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Karl Hegel an Matthias Lexer, Erlangen, 28. Februar 1864

Werthester Herr Professor!1

Indem ich, wie Sie, von der Ansicht ausgegangen bin, daß wir uns unschwer über die Honorarbedingungen verständigen würden, habe ich Ihnen den von der Historischen Commission angenommenen Honorarsatz und meine dadurch bedingte Proposition erst mitgetheilt, nachdem Sie Ihre Arbeit wirklich begonnen hatten. Denn würden Sie der Meinung sein, daß Sie die Arbeit dafür nicht machen könnten, so hätte ich es auf mich genommen jenen Satz zu überschreiten und der Genehmigung der Commission dafür nachträglich nachzusuchen. Ich habe ihnen auch jene Proposition nicht für jede Art Arbeit, sondern nur für die vorliegende gemacht, weil ich sie für diese, nach vorläufigem Ermessen, nicht für durchaus unangemessen hielt, und ich sehe, daß Sie hierin mit mir übereinstimmen, da Sie sich damit zufrieden erklären. Sehr begreiflich und natürlich finde ich auch, daß Sie mit dem Honorar nicht warten wollen, bis das Manuscript wirklich gedruckt ist und habe ich mich deshalb schon zu einer Vorauszahlung bereit erklärt. Vielleicht können wir uns auch über eine Honorarsumme für das abgelieferte Manuscript im Ganzen verständigen und würde ich es auf mich nehmen, dieses sofort zu bezahlen. Hierüber wollen wir uns mündlich des Weiteren bereden.

Mit der Ausarbeitung des Glossars zu Mülich, welche schon jetzt zu beginnen Sie sich erbieten, verhält es sich in Ansehung der Honorarbedingungen anders als bei einem Manuscript, welches Sie sogleich fertig abliefern. Abgesehen davon daß ich Ihre Forderung auch nicht kenne, in dem Sie sich dieselbe vorbehalten haben, würde ich es nicht verantworten können, die Arbeit überhaupt zu honoriren bevor sie druckfertig vorliegt, was nicht eher der Fall sein wird, als bis der Band selbst zum Druck kommt, für welchen ich das Glossar brauche.

Für die Mittheilung des Herberger- Briefs2 danke ich Ihnen bestens; ich darf ihn wohl noch behalten, bis Sie hierher kommen, um die darin gegebenen literarischen Notizen zu benutzen. Ich sehe wohl, daß mit Herberger nicht auszukommen ist; überraschen konnte mich das eigentlich nicht mehr nach den früheren Erfahrungen, aber wenn man einene neuen Versuch macht, auch wenn er schon einmal mißlungen, hofft man doch, er werde nun gelingen. Herberger selbst wünschte die Arbeit und schrieb mir ausdrücklich, sie sei so gut wie fertig und er habe viel Zeit und Mühe darauf verwendet. Es wäre gewiß hart gewesen, ihn zurückzuweisen, wenngleich ich alle Ursache hatte mich vor seiner Mitarbeiterschaft zu fürchten, da es so schwer ist sich mit ihm zu verständigen. Ich nehme also sein Anerbieten an, ohne mit einem Wort des Früheren zu gedenken, trotz seiner Provocation, daß er nicht wisse wodurch er das ihm angethane Unrecht verschuldet, und ich gab mir die Mühe ihn durch eine ins Einzelne gehende Auseinandersetzung über die äußere praktische Einrichtung seines Manuscripts für den Druck nach unseren bisherigen Erfahrungen zu instruiren: ich bezog mich auf meine Verantwortlichkeit als Herausgeber, wenn ich mir eine Revision seiner Arbeit in Bezug auf Inhalt und Form vorbehielt und ich stellte die Bedingung, weil ich nicht auf unbestimmte Zeit mich hinhalten lassen könne, daß er mir das Manuscript, welches ja schon jetzt (das war im vergangenen October) so gut wie fertig sei, bis Anfang März ganz oder zum gewißen Theil abliefere. Das sind die kränkenden, ihm ans Leben gehenden Bedingungen! Das ist mein unerträglicher Hochmuth! – Eine Antwort habe ich von ihm, wie ich Ihnen schrieb, keine erwartet, aber um so sicherer war ich, daß er die Arbeit machen und liefern würde. So hat er mich nun getäuscht und sitzen lassen!3

Ich fürchte sehr, daß auch Frensdorff nicht Lust haben wird, sich die Lauenen des hypochondrischen Mannes noch einmal gefallen zu lassen. –

Mit dem Wunsche, daß Sie sich von Ihren Vorlesungen ganz erholt haben möchten und der Hoffnung auf baldiges Wiedersehen

Hochachtungsvoll
der Ihrige
Carl Hegel.

P. S. Meinen Gruß an Dr. v. Weech. Professor Wegele hat vor kurzem seine Frau an der Lungenschwindsucht verloren.4