Karl Hegel an Susanna Maria Hegel, geb. Tucher, Erlangen, 22. Juli 1864
Freitag Mittag
Wir kommen, wie verabredet, morgen um 1 Uhr. Die Kinder freuen sich sehr darauf und waren sehr fleißig, weil ich dis zur Bedingung machte, daß sie mit ihren Arbeiten für Montag fertig sein müßten. Doch blieb noch so viel Zeit übrig, daß der Junge gestern Nachmittag mit seiner Klasse unter Herrn Schillfahrts Führung den lang versprochenen Spaziergang nach Rathsberg machen und die beiden Mädchen Luise und Maria mit Braters am Abend in’s Bad gehen konnten, während Anna in der Singübung war. Als die letztere nach Hause kam, zeigte sie sich etwas bekümmert darüber, daß die musicalische Production gerade auf Sonntag Abend angesetzt worden; doch wurdt es ihr auch nicht eben schwer, sie zu versäumen, wenn nur nicht der Herr Professor ihr einige Bedenken verursacht hätte.
Im Hause ist es recht stille und auch die Kinder lassen sich kaum vernehmen, Zank und Streit hat es noch nicht gegeben, der Fleiß hält sie denn wohl noch mehr als die Furcht ab. Die Holzhauer waren gestern und sind auch heute da, nachdem das Holz vorgestern angefahren worden.
Hoffentlich geht es auch Dir und den Kleinen wohl. Das Wetter war ja gestern recht schön und ist auch heute noch, wie wohl es sich eingetrübt, warm. Es müßte besonders abscheulich sein wenn wir morgen zu reisen verhindert werden sollten.
Herzliche Grüße an Luise und die Kinderlein. Ich küsse Dich