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Karl Hegel an Matthias Lexer, Erlangen, 3. Juli 1864

Sehr geehrter Herr Professor!1

Ich schicke Ihnen hier etwas, das Ihnen nicht besonders willkommen sein wird, weil es Ihnen eine unerwartete vermehrte Arbeit bringt. Es hat sich durch den Fortgang des Drucks bereits herausgestellt, daß der Meisterlin mit seinen 2 Anhängen und 3 Beilagen doch nicht reicht, um einen anständigen Band zu füllen; er wird, wenn ich nicht irre, ohne Vorwort, Glossar und Register nur etwa 19 Druckbogen ausmachen, und ich muß daher noch weiteres Manuscript hinzufügen, welches also auch für das Glossar zu verwenden ist. Der Druck schreitet jetzt rasch fort, so daß wir 2 Correcturbogen in der Woche erhielten und der Verleger verspricht, daß der Drucker in dieser Weise fortfahren werde. Wir sind beim 13. Correcturbogen. Der deutsche Meisterlin geht auf dem 12 zu Ende, doch haben wir nur bis Bogen 9 in Aushängebogen. Wenn aber auch der Drucker Wort hält, glaube ich doch nicht, daß Sie mit der Ausarbeitung des Glossars werden warten können bis Sie die letzten Aushängebogen erhalten werden. Also bitte ich Sie recht angelegentlich auch noch dieses beifolgende Material in Manuscripten zu verarbeiten und damit ebenso zu verfahren, wie mit dem, welches Sie mir schon zurückgeschickt haben und bereits in den Händen des Druckers ist.

Ich schicke Ihnen no. VII vollständig, obwohl Sie zunächst nur die 3 Briefe im Anhang angehen.

no. VIII ist Ihnen hinlänglich bekannt, da Sie den Text bereits durchgearbeitet haben; bei nochmaliger Durchsicht für das Glossar finden Sie vielleicht noch hier und da etwas richtig zu stellen, was wir hier bei der Correctur nicht können: unverständlich ist mir S. 72 des Manuscripts ‚nach dem Datum rungen’2 (s. des?) – S. 73 ‚in künftig zeiten prechen3 – dem Sinne nach geht hier nicht gebrechen, eher gebrauchen, nämlich sich in künftig Zeiten danach zu gebreuchen d. i. zu richten. S. 85 ist hier nicht das ‚und’ zu streichen.

Ich lege zu no. VIII auch die Noten bei, sodann die urkundlichen Beilagen. Einiges wird hier noch mit dem Original vergleichen werden müssen: z. B. feitreichen4 auf S. 9, es wird gewiß hantreichen dastehen.5 Wo Sie Ähnliches finden, bitte ich Sie es zu bemerken.

Für jetzt habe ich nur eilen wollen Ihnen das Manuscript zu schicken, weil der Verleger bald danach fragen wird. Wenn es Ihnen möglich wäre, es in 8-10 Tagen zu absolviren, würde es mir deßhalb lieb sein, um ja keine Verzögerung im Druck zu veranlassen.

Noch fällt mir bei: Haben Sie absichtlich einige Mal im Text von no. VIII fewer stehen lassen, während sonst feur corrigirt ist?6

Für Ihre Bemerkungen zu dem von Ihnen zurückgesendenten Manuscript danke ich bestens und sind dieselben berücksichtigt worden; ebenso für die zu den Aushängebogen, und ersuche ich Sie mir auch ferner, was Sie finden werden, anzugeben.

Was Ihre Anfrage wegen der Fortsetzung der Mülich’schen Chronik betrifft von 1487-1498 so bin ich ebenfalls der Meinung, daß Sie aufzunehmen d. i. vorläufig aufzuschreiben sei.

Das Manuscript von no. VIII braucht Weech nicht wieder zu sehen wenn es nicht etwa dazu wäre, ihm zu zeigen, wie viel noch daran zu thun gewesen ist: aber eine nochmalige Revision, wieder von seiner Seite, wäre nicht zulässig.

Kern wird heute aus Nürnberg nach Karlsruhe abgereist sein; er hoffte Sie irgendwo zu treffen. Er wird Ihnen sagen, daß die Aussichten für unsere historische Commission einiger Maßen und wirklich mehr, als sich erwarten ließ, getrübt sind; doch wendet sich vielleicht alles noch zum guten Ende: bis jetzt freilich wissen wir noch nicht einmal, ob sie wieder im nächsten Herbst7 zusammen kommen wird.

Mit besten Grüßen
der Ihrige
Carl Hegel

P. S. Die 50 florin habe ich an Schneider Schlemmer in Nürnberg für Sie bezahlt.