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Karl Hegel an Georg Gottfried Gervinus, Erlangen, 26. Oktober 1864

Lieber Gervin!

Eure freundlichen Grüße aus der Schweiz hat mir mein Bruder im August überbracht und ich erwiedere sie von ganzem Herzen bei Übersendung dieses neuen Chronikenbandes1, der doch freilich bei Deinen jetzigen Arbeiten nicht gerade interessiren kann. An diesen aber nehme ich den lebhaftesten Anteil, da ich mich in den letzten Wochen ausschließend mit den letzten Bänden Deines 19. Jahrhunderts2 beschäftigt habe und Dir für reiche Belehrung, die ich daraus gewonnen, dankbar bin. Auf die Fortsetzung3 bin ich höchst gespannt, wie Du die Fäden des großen geschichtlichen Zusammenhangs an den neuen Punkt der neueren Staatenentwicklung wieder aufnehmen und weiter verknüpfen und auflösen wirst. Es ist eine gewaltige Arbeit, die Du da noch vor Dir hast. Mögen Deine Kräfte dazu im vollen Maße ausreichen und Gott Dir noch auf viele Jahre gute Gesundheit verleihen!

In meinem Hause habe ich nach meiner Rückkehr4 aus München Frau und Kinder wohl angetroffen. Die Kinder sind 6 und no. 75 wird erwartet. Meine gute Frau seufzet und meint, das sei des Guten zu viel; doch wenn es erst da ist, ändert sie sicher ihre Meinung. Frau Victoria, meine liebe Freundin, sei herzlichst gegrüßt: Möge es ihr wohl gehen!

Hoffentlich werden wir uns bald einmal wiedersehen!
Von ganzem Herzen
der Ihrige
Carl Hegel.