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Karl Hegel an Ferdinand Frensdorff, Erlangen, 9. Oktober 1864

Sehr geehrter Herr Doctor!

Unsere Münchener Conferenz ist vorübergegangen und die Historische Commission in ein neues Lebensjahr eingetreten: mit welchen Hoffnungen und Aussichten – werden Sie schon von Professor Waitz erfahren haben. Für die nächste Zukunft wenigstens scheint ihr Bestand gesichert und unsere Arbeiten erleiden keine Unterbrechung. Zudem ich für dieses Jahr, welches bis Ende September 1865 abläuft1, einen Band Augsburger Chroniken versprochen, rechnete ich auf die mir von Ihnen gegebenen Zusage, daß Sie die zuerst für den Druck bestimmten Arbeiten in diesem Herbst zum Abschluß gebracht haben würden.2

Unsere Sorge muß es jetzt sein, daß bei diesem Abschluß nichts für uns Wichtiges übersehen und was etwa bisher übergangen wurde, noch nachträglich berücksichtigt werde. So ist mir die Berliner Handschrift wieder in den Sinn gekommen, welche ich Ihnen nach Göttingen schicken wollte: ich habe Pertz davon schon gesagt und werde nun auch an ihn schreiben, daß er sie sogleich an die Göttinger Bibliothek absenden möge. Vielleicht ist sie schon für den Anonymus 1 herbeizuziehen. Ferner sah ich in München zwei Handschriften von Augsburger Chroniken und machte mir daraus die Notizen, die ich Ihnen bei folgend zugehen lasse.3

Sodann die Handschrift B. no. 2028 scheint den Zink mit dem Anonymus zu enthalten: ich hatte keine Zeit dies zu constatiren; Sie werden es aber schon nach den kurzen Auszügen beurtheilen können und vielleicht mir die Beruhigung geben, daß sie schon bei der Bearbeitung des Zink benutzt worden sei.

In der Einleitung zum Anonymus ist nicht zu übersehen der kurze Auszug mit Zusätzen bis 1525, der sich in Christophori Besoldi discursus politici, Argentorati 1623 in 4 von pagina 134-159 befindet.

Endlich ist Ihnen ohne Zweifel nicht entgangen, daß Küchlin bereits in der Bibliothek des literarischen Vereins zu Stuttgart Band 30 abgedruckt ist.4

Und noch finde ich in meinen Collectaneen die Notiz daß in Murrs Journal für Kunst und Literatur Bd. 13 S. 311 ein Verzeichniß der Handschriften des Peutinger’schen Bibliothek abgedruckt ist, worunter Augsburger Chroniken.

Ich bin begierig etwas Weiteres von Ihnen zu hören und bitte Sie mir bald zu schreiben.

Hochachtungsvoll

Carl Hegel.