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Karl Hegel an Karl Halm, Erlangen, 4. August 1864

Verehrtester Herr College!

Mit bestem Dank sende ich hierbei den aus Ihrer Bibliothek entliehenen Codex und in dem andern Paket die derselben angehörigen Bücher zurück.

Nachdem nun endlich doch noch die kaum mehr erwartete Einladung zur Sitzung der Historischen Commission erfolgt ist, habe ich die begründete Hoffnung Sie im Beginn des Herbsts1 in München wieder zu begrüßen.

Die Besetzung unserer philosophischen Professur wird, scheint es, ad Grecias calendas verschoben. Wir sind aufs neue zum Gutachten über Müller und Autenrieth und andere beliebige bayrische Gymnasiallehrer aufgefordert worden, nachdem wir schon einmal unser Vorschlagsrecht gegen den Grundsatz es auf Einheimische beschränken zu sollen verwehrt haben. Unsre Antwort wird jetzt nur eine Wiederholung der früheren sein, und wir werden erwarten, auf welche Weise und wie weit jener noch bei zwei vorderen Gelegenheiten uns vorgerückter Grundsatz durchgeführt werden wird. Nachdem Herr von Zwehl abgegangen ist, wird es sich ja zeigen, wer eigentlich jetzt regiert, ob Herr Pfistermeister oder wer sonst? In München scheint man es zur Zeit noch ebenso wenig bestimmt zu wissen, als es hier bei uns bekannt ist.

Unser trefflicher Kliniker Ziemssen hat so eben einen Ruf nach Greifswald zurück erhalten und der Senat eine Gehaltszulage für ihn beantragt. Auch hierbei wird es sich zeigen, welchen Werth man in München darauf legt, tüchtige auswärtsgeborene Kräfte nicht erst zu gewinnen, sondern um festzuhalten.

Mit vollkommener Hochachtung
der Ihrige
Carl Hegel.