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Theodor Knochenhauer an Karl Hegel, Meiningen, 7. März 1865

Hochgeehrter Herr Profeßor!2

Möchten Sie es freundlich entschuldigen, wenn meine Ungeduld von neuem in eine Anfrage an Sie ausbricht.

Seitdem ich Ihre Zeilen von December empfangen habe3, für die ich Ihnen bestens danke, sind wieder über zwei Monate vergangen, ohne daß ich auch nur von einer bevorstehenden Entscheidung gehört hätte. Jetzt nähert sich das zweite Jahresquartal, für mich mit Ostern4 der Ablauf meines hiesigen Engagements, und die allzu lange Verzögerung legt mir die Befürchtung nahe genug, daß mein Warten, nach Ostern bei dem Mangel bester Beschäftigung um so peinlicher für mich, am Ende doch ein vergebliches sein möchte. So drängt sich mir die Frage auf, ob nach Ihrer Ansicht auch jetzt noch Aussicht auf günstige Entscheidung, und speciell für mich vorhanden ist. Da ich äußerst gerne in die in Aussicht stehende Stellung und Beschäftigung eintreten würde, so würde ich ja gerne auch noch länger warten, auch bei nur einigermaaßen begründeter Hoffnung, aber lieb, sehr lieb wäre es mir doch, wenn sich bis zum April eine bestimmte, und zwar hoffentlich gute, Entscheidung ergäbe oder herbeiführen ließe. – Waitz schrieb mir noch vor ein paar Wochen im Ganzen sehr vertrauensvoll; möchte er sich nicht getäuscht haben.

Im Nothfalle würde ich ja gerne auch bis zum October hin abwarten, und da ich für thüringische Geschichte weiter zu sammeln begonnen habe, wäre ich auch wißenschaftlich zur Genüge beschäftigt, aber außerordentlich lieb wäre mir natürlich die frühere, günstige Entscheidung. – Für eine kurze Mittheilung Ihrer An- sicht über die Sachlage wäre ich Ihnen nach alle dem sehr verbunden.

Hochachtungsvoll ergeben
Theodor Knochenhauer.