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Karl Hegel an Matthias Lexer, Erlangen, 12. Juli 1864

Sehr geehrter Herr Professor!1

Mit Vergnügen habe ich schon gestern die von Ihnen für das Glossar gebrauchten Stücke zurückerhalten. Der Inhalt der Adresse wäre mir beinahe entgangen, da die hiesige Post nur an leere Adressen gewöhnt ist und der Briefträger solche in der Regel nicht mit abgiebt. Ihre sprachlichen Bemerkungen und nachträglichen Berichtigungen habe ich dankbar acceptirt. Wegen der bedenklichen oder zweifelhaften Stellen werde ich noch in den Handschriften selbst nachsehen. Ihre Erklärung von: ‚nach dem Datum ringen’2 wird allerdings wohl durch den Sinn gefordert, aber in den Worten ist dieser doch schwer zu finden. Ohne Zweifel haben Sie recht, daß Öchen3 Eigenname sein muß. Ich werde Ihnen noch schreiben, wie ich die vorhin erwähnte Stelle und die ‚werdenlichen Weppner4 gefunden habe. In der deutschen Chronik Anhang II habe ich nach Ihren Vorschlägen geändert, auch das ‚erlengen5 aufgenommen, wo die Handschrift deutlich erleegen6 hat, aber Fehler dieser Art hat sie zu Dutzenden. Ich habe heute den 15. Correcturbogen zurückgeschickt und weiß nicht, weshalb die Aushängebogen so lange ausbleiben, da wie sie erst bis Bogen 10 haben. Mit dem Druck geht es jetzt so rasch wie möglich vorwärts: in jeder Woche 2 Bogen.

Recht überrascht wurde ich auch durch die frühere Sendung, die mir die vollständige Abschrift des Mülich nebst Anhang und Zusätzen brachte. Ihre begleitenden Bemerkungen werden zur Nachachtung dienen. Es freut mich sehr für Sie, daß Sie diese sorgfältige wie mühsame Arbeit so bald haben zum Abschluß bringen können, und es ist mir ein dringendes Anliegen Ihnen das Honorar für dieselbe so bald als möglich zu verschaffen, so lange unsere Gelder noch fließen. Denn vom 1. October an weiß ich bis heute noch nicht, wie es weiter gehen wird.7 Nun wünsche ich aber von Ihnen selbst zu hören, in welcher Weise ich am besten den Umfang, welchen das Manuscipt in Druck einnehmen wird, schätzen lassen könnte, ohne Sie auf irgend eine Art zubenachtheiligen. Sie sagten mir, daß das Original, von welchem die Blattzahlen angemerkt sind, gleichmäßig Blatt für Blatt geschrieben sei; ich finde, daß mit dem Anfang die Blattzahlen bis zu 213 fortgehen. Werden Sie es nun für billig ansehen, daß ich etwa die 5 oder 10 ersten Blätter Notabene8 Notabene ich meine die des Originals, deren Zahlen am Rande des Manuscripts bemerkt sind – aus Ihrem Manuscript absetzen lasse, um danach den Umfang des Ganzen zu veranschlagen und per Druckbogen mit 10 florin zu honoriren? und wie verhält es sich mit den Zusätzen? in wie weit sind Sie in jene Blätterzahl von 213 mit in begriffen oder besonders zu veranschlagen? Endlich die Handschriftenbeschreibung, welche 20 Blatt in Ihrem Manuscript ausmacht. – Wollen Sie mir gefälligst Ihre Meinung sogleich mittheilen, damit ich sofort das Weitere veranlassen und das Honorar auch in diesem Monat flüssig machen kann, weil sonst Giesebrecht, unser Secretär, durch den die Zahlungen vermittelt werden, vielleicht abreist und dann größere Weitläufigkeiten entstehen.

Von Kern habe ich gestern auch Nachricht aus Karlsruhe vom 10 des Monats erhalten: er schreibt mir daß er unwohl geworden sei und eine Zeitlang das Bett hüten mußte, sich erst jetzt wieder besser befinde und nun nach Heidelberg gehen wolle. Da konnte er sie freilich nicht in Freiburg besuchen.

Hochachtungsvoll und ergebenst
der Ihrige
Carl Hegel.