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Karl Hegel an Ferdinand Frensdorff, Erlangen, 29. Januar 1865

Geehrter Herr Doctor!1

Kern hat Ihnen seine Erwiederung auf Ihre Anfrage zugeschickt, die Sie noch werden benutzen können. Ihrem Wahraus sehe ich in den nächsten Tagen entgegen. Und so wären wir dann glücklich so weit, daß wir mit dem Druck beginnen könnten, da genug Material vorliegt, um nicht in die Gefahr einer Stockung zu gerathen. Die Taxation auf 20 Druckbogen hat mich überrascht und meine ich auch jetzt noch, daß das wirkliche Druckergebnis hinter ihr zurückbleiben wird. Indessen wird immerhin genug Stoff vorhanden sein, um einen mäßigen Band zu füllen. Es ist nicht deshalb, daß ich die Aufnahme des Berliner Codex2 gewünscht habe. Der Küchlin genügt mir sachlich nicht; dieses gereimte Stück fabelhafter Geschichte hat für sich außerordentlich wenig Anziehendes; lieber hätte ich es als eine bloße Beilage zu einer Chronik gesehen, welche uns jene Regierungsgeschichte in einem größeren Zusammenhang bringt. Ihre Bedenken, die Sie gegen die Aufnahme geltend machen, kann ich sicherlich um so weniger abweisen, als ich die Aufzeichnung selbst nicht kenne. Der Umfang würde kaum im Wege stehen, da die Noten zum Text doch gewiß viel weniger zahlreich sein werden als bei dem Anonymus und sonstige Beilagen, außer dem Küchlin, zu geben nicht erforderlich wäre. Daß der Inhalt auch bei den Späteren wieder vorkommt, kann doch allein nicht entscheiden, besonders da auch Eigenthümliches sich findet, was werthvoll erscheint. Mehr in Betracht kommt die Priorität der Abfassung, welche Sie doch wohl dieser Aufzeichnung zuerkennen. Besonders wäre es in dieser Beziehung von Interesse zu wissen, wie dieselbe sich zu Meisterlin’s Chronographie verhält, ob sie früher ist und dieser selbst als Vorlage gedient hat oder umgekehrt. Im ersteren Fall würde sie doppelte Berücksichtigung verdienen. Werthvoller als Meisterlin ist sie nach Allem was sich von beiden weiß, ohne Zweifel, und wenn wir von der Aufnahme des Meisterlin absehen, wie ich sehr gern thue, so würden wir doch nicht wohl auch diese verwandte und noch gar nicht gekannte ähnliche Chronik bei Seite lassen dürfen.

Wollen Sie dies in Überlegung nehmen und mir Ihre Meinung darüber weiter mittheilen. Im Fall Sie schon Abschrift von dem Berliner Codex gemacht hätten, würde ich Sie ersuchen mir gleich diese selbst mitzuschicken. Natürlich würde die Abschrift vor allem nöthig sein, wenn wir uns weiter mit der Chronik befassen wollen und könnten Sie vielleicht Jemand finden, im Fall Sie selbst nicht daran gehen mögen, der zuverlässig genug wäre, um ihm die Arbeit gegen Honorar anzuvertrauen.

Ganz einverstanden bin ich mit Ihnen in Betreff der Zwischenräume, daß solche nur da eintreten sollen, wo ein neues Jahr beginnt, welches die darüberstehende Jahreszahl deutlich dem Leser ankündigen soll; im Übrigen werden nur Absätze zu machen sein, wo das Manuscript sie hat (ich meine unser Manuscript) .

Wegen des ue3 können Sie den Setzer noch ausdrücklich erinnern; auch daß er die lateinisch geschriebenen Textesausführungen überall deutlich mit 4 zu setzen habe – wie wohl er das auch schon wissen muß, wenn es der alte Setzer ist, was wir freilich nicht wissen. Auf die Kopftitel, daß sie in Ordnung seien, haben Sie bei der Correctur zu sehen.

Die Correctur werden Sie sich natürlich nicht nehmen lassen, auch kann sie nur von Ihnen gut gemacht werden. Auf dringenden Wunsch von Hirzel habe ich keine Revision mehr beim vorletzten und letzten Bande verlangt; um so sorgfältiger war aber bei der Correctur zu verfahren, welche zwei Mal, oder das eine Mal mit Verzeichnung des Manuscripts, das andere Mal ohne dieses, nur dem Sinne nach, durchzulesen ist. Gleichzeitig mit Ihnen werde auch ich einen Correcturbogen erhalten und werde ich ihn durchgehen, um im dringenden Fall noch eine Erinnerung entweder nach Leipzig oder nach Göttingen zu senden.

Wegen des Glossars werde ich mich an Lexer wenden: Orts- und Personenregister werden Sie gewiß gern gegen anständiges Honorar übernehmen; Sie lassen sich am besten mit der Correctur oder, um diese nicht länger aufzuhalten, mit einer nachträglichen Revision der Aushängebogen verbinden, welches letztere auch darum besser ist, weil in der Correctur auch bisweilen noch Zeilenveränderungen vorkommen. Die Namen für das Register werden mit dem Citat auf kleine Quartzettel geschrieben; diese zuletzt, wenn sie vollständig sind, geordnet und zusammen in der gehörigen Ordnung abgeschrieben.

Es wird immer noch drei bis vier Wochen dauern bis Sie nach Absendung des Manuscripts die erste Correctur erhalten. Und somit dann ‚Glück auf’ zum guten Anfang!

Hochachtungsvoll
der Ihrige
Carl Hegel