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Karl Hegel an Matthias Lexer, Erlangen, 28. Oktober 1864

Sehr geehrter Herr Professor!

Sehr erfreut hat mich Ihr lieber Brief, in dem Sie mir von Ihrem jungen häuslichen Glück1 die erste Nachricht geben. Möge der gütige Gott Ihnen dasselbe nicht bloß erhalten, sondern in aller Weise vermehren und verschönen!

Von München habe ich gute Hoffnung zurückgebracht, daß die Arbeiten der Historischen Commission den bisherigen Fortgang nehmen werden. Denn der König hat uns die freundlichsten allgemeinen Zusicherungen gegeben. Doch ist die Genehmigung des berathenen und vorgelegten Etatsentwurfs bis jetzt noch nicht erfolgt und liegt eine Schwierigkeit darin, daß ein Theil der Ausgaben aus dem Nachlaß des verstorbenen Königs gebracht werden soll, wobei es sich fragt, ein wie großer Theil und welcher? Zu einer jährlichen fortlaufenden Dotation hat sich der junge König ausdrücklich bereit erklärt.2

Ich war sehr froh, daß der fertige dritte Band der Chroniken3 noch rechtzeitig ankam und dem Könige mit überreicht werden konnte. Ich sende Ihnen für hier ein Exemplar und habe (erst heute) an Hirzel geschrieben, daß er Ihnen auch noch den fehlenden 27. Bogen mit dem Register (des zweiten Bandes4) schicken möge. Sollten Sie dann eines von beiden Exemplaren entbehren können, so würde ich Sie bitten es für Weech abzugeben und es an ihn nach Karlsruh zu adressiren: im andern Fall würde ich noch eines aus Leipzig kommen lassen, da Weech mich mit Berufung darauf, daß auch er an dem Bande gearbeitet habe, darum hat ersuchen lassen. Von seiner Arbeit ist freilich wenig stehen geblieben.

Kern will nun seinen, wie mir scheint, unpraktischen Plan theilweise hierher zu ziehen und als Amphibium5 hier und in Nürnberg zu leben, wirklich Anfang nächsten Monats zur Ausführung bringen. Ich habe vergebens abgerathen, zumal bei der Unsicherheit unserer Aussichten für die Zukunft.

Sehr bedauert wurde von uns in München, daß Wackernagel zu kommen verhindert war; besonders wegen der heillosen Verschleppung und Verpfuschung des Schmeller’schen Nachlasses, dem doch endlich einmal ein Ende gemacht werden sollte.

Einen notorischen Lügner6, wie dieser Hoffmann ist, braucht man doch wahrlich nicht mehr zu schonen, nachdem er seinen Stundenlohn eingesteckt hat, ohne das Geringste, was zu brauchen wäre, dafür gethan zu haben! Wackernagel wird aufgefordert werden, zu allem Überfluß auch noch sein Gutachten abzugeben!

Meine Frau grüßt bestens. Meine Empfehlung an die Ihrige.

Mit vorzüglicher Hochachtung
Ihr
ergebenster
Carl Hegel.