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Karl Hegel an Matthias Lexer, Erlangen, 5. März 1865

Sehr geehrter Herr Professor!

Der Druck des 4. Bandes der Städtechroniken1 hat begonnen. Er soll den Anonymus I, den Wahraus und noch einen Anonymus aus einer Berliner Handschrift, dem Küchlin als Beilage hinzugefügt wurde, bringen. Dr. Frensdorff hat alle diese Stücke bearbeitet. Ein Glossar ist für diesen Band um so mehr zu wünschen, als wir mit diesem zu einem andern Dialekt übergehen. Niemand aber kann das besser machen als Sie und Niemandem liegt es näher als Ihnen, da Sie diese Texte zum Theil selbst schon bearbeitet haben, und an Niemand wende ich mich lieber, als an Sie, mit der Bitte auch dieses Glossar zu übernehmen. Im Fall Sie darauf einzugehen geneigt sind, bitte ich Sie sich zugleich über die Honorarbedingungen zu äußern, in dem ich mich zum voraus zu denselben Bedingungen bereit erkläre, über welche wir zum vorigen Bande2 übereingekommen sind.

Durch unseren Freund Kern werden Sie unterreichtet sein, wie es uns hier geht. Ich kann es nur rühmen und Gott dafür danken, daß meine gesamte Familie, welche noch durch ein Söhnlein im December vorigen Jahrs sich bis zur Siebenzahl von Kindern vermehrt hat, sich wohl befindet.3 So habe auch ich von Ihnen erfahren, daß Sie sich eines schönen häuslichen Glückes4 erfreuen und durch Ihre Wirksamkeit befriedigt sind. Seien Sie versichert, daß ich herzlichen Antheil daran nehme.

Freund Kern hat Ihnen und uns durch sein Hin und Her Schwanken zwischen verschiedenen Entschlüssen manche Noth gemacht. Da er den eigentlichen und letzten Entschluß immer5 nicht von sich, sondern von äußeren Eventualitäten abhängig macht, so kann es nicht anders sein als daß er mit dem Anschein, in welchem sich diese ihm zeigen, beständig wechselt. Zuletzt muß es nun aber doch zu einer Entscheidung kommen, und ich wünsche für ihn immer noch dasselbe 6 haben, daß ihn von mir Weg ehren -samkeit eröffnet. Daher vor Ausweg ergreifen, wenn der andere, den er für den ehrenvolleren hält, sich ihm verschlossen zeigt! Möge er sich über sich selbst nicht täuschen!7

Grüßen Sie Ihre liebe Frau
Treulichst
der Ihrige
Carl Hegel.