Schönen Dank für Dein liebes Briefchen1, das ich gestern erhielt als ich eben mit Sophiechen aus der Stadt zurückgekommen war; sie hatte bei Tante Maria gegessen und war Nachmittags dort geblieben sehr vergnügt und glücklich, während wir zu Hause ein Paar Püppchen für den heutigen Geburtstag zurechtmachten. Heute ist also unsres Sophiechens Geburtstag, dessen Ihr ja gar keine Erwähnung thut, dessen Feier ja auch für Erlangen für den Sonntag aufgespart werden soll, aber trotzdem ist sie uns heute geschenkt, das kleine süße Ding, das neben viel Lieblichem und Erfreulichem freilich auch ein gut Theil Erbsünde mit auf die Welt gebracht hat; mit Gottes Hülfe wird sie aber doch mehr und mehr sich zu unsrer Freude auswachsen. Klein Sigismundel ist wie immer lieb und herzig, er sitzt eben mit seiner Margareth im Schatten des großen Baumes auf dem frischen Heu auf der Wiese und Sophiechen bringt ihm Blumen, es ist hier herrlich für die Kinder, aber doch freuen wir uns wieder recht zu Euch, Ihr Lieben, wo Arbeit und Erholung sich wohlthätig ablöst.
Heute ist der bekannte Donnerstag, der immer einige Getreue sammelt, August, Marie und Onkel Wilhelm, der Abend verspricht, schön zu werden, da sitzen wir auf dem herrlichen Balkon, wärst Du nur da.
Daß Ihr am Sonntag so spät heimgekommen, thut mir sehr leid, ich glaube, daß die Kinder recht müde waren, wie geht’s Luischen? Hoffentlich doch wieder gut, da Du ihr erlaubtest zu Schnitzlein zu gehen.
Der Amtmann hat mir noch Nichts für Dich geschickt, ich werde ihn erinnern lassen.
Für unsere Reise eignet sich kein andrer Zug als der um 1 Uhr 25, wir kommen dann um 2 Uhr 37 hoffentlich wohlbehalten bei Euch an; In acht Tagen werden wohl die lieben Eltern kommen, da Carolina schon nächsten Mondtag2 das letzte Bad nimmt und ihre Wohnung bis heute in acht Tagen gemiethet ist; hast Du eine Nachricht von Manuel? gestern ist Luise Schwarz an den Bodensee abgereist, vielleicht begegnen sie sich zufällig in Rorschach; das schöne liebe Rorschach!!
Leb wohl, Liebster ich will an Annchen noch ein Zettelchen in Wirtschaftsangelegenheiten einlegen3, grüße und küsse die Kinder, ich freue mich, daß der Junge tapfer war, vielleicht baden sie heute wieder, da es gestern und heute nicht geregnet hat, nachdem wir auch Mondtags einen furchtbaren Sturm und Platzregen gehabt haben, der noch mehrere Schauer am Dienstag im Gefolge hatte.