Indem ich, wie Sie, von der Ansicht ausgegangen bin, daß wir uns unschwer über die Honorarbedingungen verständigen würden, habe ich Ihnen den von der Historischen Commission angenommenen Honorarsatz und meine dadurch bedingte Proposition erst mitgetheilt, nachdem Sie Ihre Arbeit wirklich begonnen hatten. Denn würden Sie der Meinung sein, daß Sie die Arbeit dafür nicht machen könnten, so hätte ich es auf mich genommen jenen Satz zu überschreiten und der Genehmigung der Commission dafür nachträglich nachzusuchen. Ich habe ihnen auch jene Proposition nicht für jede Art Arbeit, sondern nur für die vorliegende gemacht, weil ich sie für diese, nach vorläufigem Ermessen, nicht für durchaus unangemessen hielt, und ich sehe, daß Sie hierin mit mir übereinstimmen, da Sie sich damit zufrieden erklären. Sehr begreiflich und natürlich finde ich auch, daß Sie mit dem Honorar nicht warten wollen, bis das Manuscript wirklich gedruckt ist und habe ich mich deshalb schon zu einer Vorauszahlung bereit erklärt. Vielleicht können | wir uns auch über eine Honorarsumme für das abgelieferte Manuscriptim Ganzen verständigen und würde ich es auf mich nehmen, dieses sofort zu bezahlen. Hierüber wollen wir uns mündlich des Weiteren bereden.
Mit der Ausarbeitung des Glossars zu Mülich, welche schon jetzt zu beginnen Sie sich erbieten, verhält es sich in Ansehung der Honorarbedingungen anders als bei einem Manuscript, welches Sie sogleich fertig abliefern. Abgesehen davon daß ich Ihre Forderung auch nicht kenne, in dem Sie sich dieselbe vorbehalten haben, würde ich es nicht verantworten können, die Arbeit überhaupt zu honoriren bevor sie druckfertig vorliegt, was nicht eher der Fall sein wird, als bis der Band selbst zum Druck kommt, für welchen ich das Glossar brauche.
Für die Mittheilung des Herberger- Briefs2 danke ich Ihnen bestens; ich darf ihn wohl noch behalten, bis Sie hierher kommen, um die darin gegebenen literarischen Notizen zu benutzen. Ich sehe wohl, daß mit Herberger nicht auszukommen ist; überraschen konnte mich das eigentlich nicht mehr nach den früheren Erfahrungen, aber wenn man einene neuen Versuch macht, auch wenn er schon einmal mißlungen, hofft man doch, er werde nun gelingen. Herberger selbst wünschte die Arbeit und schrieb mir ausdrücklich, | sie sei so gut wie fertig und er habe viel Zeit und Mühe darauf verwendet. Es wäre gewiß hart gewesen, ihn zurückzuweisen, wenngleich ich alle Ursache hatte mich vor seiner Mitarbeiterschaft zu fürchten, da es so schwer ist sich mit ihm zu verständigen. Ich nehme also sein Anerbieten an, ohne mit einem Wort des Früheren zu gedenken, trotz seiner Provocation, daß er nicht wisse wodurch er das ihm angethane Unrecht verschuldet, und ich gab mir die Mühe ihn durch eine ins Einzelne gehende Auseinandersetzung über die äußere praktische Einrichtung seines Manuscripts für den Druck nach unseren bisherigen Erfahrungen zu instruiren: ich bezog mich auf meine Verantwortlichkeit als Herausgeber, wenn ich mir eine Revision seiner Arbeit in Bezug auf Inhalt und Form vorbehielt und ich stellte die Bedingung, weil ich nicht auf unbestimmte Zeit mich hinhalten lassen könne, daß er mir das Manuscript, welches ja schon jetzt (das war im vergangenen October) so gut wie fertig sei, bis Anfang März ganz oder zum gewißen Theil abliefere. Das sind die kränkenden, ihm ans Leben gehenden Bedingungen! Das ist mein unerträglicher Hochmuth! – Eine Antwort habe ich von ihm, wie ich Ihnen schrieb, keine erwartet, aber um so sicherer war ich, daß er die Arbeit machen und liefern würde. So hat er mich nun getäuscht und sitzen lassen!3
Ich fürchte sehr, daß auch Frensdorff nicht Lust haben wird, | sich die Lauenen des hypochondrischen Mannes noch einmal gefallen zu lassen. –
Mit dem Wunsche, daß Sie sich von Ihren Vorlesungen ganz erholt haben möchten und der Hoffnung auf baldiges Wiedersehen
1Dieser Brief bezieht sich auf die von Karl Hegel (1813-1901) für die Historische Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften in München herausgegebene Edition der „Chroniken der deutschen Städte vom 14. bis ins 16. Jahrhundert“, hier speziell auf die Edition der Chroniken von Augsburg; vgl. hierzu einführend Kreis, Geschichtswissenschaftliche Bedeutung, S. 165 ff.2Wurde noch nicht gefunden. 3Zum Konflikt mit dem Augsburger Archivar Theodor Herberger vgl. Kreis, Geschichtswissenschaftliche Bedeutung, S. 191 f. sowie S. 246 ff.4Der Würzburger Historiker Franz Xaver Wegele (1823-1897) war in erster Ehe mit Agnes Stark verheiratet, die am 19. Februar 1864 gestorben ist.
Hegel, KarlKarl Hegel
HiKo
11657075X
Lexer, MatthiasMatthias Lexer11905732818301892Lexer, Matthias (1830–1892), in Kärnten geborener Privat- und Gymnasiallehrer, Sprachwissenschaftler und Lexikograph, der 1861 wissenschaftlicher Mitarbeiter Karl Hegels am Editionsunternehmen „Die Chroniken der deutschen Städte“ der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften wurde und ihm auch nach seinem Ausscheiden verbunden blieb. 1863 wurde er außerordentlicher, 1866 ordentlicher Professor für Deutsche Philologie an der Universität Freiburg im Breisgau und war von 1868 bis 1890 Ordinarius an der Universität Würzburg. Im Jahre 1891 folgte er einem Ruf an die Universität München, verstarb aber ein Jahr später.
Erlangen49.5928616,11.0056Mittelfränkische Universitätsstadt, etwa 20 Kilometer nördlich von Nürnberg gelegen, seit 1810 Stadt und Universität des Königreichs Bayern.
Bayerische Staatsbibliothek (BSB), München
: Döllingeriana II.
BSB München1000
Kreis
, Marion: Karl Hegel. Geschichtswissenschaftliche Bedeutung und wissenschaftsgeschichtlicher Standort (= Schriftenreihe der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Bd. 84), Göttingen, Bristol, CT, USA 2012.
Kreis
, Geschichtswissenschaftliche Bedeutung
2012
Mülich, Hektor (Hector)Hector Mülich11873735Xum 14201489 oder 1490Mülich, Hektor (Hector) (ca. 1420–1489/1490), war Augsburger Chronist, Bürger, Kramer, Zunftmeister, Ratsherr und Historiker, dessen Chronik über Augsburg von Karl Hegel (1813–1901) im Rahmen seiner umfangreichen Städtechroniken-Edition im Auftrag der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften in München im Jahr 1865 herausgegeben wurde.
Herberger, TheodorTheodor Herberger11672820518111870Herberger, Theodor (1811–1870), Archivar in Augsburg.
Frensdorff, FerdinandFerdinand Frensdorffhttps://www.deutsche-biographie.de/sfz17060.html#ndbconte11677010418331931Frensdorff, Ferdinand (1833–1931), in Hannover geborener Jurist und Historiker, der von 1853 bis 1857 an den Universitäten Heidelberg, Berlin, Leipzig und Göttingen Rechtswissenschaften studierte und 1857 in Göttingen promoviert wurde. Er war Mitarbeiter Karl Hegels bei dem Editionsunternehmen „Die Chroniken der deutschen Städte“ der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften. Im Jahre 1863 habilitierte er sich an der Universität Göttingen und wurde 1866 außerordentlicher, dann dort von 1873 an bis zu seinem Lebensende ordentlicher Professor der Rechtswissenschaften und Rechtsgeschichte. Im Studienjahr 1887/88 war er Rektor der Universität Göttingen.
Weech, Friedrich Friedrich Weech11720809418371905Weech, Friedrich (1837–1905), in München geborener Archivar, Bibliothekar und Historiker, der 1862 Privatdozent für Geschichte an der Universität Freiburg wurde, von 1864 bis 1868 Bibliothekar an der Großherzoglich-Badischen Hofbibliothek in Karlsruhe und von 1885 bis 1905 Direktor des Badischen Generallandesarchivs in Karlsruhe war. Er war Mitarbeiter Karl Hegels (1813–1901) an der Edition der „Chroniken der deutschen Städte“ der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften.
Wegele, Franz XaverFranz Xaver Wegele
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11930313218231897Wegele, Franz Xaver (1823–1897), in Landsberg am Lech geborener Historiker, der an den Universitäten München und Heidelberg studierte und sich im Jahre 1849 habilitierte. Von 1851 bis 1857 war er außerordentlicher Professor der Geschichte an der Universität Jena, von 1857 bis zu seinem Tode ordentlicher Professor an der Universität Würzburg. Im Jahre 1858 gehörte er, ein Freund Karl Hegels (1813–1901), zu den Gründungsmitgliedern der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften und war von 1873 bis 1897 einer der Redakteure bei der Allgemeinen Deutschen Biographie (ADB).
Stark, Agnes-1864Stark, Agnes († 1864), mit der der Historiker Franz Xaver Wegele (1823–1897) von 1850 bis 1864 in erster Ehe verheiratet war. Sie starb an Lungentuberkulose.
Baden, GroßherzogtumDas im Jahre 1806 gebildete Großherzogtum Baden lag im Südwesten des Gebietes des Deutschen Bundes, dann des Deutschen Reiches zwischen Bodensee, Rhein und Tauber und grenzte von Westen aus im Uhrzeigersinn an Elsaß, Pfalz, Südhessen, Unterfranken und – von Norden nach Süden quer durch den Schwarzwald – an das Königreich Württemberg und an die Schweizer Eidgenossenschaft.
Professor, ProfeßorBerufs- oder Amtsbezeichnung und Anrede für den Inhaber einer Professur an einer Universität oder Hochschule, wobei nicht jeder Professor eine Professur bekleidet; früher auch Bezeichnung für einen Gymnasiallehrer (Gymnasial-Professor) bzw. Lehrer an einer Lateinschule.
Großherzogthum, GroßherzogtumTerritorium unter der Herrschaft eines Großherzogs.
HonorarbedingungenKonditionen bezüglich der Entlohnung.
Historische Commission/Kommission, MünchenIm Jahre 1858 in München auf Anregung des Berliner Historikers Leopold Ranke (1795-1886) vom bayerischen König Maximilian II. Joseph (1811-1864) bei seiner Akademie der Wissenschaften gegründete Institution zur Erforschung der deutsche Geschichte.
Honorarsatz, HonorarsätzeVergütungs- und Entlohnungshöhe(n).
PropositionVorschlag, Angebot.
Honorar, HonorarienVergütung; „Honorarien“ als veralteter Plural von „Honorar“, hier gebraucht im Sinne von Vergütung einer nebenberuflichen Tätigkeit oder einer freien Mitarbeit.
Manuscript, ManuskriptManuskript; Manuskript hier auch bezogen auf die Edition von Stadtchroniken Karl Hegels (1813-1901) im Sinne einer Niederschrift des editionsreifen Textes als Vorlage für den Setzer.
HonorarsummeVergütungs- und Entlohnungssumme.
GlossarErklärendes Wörterverzeichnis zu einer Textedition.
Mülich’sche ChronikAugsburger Stadtchronik von Hektor Mülich (ca. 1420-um 1489/1490), Augsburger Chronist, Bürger, Kramer, Zunftmeister, Ratsherr und Historiker, welche von Karl Hegel (1813-1901) im Rahmen seiner Städtechroniken-Editionsreihe im Auftrag der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften in München, 4. Band der Gesamtreihe, 1. Band Augsburg, im Jahr 1865 herausgegeben wurde.
honorirenentlohnen
Druck, Drucke„Druck“ als Abkürzung oder Synonym für Drucklegung gebraucht, darüber hinaus auch für ein fertiges Druckerzeugnis (z. B. Kunstdruck, gedruckte Edition einer handschriftlichen Quelle etc.) stehend, somit auch im Sinne von „alte Drucke“.
RevisionInnerhalb des Druckwesens verwendeter Begriff bezüglich des Durchsehens, Überprüfens eines Druckabzugs auf ordnungsgemäße Ausführungen gewünschter Änderungen bzw. Korrekturen hin; auch Zeitkorrektur bei Abiturprüfungen.
LungenschwindsuchtAlter medizinischer Begriff für Lungentuberkulose, eine bakterielle Infektionskrankheit, die vornehmlich die Lunge betrifft.
Mehrere Registerverweise
Zitierempfehlung
Die wissenschaftliche Korrespondenz des Historikers Karl Hegel (1813-1901), bearbeitet von Helmut Neuhaus und Marion Kreis