Sehr erfreut hat mich Ihr lieber Brief, in dem Sie mir von Ihrem jungen häuslichen Glück1 die erste Nachricht geben. Möge der gütige Gott Ihnen dasselbe nicht bloß erhalten, sondern in aller Weise vermehren und verschönen!
Von München habe ich gute Hoffnung zurückgebracht, daß die Arbeiten der Historischen Commission den bisherigen Fortgang nehmen werden. Denn der König hat uns die freundlichsten allgemeinen Zusicherungen gegeben. Doch ist die Genehmigung des berathenen und vorgelegten Etatsentwurfs bis jetzt noch nicht erfolgt und liegt eine Schwierigkeit darin, daß ein Theil der Ausgaben aus dem Nachlaß des verstorbenen Königs gebracht werden soll, wobei es sich fragt, ein wie großer Theil und welcher? Zu einer jährlichen fortlaufenden Dotation hat sich der junge König ausdrücklich bereit erklärt.2
Ich war sehr froh, daß der fertige dritte Band der Chroniken3 noch rechtzeitig ankam und dem Könige mit überreicht werden konnte. Ich sende Ihnen für hier ein Exemplar und habe (erst heute) an Hirzel geschrieben, daß er Ihnen auch noch | den fehlenden 27. Bogen mit dem Register (des zweiten Bandes4) schicken möge. Sollten Sie dann eines von beiden Exemplaren entbehren können, so würde ich Sie bitten es für Weech abzugeben und es an ihn nach Karlsruh zu adressiren: im andern Fall würde ich noch eines aus Leipzig kommen lassen, da Weech mich mit Berufung darauf, daß auch er an dem Bande gearbeitet habe, darum hat ersuchen lassen. Von seiner Arbeit ist freilich wenig stehen geblieben.
Kern will nun seinen, wie mir scheint, unpraktischen Plan theilweise hierher zu ziehen und als Amphibium5 hier und in Nürnberg zu leben, wirklich Anfang nächsten Monats zur Ausführung bringen. Ich habe vergebens abgerathen, zumal bei der Unsicherheit unserer Aussichten für die Zukunft.
Sehr bedauert wurde von uns in München, daß Wackernagel zu kommen verhindert war; besonders wegen der heillosen Verschleppung und Verpfuschung des Schmeller’schen Nachlasses, dem doch endlich einmal ein Ende gemacht werden sollte.
Einen notorischen Lügner6, wie dieser Hoffmann ist, braucht man doch wahrlich nicht mehr zu schonen, nachdem er seinen Stundenlohn eingesteckt hat, ohne das Geringste, was zu brauchen wäre, dafür gethan zu haben! Wackernagel wird aufgefordert werden, | zu allem Überfluß auch noch sein Gutachten abzugeben!
1Matthias Lexer (1830-1892) heiratete 1864 in Nürnberg die Kaufmanns-Tochter Auguste Hackmann (1845-1919); vgl. dazu DB (Genealogie). – Der erwähnte Brief Lexers konnte nicht gefunden werden. 2Die Plenarversammlungen der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften fanden immer Herbst des jeweiligen Kalenderjahres statt; im Jahr 1864 – nach dem Tod ihres großen Förderers Maximilian II., König von Bayern, wodurch die weitere Existenz der Historischen Kommission zunächst in Frage stand – fand sie vom 28. September bis 4. Oktober 1864 in München statt, auf der es positive Signale zum Fortbestand der Kommission gab. Vgl. dazu Neuhaus, 150 Jahre Historische Kommission, S. 17-19, sowie hier auch die Briefe: 18640703_01, 18640712_01, und 18640728_02. 3 Die Chroniken der deutschen Städte, Bd. 3, Nürnberg, Bd. 3. 4 Die Chroniken der deutschen Städte, Bd. 2, Nürnberg, Bd. 2. 5„Amphibium“ als Bezeichnung für ein Lebewesen aus der Klasse der Amphibia, das im Lebens- bzw. Jahresverlauf abwechselnd bzw. sowohl als auch zu Lande und/oder zu Wasser lebt, hier gebraucht als Metapher für das Pendeln des Hegelschen Chroniken-Mitarbeiters Theodor Kern (1836-1873) zwischen seinen beiden geplanten Wohnsitzen Erlangen und Nürnberg. 6Kürzung, aufgrund des Kontextes entsprechend aufgelöst.
Hegel, KarlKarl Hegel
HiKo
11657075X
Lexer, MatthiasMatthias Lexer11905732818301892Lexer, Matthias (1830–1892), in Kärnten geborener Privat- und Gymnasiallehrer, Sprachwissenschaftler und Lexikograph, der 1861 wissenschaftlicher Mitarbeiter Karl Hegels am Editionsunternehmen „Die Chroniken der deutschen Städte“ der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften wurde und ihm auch nach seinem Ausscheiden verbunden blieb. 1863 wurde er außerordentlicher, 1866 ordentlicher Professor für Deutsche Philologie an der Universität Freiburg im Breisgau und war von 1868 bis 1890 Ordinarius an der Universität Würzburg. Im Jahre 1891 folgte er einem Ruf an die Universität München, verstarb aber ein Jahr später.
Erlangen49.5928616,11.0056Mittelfränkische Universitätsstadt, etwa 20 Kilometer nördlich von Nürnberg gelegen, seit 1810 Stadt und Universität des Königreichs Bayern.
Bayerische Staatsbibliothek (BSB), München
: Döllingeriana II.
BSB München1000
Neuhaus
, Helmut: 150 Jahre Historische Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften. Eine Chronik, München 2008.
Neuhaus
, 150 Jahre Historische Kommission
2008
Die Chroniken der deutschen Städte
vom 14. bis in’s 16. Jahrhundert, hg. durch die Historische Commission bei der Königl. Academie der Wissenschaften von Karl
Hegel
, Bd. 3, Die Chroniken der fränkischen Städte. Nürnberg, bearb. v. Ferdinand
Frensdorff
, Bd. 3, Leipzig 1864. (https://dlibra.bibliotekaelblaska.pl/dlibra/publication/59550/edition/54957/content )
Chroniken der deutschen Städte
, Bd. 3, Nürnberg, Bd. 3
1864
Die Chroniken der deutschen Städte
vom 14. bis in’s 16. Jahrhundert, hg. durch die Historische Commission bei der Königl. Academie der Wissenschaften von Karl
Hegel
, Bd. 2, Die Chroniken der fränkischen Städte, Nürnberg, bearb. von Theodor
Kern
, Friedrich von
Weech
und Matthias
Lexer
, Bd. 2, Leipzig 1864. (http://books.google.de/books?id=bcgFAAAAQAAJ , https://dlibra.bibliotekaelblaska.pl/dlibra/publication/59549/edition/55552 )
Chroniken der deutschen Städte
, Bd. 2, Nürnberg, Bd. 2
1864
Hackmann, Auguste, verh. Lexer-18451919Hackmann, Auguste (1845–1919), Tochter des Nürnberger Kaufmanns Erich Hackmann und der Louise Racer, heiratete 1864 den Germanisten und Mitarbeiter Karl Hegels Matthias Lexer (1830–1892), mit dem sie zwei Söhne und zwei Töchter hatte.
Ludwig II., König von BayernKönig Ludwig II. von Bayern11857489218451886Ludwig II. (1845–1886), bayerischer König von 1864 bis 1886.
Maximilian II. Joseph von Bayern, König von BayernMaximilian II., König von BayernKönig von Bayern11857934718111864 Maximilian II. Joseph (1811–1864), war von 1848 bis 1864 König von Bayern und Gründer der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften.
Hirzel, Salomon11909851218041877Hirzel, Salomon (1804–1877), in Zürich geborener Verleger aus Schweizer Kaufmanns- und Gelehrtenfamilie, der zusammen mit seinem Schwager Karl August Reimer (1801–1858) im Jahre 1830 die seit 1680 bestehende Weidmann‘sche Buchhandlung in Leipzig übernahm. 1853 gründete er in Leipzig den S. Hirzel Verlag, in dem die von Karl Hegel (1813–1901) im Auftrag der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften edierten „Chroniken der deutschen Städte vom 14. bis ins 16. Jahrhundert“ erschienen.
Weech, Friedrich Friedrich Weech11720809418371905Weech, Friedrich (1837–1905), in München geborener Archivar, Bibliothekar und Historiker, der 1862 Privatdozent für Geschichte an der Universität Freiburg wurde, von 1864 bis 1868 Bibliothekar an der Großherzoglich-Badischen Hofbibliothek in Karlsruhe und von 1885 bis 1905 Direktor des Badischen Generallandesarchivs in Karlsruhe war. Er war Mitarbeiter Karl Hegels (1813–1901) an der Edition der „Chroniken der deutschen Städte“ der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften.
Kern, TheodorTheodor Kern11614072018361873Kern, Theodor (1836–1873) wurde am 5. Mai 1836 in Bruneck in Tirol im Kaisertum Österreich geboren und starb am 18. November 1873 in Veytaux am Genfer See. Theodor Kern stammte aus einer österreichisch-badischen Handwerker- und Beamtenfamilie. Er besuchte das Gymnasium in Innsbruck und studierte seit 1853 zunächst Jura, später Geschichte und Philologie in Innsbruck, Göttingen, Heidelberg und München. Julius Ficker in Innsbruck, Georg Waitz in Göttingen, Ludwig Häusser in Heidelberg sowie Heinrich Sybel in München waren seine akademischen Lehrer. Das Staatsexamen für das Höhere Lehramt hatte er 1857 „mit glänzendem Erfolg“ absolviert. Promoviert worden war er als Schüler Ludwig Häussers im darauffolgenden Jahr 1858 in Heidelberg. 1863 habilitierte er sich über die „Chronik der Stadt Nürnberg vom 14. bis in’s 16. Jahrhundert“ und wurde im selben Jahr Privatdozent. Er war seit 1859 erster wissenschaftlicher Mitarbeiter Karl Hegels beim Editionsunternehmen „Die Chroniken der deutschen Städte“, für das er viele Forschungsreisen unternahm. Mit seiner sehr ordentlichen Arbeitsweise war Karl Hegel als Editionsleiter sehr zufrieden. Ab 1866 war Theodor Kern außerordentlicher, 1871 ordentlicher Professor der Geschichte an der Universität Freiburg im Breisgau, wo er einen historischen Verein gründete und die „Zeitschrift für Geschichte des Breisgaus“ herausgab. Auch noch in dieser Zeit blieb er dem Editionsprojekt der „Chroniken der deutschen Städte“ als Mitarbeiter auf Honorarbasis verbunden. 1873 starb der sehr begabte junge Historiker an den Folgen einer schweren Erkrankung.
Wackernagel, WilhelmWilhelm Wackernagel
HiKo
11708651718061869Wackernagel, Wilhelm (1806–1869), in Berlin geborener deutscher Schriftsteller, Germanist, Historiker und Philologe, der nach seinem Studium von 1824 bis 1827 an der Berliner Universität im Jahre 1833 Professor an der Universität Basel und 1835 dort ordentlicher Professor für deutsche Sprache und Literatur wurde. Im Jahre 1863 wurde er ordentliches Mitglied der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften.
Schmeller, Johann AndreasJohann Andreas Schmeller11860853317851852Schmeller, Johann Andreas (1785–1852), war Mundartforscher, Germanist und Bibliothekar in München und gilt als Begründer der modernen Mundartforschung in Deutschland. Er war überdies seit 1823 außerordentliches, seit 1829 ordentliches Mitglied der Königlichen Akademie der Wissenschaften und trat insbesondere mit seinem vierbändigen „Bayrischen Wörterbuch“ hervor.
Hofmann, Conrad (Konrad)Konrad Hofmann116951796 11695179618191890Hofmann, Conrad (Konrad) (1819–1890), war Romanist, Germanist und Mediävist; er wurde unter Förderung des Germanisten und bayerischen Sprachforschers Johann Andreas Schmeller (1785–1852) dessen Nachfolger in München (seit 1853 außerordentlicher Professor, ab 1856 Ordinarius für altdeutsche Literatur).
München48.1371079,11.5753822Haupt- und Residenzstadt des Königreichs Bayern an der Isar in Oberbayern.
Karlsruhe49.0068705,8.4034195Im Jahre 1715 als neue Haupt- und Residenzstadt der Markgrafschaft Baden-Durlach angelegte Planstadt, etwa 70 Kilometer nordwestlich von Stuttgart gelegen nahe dem rechten Ufer des Rheines in der Oberrheinischen Tiefebene, östlich der königlich-bayerischen Rheinpfalz, seit 1806 Residenz der Großherzöge von Baden.
Leipzig51.3406321,12.3747329Am Zusammenfluß von Weißer Elster, Pleiße und Parthe gelegene Universitäts- und Messestadt in Sachsen.
Nürnberg49.453872,11.077298In Franken an der Pegnitz gelegene ehemalige Reichsstadt, seit 1806 Stadt des Königreichs Bayern.
Professor, ProfeßorBerufs- oder Amtsbezeichnung und Anrede für den Inhaber einer Professur an einer Universität oder Hochschule, wobei nicht jeder Professor eine Professur bekleidet; früher auch Bezeichnung für einen Gymnasiallehrer (Gymnasial-Professor) bzw. Lehrer an einer Lateinschule.
Historische Commission/Kommission, MünchenIm Jahre 1858 in München auf Anregung des Berliner Historikers Leopold Ranke (1795-1886) vom bayerischen König Maximilian II. Joseph (1811-1864) bei seiner Akademie der Wissenschaften gegründete Institution zur Erforschung der deutsche Geschichte.
DotationHier gebraucht im Sinne von finanzieller Zuwendung oder Haushaltszuschuss.
Chronik(en), Chroniken der deutschen Städte (Städtechroniken), chronikalische DenkmälerEdition „Die Chroniken der deutschen Städte vom 14. bis ins 16. Jahrhundert“, von 1862 bis 1899 hrsg. von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften durch Karl Hegel (1813-1901); auch allgemein: auf die Antike zurückgehende geschichtliche Darstellung, in der die Ereignisse in zeitlich genauer Reihenfolge, dabei aber, im Gegensatz zu den formal strengeren Annalen, in größeren Zeitabschnitten aufgezeichnet werden, auch im Sinne von: Lebensläufen.
Stadtchroniken, Städtechroniken, auch: ChronikenIm Rahmen von Stadtgeschichtsschreibung und -forschung geschriebene, teilweise auch edierte Chroniken von Städten. Karl Hegel (1813-1901) gab im Rahmen seiner Leitung des umfangreichen wissenschaftlichen Editionsunternehmens für die Münchener Historische Kommission „Chroniken der deutschen Städte vom 14. bis ins 16. Jahrhundert“ – angefangen mit seiner Geburtsstadt Nürnberg – solche Städtechroniken heraus.
Hirzel-Verlag, Hirzelsche VerlagsbuchhandlungIm Jahre 1853 von Samuel Hirzel (1804-1877) in Leipzig gegründeter Verlag, der 1877 von seinem Sohn Heinrich Hirzel (1836-1894) und 1894 von seinem Enkel Georg Hirzel (1867-1924) übernommen wurde.
Bogen (Papierbogen)Papierbogen mit einem vorgegebenen Maß (z. B. für die Drucklegung von Büchern).
RegisterIn Kanzleien geführtes Verzeichnis der aus- und/oder auch eingehenden Schreiben, Urkunden etc.; bei Drucklegung von Manuskripten, in Büchern etc. auch im Sinne von Index als alphabetisches Verzeichnis von Personen, Sachen, Orten, Quellen- und Literatur etc.
Schmeller’scher NachlaßNachlass des Münchener Sprachwissenschaftlers und Bibliothekars Johann Andreas Schmeller (1785-1852), der sich heute in der Bayerischen Staatsbibliothek in München befindet; vgl. dazu das entsprechende Repertorium der „Schmelleriana“, s.v. https://opacplus.bsb-muenchen.de/title/BV042004829 .
Mehrere Registerverweise
Zitierempfehlung
Die wissenschaftliche Korrespondenz des Historikers Karl Hegel (1813-1901), bearbeitet von Helmut Neuhaus und Marion Kreis