XML PDF

Karl Hegel an Ferdinand Frensdorff, Erlangen, 14. April 1864

Sehr geehrter Herr Doctor!1

Es war mir sehr lieb durch Ihren heute angekommenen Brief2 zu ersehen, daß Sie in Augsburg gut untergebracht sind und sich in Ihrer Wohnung gefallen. Das wird auch dazu beitragen, Ihnen den dortigen Aufenthalt angenehm zu machen. Mit Herberger freilich stehen wir nun auf offenem Kriegsfuß; da aber im Guten nicht weiter mit ihm zu kommen war, so muß er es sich wohl so gefallen lassen, und verdient hat er es wahrlich! Wenn er nicht einlenkt, so werden Sie gewiß am besten thun den eingeschlagenen Weg weiter zu verfolgen.3

Für die liquidirten Rechnungen zum Betrage von 34 florin 24 ½ Kreuzer und florin 4 ½ = 38 florin 59 Kreuzer4 sende ich Ihnen hier eingeschlossen das Geld.

Die beiden Münchener Handschriften5 werde ich sofort für Sie verlangen; doch wird es sich nicht anders machen lassen, als daß Sie an die Stadtbibliothek gesendet werden, welche dann die Empfangsscheine auszustellen hat. Ich bat Sie, Sich auf der Augsburger Stadtbibliothek nach älteren gedruckten Chroniken aus dem 15. Jahrhundert umzusehen und stelle nun meine Frage bestimmter in Bezug auf eine solche, deren Titel lautet, wie folgt: Cronica von allen kaysern und kunigen die seyder Christi gepurt geregiert6 und gereichsnet haben welich Cronica gar kurz weilig nützliche und liepliche zu hören ist. Folio A. - Ende: getreckt und vollendet von Johanni Baemler zu Augspurg am freitag nach Sant Gallentag anno etc. in dem LXXVI (1476) jare7.8

Wenn diese Chronik vorhanden wäre, so bitte ich Herrn Greiff mir dieselbe hierher zu senden. Auch ersuche ich Sie mir Kenntniß davon zu geben, ob sich vielleicht von zwei zu Ulm in den Jahren 1456 und 1473 gedruckten Chroniken eine oder beide in der Bibliothek befinden. Die letztere ist von Heinrich Steinhöwel in Augsburg gebracht.

Leben Sie wohl und lassen Sie recht bald wieder etwas von sich hören.

Hochachtungsvoll
Ihr ergebenster
Carl Hegel.