Redaction gefallen lasse. Das sind die demüthigenden Bedingungen, von denen er uns schreibt! Ich sehe daraus, daß mit ihm schlechterdings und beim besten Willen nicht auszukommen ist u[nd] daß ich suchen muß ohne ihn fertig zu werden, wie bisher. Denn auch auf eine wiederholte mündliche Verständigung ist wohl nur wenig Hoffnung zu setzen.
Umso dringender ergeht nun meine Aufforderung an Sie sich gefälligst darüber zu erklären, was Sie noch | weiter für die AugsburgerChroniken und namentlich die Bearbeitung des Zink thun können. Eben diese möchte ich Niemand lieber als Ihnen anvertrauen, nachdem Sie sich bereits so weit in das geschichtliche Material, welches dabei in Frage kommt, hineingearbeitet haben. Ein Anderer würde wieder eine lange Vorbereitungszeit brauchen, ehe er nur mit der Arbeit selbst beginnen könnte. Sie sind schon mitten darin und brauchen nur fortzufahren.
Freilich müßten Sie sich dazu entschließen, wiederum ein Paar Monate daran zu setzten. Denn länger verschieben möchte ich doch die Bearbeitung des Zink höchst ungern, da es sehr wünschenswerth ist im nächsten Jahre mit dem ersten Band Augsburger Chroniken hervorzutreten.
Das unangenehme Verhältniß zu Herberger darf Sie nicht abschrecken. Die Archivalien wird er wohl oder übel nicht verweigern können u[nd] vielleicht gelingt es doch wieder ihn einigermaßen zu zähmen. –
Ich bitte um möglichst baldige Antwort.
Hochachtungsvoll
der Ihrige Carl Hegel.
1Dieser Brief bezieht sich auf die von Karl Hegel (1813-1901) für die Historische Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften in München herausgegebene Edition der „Chroniken der deutschen Städte vom 14. bis ins 16. Jahrhundert“, hier speziell für die Edition der Chroniken von Nürnberg und Augsburg; vgl. hierzu Kreis, Geschichtswissenschaftliche Bedeutung, S. 246-262.2Vgl. Brief 18640216_02. 3Brief wurde bislang noch nicht aufgefunden.
Hegel, KarlKarl Hegel
HiKo
11657075X
Frensdorff, FerdinandFerdinand Frensdorffhttps://www.deutsche-biographie.de/sfz17060.html#ndbconte11677010418331931Frensdorff, Ferdinand (1833–1931), in Hannover geborener Jurist und Historiker, der von 1853 bis 1857 an den Universitäten Heidelberg, Berlin, Leipzig und Göttingen Rechtswissenschaften studierte und 1857 in Göttingen promoviert wurde. Er war Mitarbeiter Karl Hegels bei dem Editionsunternehmen „Die Chroniken der deutschen Städte“ der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften. Im Jahre 1863 habilitierte er sich an der Universität Göttingen und wurde 1866 außerordentlicher, dann dort von 1873 an bis zu seinem Lebensende ordentlicher Professor der Rechtswissenschaften und Rechtsgeschichte. Im Studienjahr 1887/88 war er Rektor der Universität Göttingen.
Erlangen49.5928616,11.0056Mittelfränkische Universitätsstadt, etwa 20 Kilometer nördlich von Nürnberg gelegen, seit 1810 Stadt und Universität des Königreichs Bayern.
SUB Göttingen
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SUB Göttingen1000
Kreis
, Marion: Karl Hegel. Geschichtswissenschaftliche Bedeutung und wissenschaftsgeschichtlicher Standort (= Schriftenreihe der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Bd. 84), Göttingen, Bristol, CT, USA 2012.
Kreis
, Geschichtswissenschaftliche Bedeutung
2012
Lexer, MatthiasMatthias Lexer11905732818301892Lexer, Matthias (1830–1892), in Kärnten geborener Privat- und Gymnasiallehrer, Sprachwissenschaftler und Lexikograph, der 1861 wissenschaftlicher Mitarbeiter Karl Hegels am Editionsunternehmen „Die Chroniken der deutschen Städte“ der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften wurde und ihm auch nach seinem Ausscheiden verbunden blieb. 1863 wurde er außerordentlicher, 1866 ordentlicher Professor für Deutsche Philologie an der Universität Freiburg im Breisgau und war von 1868 bis 1890 Ordinarius an der Universität Würzburg. Im Jahre 1891 folgte er einem Ruf an die Universität München, verstarb aber ein Jahr später.
Zink (auch: Zeng, Zengg, Zingg), Burk(h)ard11889018213961474 oder 1475Zink (auch: Zeng, Zengg, Zingg), Burk(h)ard (1396–1474 oder 1475), war Augsburger Chronist und Fernhandelskaufmann. Seine Chronik wurde von Karl Hegel (1813–1901) im Rahmen seines Editionsunternehmens der „Chroniken der deutschen Städte vom 14. bis ins 16. Jahrhundert“ im Auftrag der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften in München herausgegeben.
Herberger, TheodorTheodor Herberger11672820518111870Herberger, Theodor (1811–1870), Archivar in Augsburg.
Doctor, DoktorDoktor als höchster akademischer Grad und Bezeichnung für jemanden, der einen Doktor-Titel trägt.
Zink, Zink'sche Chronik/Handschrift; Chronik des Zink; auch: Zeng/ZenggHandschrift des Augsburger Chronisten Burkhard Zink (1396-1474 oder 1475), die von Karl Hegel (1813-1901) im Rahmen seines Editionsunternehmens der „Chroniken der deutschen Städte vom 14. bis ins 16. Jahrhundert“ im Auftrag der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften in München herausgegeben wurde; innerhalb der Editionsreihe findet sich diese im fünften Band der Gesamtreihe als zweiter Band mit Augsburger Chroniken.
Manuscript, ManuskriptManuskript; Manuskript hier auch bezogen auf die Edition von Stadtchroniken Karl Hegels (1813-1901) im Sinne einer Niederschrift des editionsreifen Textes als Vorlage für den Setzer.
Note, NotenHier im Sinne von: Fußnote(n) bzw. Fußnotentext(en) und Anmerkung(en) in Form eines wissenschaftlichen Anmerkungsapparats; auch Abitur-Prüfungsnote(n) bzw. Zensuren im Allgemeinen.
RevisionInnerhalb des Druckwesens verwendeter Begriff bezüglich des Durchsehens, Überprüfens eines Druckabzugs auf ordnungsgemäße Ausführungen gewünschter Änderungen bzw. Korrekturen hin; auch Zeitkorrektur bei Abiturprüfungen.
Redaction, Redactionen (Redaktion)Redaktion hier als Tätigkeit in Bezug auf die Herausgabe einer historisch-kritischen Quellen-Edition; auch: Zeitungsredaktion.
AugsburgerZu Augsburg gehörend, Augsburg betreffend, auf Augsburg bezogen; in Augsburg lebender Mensch bzw. lebende Menschen.
Chronik(en), Chroniken der deutschen Städte (Städtechroniken), chronikalische DenkmälerEdition „Die Chroniken der deutschen Städte vom 14. bis ins 16. Jahrhundert“, von 1862 bis 1899 hrsg. von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften durch Karl Hegel (1813-1901); auch allgemein: auf die Antike zurückgehende geschichtliche Darstellung, in der die Ereignisse in zeitlich genauer Reihenfolge, dabei aber, im Gegensatz zu den formal strengeren Annalen, in größeren Zeitabschnitten aufgezeichnet werden, auch im Sinne von: Lebensläufen.
Stadtchroniken, Städtechroniken, auch: ChronikenIm Rahmen von Stadtgeschichtsschreibung und -forschung geschriebene, teilweise auch edierte Chroniken von Städten. Karl Hegel (1813-1901) gab im Rahmen seiner Leitung des umfangreichen wissenschaftlichen Editionsunternehmens für die Münchener Historische Kommission „Chroniken der deutschen Städte vom 14. bis ins 16. Jahrhundert“ – angefangen mit seiner Geburtsstadt Nürnberg – solche Städtechroniken heraus.
ArchivalienBestände eines Archivs, Archivgut.
Mehrere Registerverweise
Zitierempfehlung
Die wissenschaftliche Korrespondenz des Historikers Karl Hegel (1813-1901), bearbeitet von Helmut Neuhaus und Marion Kreis