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Susanna Maria Hegel, geb. Tucher, an Karl Hegel, Nürnberg, 16. Juli 1864

Mein liebster Manni!

Herzlichen Gruß Dir und unsern Kinderchen und dem ganzen Haus und Allen möchte ich Euch sagen nebst der Nachricht, daß wir glücklich angekommen sind nach einer freilich sehr heißen Farth, die durch den unruhigen Sigmundle noch heißer wurde. Er glühte wie ein kleiner Backofen als wir in Nürnberg angekommen von der guten Luise, Friedrich und Marie empfangen wurden, die dann auch ihren großen Spaß an dem derben prächtigen, fidelen Burschen hatten. Im Garten ist es wundervoll, so frisch und grün, der Balkon dicht überwölbt und kaum meine ich, daß es den lieben Eltern wo anderst besser gefallen könnte als zu Hauß; wir genießen es auch recht, saßen gestern Nachmittag lange auf dem Balkon bis wir Abend’s auf den Glockenhof hinübergingen zu der bekannten Bratwürstlesparthie; es war die einzige Möglichkeit um Lina noch zu sehen, die heute nach Henfenfeld hinaus ist und reichlich so lange als ich hier, dort bleiben wird. Heute Nachmittag wird Helene Meier mit Kiesers Kinderchen und Maria mit ihrem Karlo herauskommen, da soll Johannisbeerlese gehalten werden; Sophiechen freut sich sehr auf den kleinen Besuch, schläft aber in diesem Augenblick, sie hat wohl diese Nacht weniger gehustet, scheint mir aber doch überhaupt angegriffen, und was immer Hand in Hand damit geht ist sie auch launig und verdrießlich; hingegen der Kleine immer übermüthig, immer munter oft vor lauter Vergnügen, in seinem großen Bett am Gitter herumzusteigen nicht zum Schlaf kommt.

Doch wie geht’s bei Euch, Ihr Geliebten, bist Du noch so von Arbeit gedrängt wie in den letzten Tagen?, hast Du den gestrigen, herrlichen Abend nicht auswärts genossen? Wie geht’s mit Georgs Husten? Was machen die Mädchen, haben sie gestern gebadet? wie geht’s Frieda? Heute wollte ja Dorsch wieder nachsehen, sie soll sich nur schonen, das arme Ding meint, sie könne sich zwingen, aber daran ist ja doch nicht zu denken sie zu behalten; hat sie diese Nacht schon im Gastzimmer geschlafen, ich hatte es ihr und Rosel gesagt.

Kommst Du bald, mein Geliebter, ich verlange schon recht darnach und dann bringe mir doch eins oder ein Paar der Kinder mit. Von Brückenau haben wir noch keine neuern Nachrichten, Luise erwartet aber heute noch Briefe.

Nun leb wohl, mein Herzens-Manni ich muß noch ein kleines Geschäftszettelchen an Annchen beilegen1 und unser Besuch kann jeden Augenblick kommen. Eben kommt Dein lieber Brief2, mein bester Mann und versetzt mich in nicht geringe Aufregung und Bewegung. Ich kann gerade Nichts dagegen sagen, nur thut’s mir leid um die Margareth, die sich wirklich so ordentlich und fleißig macht und die ich gerne noch bis November behalten hätte. Ob die Sabine gerade mit kleinen Kindern schon Erfahrung hat, weiß ich nicht, aber eine ältere, er- fahrene, zuverlässige Person ist gewiß leichter abzurichten als ein junges, leichtsinniges Ding: Was weiter mit Nr. III3 werden soll, das lasse ich davon abhängen, ob ich eine passende Person finde; Holz und Wasser tragen müßte die Rosel wieder übernehmen, Stiefelputzen der Kinder dagegen die Sabine.

Eine Probe könnte man mit 4 machen, lieb wäre mir’s freilich erst im November; Lohn müßte man ihr doch 5 36 fl. geben; die Sorge zu 6 scheint mir nicht nöthig, denn ihre Stellung und ihre Leistungen sind so total anders bei uns, daß die Aussagen der Sorge bloß in Bezug auf Redlichkeit einen Werth für uns haben.

Doch nun nochmals lebewohl, mein trautster Mann, Gott mit Dir und unsern Lieben und

Deiner Susanna.