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Karl Hegel an Ferdinand Frensdorff, Erlangen, 17. Juni 1864

Geehrter Herr Doctor!

Ich bin Ihnen sehr verbunden für Ihre ausführliche Mittheilung über den Fortgang Ihrer Arbeiten. Zur großen Befriedigung gereicht mir besonders, daß die Bearbeitung des Zink so weit fortgeschritten ist, daß Sie dem Abschluß in nicht langer Zeit entgegen sehen. Interessant ist mir ebenso was Sie über Erhard Wahraus berichten. Übergehen können wir ihn dennoch gewiß nicht, wenn auch ein bedeutender historischer Gewinn nicht aus ihm zu ziehen ist. Es wird dabei vor allem zu untersuchen sein, welche Quellen er benutzt hat, und diese werden ja wohl nicht sehr weit abliegen. Die Annales Altahenses und die Annales SS. Udalrici et Afrae Augustenses in Tomo XVII der SS. Germanicarum würde ich zuerst darauf ansehen. Nicht sehr verlohnen würde es sich, sich in Vermuthungen über die Gründe der chronologischen Verwirrung zu vertiefen, wenn sich diese nicht alsbald aus der Zusammenstellung der Quellen leicht und von selbst ergeben. Was sich darüber auffinden läßt und was sonst noch von einigen schwachen Versuchen, das Material nach einem Gesichtspunkt zu ordnen, zu sagen wäre, gehört in die Einleitung; die chronologische Unordnung brauchen wir darum im Text nicht beizubehalten.

Meine sehr kurze und ungenügende Notiz über den Berliner Codex no 4151 schreibe ich hier neben, so wie dasjenige, was in Pertz’ Archiv steht. Sollte es Ihnen hiernach wünschenswerth sein, den Codex schon jetzt zu benutzen, so würde ich an Pertz schreiben, daß er ihn an die Augsburger Bibliothek schicken möge.

Lexer schreibt mir, daß er mit Mülich rasch voran komme. Die zu Grunde gelegte Handschrift schließt mit dem Jahr 1487, die übrigen stimmen aber noch bis zum Jahr 1498 überein, gehen also auf eine gemeinschaftliche Quelle zurück und erst von da treten Demer und Walther als selbständige Chronisten hervor und nannten sich. Ich bin der Meinung, daß Lexer auch gleich nach diesem Zusatz von 1487-98 abschreiben soll, wenn er auch nicht der Ansicht ist, daß er von Mülich selbst herrühre.

Sie wissen, daß Küchlin’s Gedicht vom Ursprung der Stadt Augsburg im 30. Bande des Stuttgarter literarischen Vereins abgedruckt ist.

Für die Zusendung Ihrer mir sehr interessanten Besprechung des Gengler’schen Codex danke ich Ihnen bestens.

Bei Herberger2, scheint es, stoßen Sie bei Ihren Arbeiten auf kein Hinderniß. Die Mahnung, die er von oben her erhalten, hat doch wohl etwas gewirkt?

Kern war vor einigen Tagen hier und gab sich viel Mühe Ihnen über den fränkischen Landfrieden Auskunft zu geben, doch bis dahin vergebens. – Möge es Ihnen wohl ergehen!

Hochachtungsvoll
der Ihrige
Carl Hegel.3

P. S. Königliche Bibliothek zu Berlin Ms. germ. no. 415, 57 bl. 4. fol. S. XVI4

Hic vadit an wie die stat Augspurg auffkommen ist und wie lang vor Cristus gepurdt und darnach – bis anno 14695

Schluß: und von der von Augspurg wegen ward geschickt der Radnewer bergermaister6 und maister Valentein statschreiber.7

Pertz Archiv VIII S. 850 (in Handschriftenverzeichnis Berlin)

418. Chronik von Augsburg – 1469 „Anno vor cristus purt 1357 jar kam der nam Schwaben auff von ein Wasser triess8 Cissare910 ––– und maister Valentein statschreiber11 ziemlich kurz, nur 57 blätter 4. min. blatt.12 XV.