Möchten Sie es freundlich entschuldigen, wenn meine Ungeduld von neuem in eine Anfrage an Sie ausbricht.
Seitdem ich Ihre Zeilen von December empfangen habe, für die ich Ihnen bestens danke, sind wieder über zwei Monate vergangen, ohne daß ich auch nur von einer bevorstehenden Entscheidung gehört hätte. Jetzt nähert sich das zweite Jahresquartal, für mich mit Ostern der Ablauf meines hiesigen Engagements, und die allzu lange Verzögerung legt mir die Befürchtung nahe genug, daß mein Warten, nach Ostern bei dem Mangel bester Beschäftigung um so peinlicher für mich, am Ende doch ein vergebliches sein möchte. | So drängt sich mir die Frage auf, ob nach Ihrer Ansicht auch jetzt noch Aussicht auf günstige Entscheidung, und speciell für mich vorhanden ist. Da ich äußerst gerne in die in Aussicht stehende Stellung und Beschäftigung eintreten würde, so würde ich ja gerne auch noch länger warten, auch bei nur einigermaaßen begründeter Hoffnung, aber lieb, sehr lieb wäre es mir doch, wenn sich bis zum April eine bestimmte, und zwar hoffentlich gute, Entscheidung ergäbe oder herbeiführen ließe. – Waitz schrieb mir noch vor ein paar Wochen im Ganzen sehr vertrauensvoll; möchte er sich nicht getäuscht haben.
Im Nothfalle würde ich ja gerne auch bis zum October hin abwarten, und da ich für thüringische
Geschichte weiter zu sammeln begonnen habe, wäre ich auch wißenschaftlich zur Genüge beschäftigt, aber außerordentlich lieb wäre mir natürlich die frühere, günstige Entscheidung. – Für eine kurze Mittheilung Ihrer An- | sicht über die Sachlage wäre ich Ihnen nach alle dem sehr verbunden.
Hochachtungsvoll ergeben
Theodor Knochenhauer.
Knochenhauer, TheodorTheodor Knochenhauer106801292718421869Knochenhauer, Theodor (1842–1869), hatte in Berlin und Göttingen Philologie, Geschichte sowie Nationalökonomie studiert und war 1863 als Schüler Georg Waitz’ in Göttingen mit seiner Dissertation über die „Geschichte Thüringens in der karolingischen und sächsischen Zeit“ zum Dr. phil. promoviert worden. Nachdem er kurzzeitig als Privatsekretär des Archivars Johann Martin Lappenberg (1794–1865) in Hamburg gearbeitet hatte, legte er 1864/65 das Oberlehrerexamen ab und wirkte eine Zeit lang als Lehrer. 1865 gab er seine Lehrertätigkeit auf und begann, auf Empfehlung Waitz’ als Mitarbeiter Karl Hegels (1813–1901) zuerst in Nürnberg, später in Bamberg Chroniken zu sichten. In den Jahren zwischen 1864 und 1869 stand Theodor Knochenhauer in regem Briefkontakt mit Karl Hegel. In diesen Briefen berichtete er zumeist über den Fortgang seiner Forschungen. Mit nicht ganz 27 Jahren beging er Selbstmord. Hegel, der dem Bearbeiter der Bamberger Chroniken noch zu Lebzeiten zugesagt hatte, „daß sie so lange liegen bleiben“, bis er „zu ihrer Vollendung und Ergänzung abkommen können werde“, hatte wohl aus Gründen der Pietät sich gegen eine Publikation derselben in überarbeiteter Fassung entschieden, so daß diese erst nach Hegels Tod mit dem entgegenkommenden Einvernehmen der Münchener Historischen Kommission in der Publikationsreihe „Fränkische Chroniken“ der Gesellschaft für fränkische Geschichte erscheinen konnten. Sie wurden in der Historischen Zeitschrift positiv rezensiert.
Hegel, KarlKarl Hegel
HiKo
11657075X
Meiningen50.56761,10.4153029Etwa 60 Kilometer südlich von Eisenach und etwa 70 Kilometer nördlich von Schweinfurt gelegene Haupt- und Residenzstadt des Herzogtums Sachsen-Meiningen.
Universitätsbibliothek (UB) Erlangen-Nürnberg, Erlangen: Ms. 2053; Ms. 2069; Ms. 2306; Rar V, 11
.
UB Erlangen-Nürnberg
1000
Kreis
, Marion: Karl Hegel. Geschichtswissenschaftliche Bedeutung und wissenschaftsgeschichtlicher Standort (= Schriftenreihe der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Bd. 84), Göttingen, Bristol, CT, USA 2012.
Kreis
, Geschichtswissenschaftliche Bedeutung
2012
Chroust
, Anton/
Knochenhauer
, Theodor: Chroniken der Stadt Bamberg. 1. Hälfte. Chronik des Bamberger Immunitätenstreites von 1430-1435. Mit einem Urkundenanhang. Nach einem Manuskripte von Th[eodor] Knochenhauer. Neu bearbeitet und hg. von Anton
Chroust
(= Veröffentlichungen der Gesellschaft für fränkische Geschichte. 1. Reihe. Fränkische Chroniken, Bd. 1, 1. Hälfte, postum), Leipzig 1907.
Chroust/Knochenhauer
, Chroniken Stadt Bamberg 1. Hälfte
1907
Chroust
, Anton/
Knochenhauer
, Theodor: Chroniken der Stadt Bamberg. 2. Hälfte. Chronik zur Geschichte des Bauernkrieges in der Markgrafenfehde in Bamberg. Mit einem Urkundenanhang. Bearbeitet und hg. von Anton
Chroust
(= Veröffentlichungen der Gesellschaft für fränkische Geschichte. 1. Reihe. Fränkische Chroniken, Bd. 1, 2. Hälfte, postum), Leipzig 1910.
Chroust/Knochenhauer
, Chroniken Stadt Bamberg 2. Hälfte
1910
Professor, ProfeßorBerufs- oder Amtsbezeichnung und Anrede für den Inhaber einer Professur an einer Universität oder Hochschule, wobei nicht jeder Professor eine Professur bekleidet; früher auch Bezeichnung für einen Gymnasiallehrer (Gymnasial-Professor) bzw. Lehrer an einer Lateinschule.
Thüringische Geschichte (Knochenhauer; 1863/1871)Forschungen des ehemaligen Mitarbeiters Karl Hegels (1813-1901), Theodor Knochenhauer (1842-1869), welche in zwei Bänden 1863 und 1871 (postum) erschienen unter folgenden bibliographischen Titeln: „Geschichte Thüringens in der karolingischen und sächsischen Zeit. Von Dr. Theodor Knochenhauer. Gotha 1863“, sowie „Geschichte Thüringens zur Zeit des ersten Landgrafenhausers (1039-1247) von Theodor Knochenhauer. Mit Anmerkungen herausgegeben von Karl Menzel. Mit Vorwort und einer Lebensskizze des Verfassers von R[udolph Usinger]. Gotha 1871“; den 1871 veröffentlichten Fortsetzungsband hatte Theodor Knochenhauer parallel zu seinen Arbeiten für das Hegelsche Editionsprojekt im Auftrag der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften in München erarbeitet.
Thüringer, thüringischZu Thüringen gehörend, Thüringen zuzuordnen, auf Thüringen bezogen.
GeschichteGeschichtswissenschaft als Universitätsdisziplin sowie als gymnasiales Unterrichtsfach; auch: historische bzw. gesellschaftswissenschaftliche Abhandlung, Darstellung, Monographie über einen speziellen konkreten oder abstrakten Forschungsgegenstand wie z. B. die Geschichte einer Stadt, Geschichte einer wissenschaftlichen Disziplin etc.