So schnell habt Ihr die frohe Nachricht nicht erwartet!
Gerade 12 Stunden, nachdem Du von meiner lieben Susanna bewegten Abschied genommen, ist sie eines kräftigen Knäblein genesen. Es war immerhin ein hartes Stück Arbeit, weil der Junge sehr starke Gliedmaßen, besonders gewaltig breite Schultern hat. Sein Haupt ist ganz mit dunklen Haaren bedeckt, seine Hände groß, seine Stimme kräftig: er nimmt mit Appetit sein Zuckerwasser. Frau Körber wurde nach Mitternacht geholt. Als ich selbst aus unserem philomathischen Verein etwas vor 11 Uhr zu Hause kam, fand ich meine liebe Frau noch bei dem kleinen Bettchen bethätigt, welches gerade fertig geworden. Sie schien schon eine Ahnung von dem was bevorstand zu haben und sah mich beim Gute Nacht bedeutungsvoll an. Ich bat sie mich sogleich wecken zu lassen. Ich wurde erst um 5 ¾ Uhr von Rosel mit der Nachricht überrascht, daß das Büblein geboren sei! Und ich sah die Mutter im schmerzensvollen Entzücken und das mächtige Kindlein mit seinem Herkulesrücken und wohlgeformten Gesichtchen. Meine liebe Susanna hat mir die peinliche Angst langer Stunden ersparen wollen und lieber allein die Schmerzen getragen. Sie hat sich tapfer benommen und mir in rührender Liebe ein gewiß nicht leichtes Opfer gebracht. Meine Liebe soll ihr dafür lohnen!
Frau Körber hat gute Dienste geleistet und Rosel mit ihr. Auch unser Doctor Dorsch war heute Vormittag da um nachzusehen und fand Alles in der Ordnung. Unsere liebe Frau schlummert ruhig und erholt sich allmählich von ihrer Schwäche.
Die Kinder halten sich ordentlich vorn in der Wohnstube. Auch Sophiechen ist bei ihnen, die heut morgen ein wenig fieberte, jetzt aber wieder ganz munter ist. Bis sie ganz wohl ist, muß sie bei uns bleiben.
Allen lieben Verwandten habt Ihr wohl die Güte die frohe Nachricht mitzutheilen. In die Zeitung bringen will ich sie nicht; hier am Ort ist sie heute Vormittag bei den Bekannten angesagt worden.